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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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umzubringen – und Navis und Moril dazu. Sag mir mal, was ich deswegen unternehmen soll!«
    Der Alte Ammet blickte ihn mit einem Ernst an, der Mitt plötzlich sehr an Wend erinnerte, nur dass der Alte Ammet im Wind flatterte und raschelte. »Ich bin nicht hier, um dir zu sagen, was du tun sollst.«
    »Nein«, sagte Mitt bitter. »Ihr Unvergänglichen gebt niemals eine offene Antwort. Ihr kommandiert nur herum.«
    »Mir steht es nicht zu«, sagte Ammet, »unseren Groß-Vater infrage zu stellen, den ihr den Einen nennt. Sein Gesetz bestimmt, dass wir seiner sterblichen Familie nicht sagen dürfen, was sie tun soll. Damit würden wir die Menschen zu Marionetten machen.«
    »Dann hat der Eine soeben sein eigenes Gesetz gebrochen«, erwiderte Mitt.
    »Ich bin gekommen, weil ich dir sagen will, dass du gerade darüber nachdenken solltest«, sagte Ammet.
    Während Mitt diesen Satz verdaute, herrschte Schweigen, das erfüllt war vom warmen Wind und dem Rascheln und Flattern von Ammets weißblondem Haar. »Das verstehe ich nicht«, sagte er schließlich. Als er aufblickte, sah der Alte Ammet ihn so freundlich an, dass er sich ganz schrecklich fühlte.
    »Ich möchte dich daran erinnern, dass wir dir unsere Namen gaben, damit du sie in der Not aussprechen kannst«, sagte der Alte Ammet.
    Mitt nickte. Er spürte, wie sein Gesicht sich von ganz alleine verzog. Er wusste in der Tat vier Namen, die größeren und geringeren Namen des Alten Ammets und Libbi Biers, und hatte sie in eine Ecke seines Verstandes verbannt. Dieser Teil seines Verstandes fühlte sich an wie ein kranker Zahn, an dem man immer wieder mit der Zunge tastet, obwohl man genau weiß, dass es wehtun wird. »Du meinst, ich sollte deinen größten Namen zu ihr sagen?«
    Ammet lachte. Es war, als hätte der Wind zu einer warmen Bö aufgefrischt. »Diesen Namen sollte man nicht leichthin benutzen. Es werden noch viele lange Jahre vergehen, bevor du meinen Großen Namen sagen musst. Aber du kennst drei andere. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass eines Tages Oreths Schild wieder ganz mit Äckern wie diesen bedeckt sein könnte, wenn du die drei Namen richtig nutzt.«
    Er breitete die Hand aus, um Mitt auf die wiegende Gerste und den steifen raschelnden Weizen aufmerksam zu machen.
    Mitt betrachtete sie wehmütig und dachte an den Hof, den er vielleicht einmal besitzen würde. »Das würde dir gefallen, oder?«, fragte er.
    »Uns würde es gefallen, Alhammitt«, stimmte der Alte Ammet ihm zu. Er lächelte Mitt eher traurig über die Schulter mit dem wehenden Haar hinweg an, während er um eine Ecke des Weges verschwand.
    Mitt blieb einen Moment stehen und sah ihm hinterher. Der Weg führte schnurgerade zwischen den beiden Feldern hindurch. Dann seufzte Mitt und wandte sich zum Gehen.
    Moril stand wenige Schritt hügelabwärts. Einen Moment lang starrten sie sich gegenseitig in die Augen. Dann befeuchtete Moril seine Lippen und räusperte sich. Dennoch erklang seine Stimme kratzig vor Ehrfurcht. »Wer … wer war das?«
    »Der Alte Ammet«, antwortete Mitt. »Der Erderschütterer.« Seine Stimme war in keinem besseren Zustand. »Was machst du hier?«
    »Du hattest vergessen, dir Brot mitzunehmen«, sagte Moril.
    »Es sah doch schon heute Morgen aus wie ein verdammter grauer Stein«, entgegnete Mitt. »Inzwischen hat es bestimmt Würmer.«
    »Na ja, ich habe dir jedenfalls …« Moril wollte ihm das Bündel hinstrecken, hielt aber mitten in der Bewegung inne und starrte es an. Er schlug das Tuch beiseite und hielt einen krustigen Laib frischen Brotes in der Hand. Mitt roch, wie frisch es war, denn der Wind trug den Duft heran. Er blickte bedauernd auf den Käse und die Zwiebeln, die er noch nicht angerührt hatte. Die Zwiebeln waren die Gleichen wie vorher, doch das Stück Käse war wieder hell und frisch. Es roch genauso verlockend wie das Brot.
    Er hielt ihm Moril hin. »Möchtest du etwas?«
    Moril nickte. Er rückte die Quidder auf seinem Rücken zurecht und setzte sich an die Hecke. Während Mitt sich neben ihn niederließ, kam ihm der Gedanke, dass die Quidder für Moril fast ebenso sehr einen kranken Zahn bedeutete wie für ihn die vier Namen – und ihm noch mehr zur Last fiel. Seit Hestefans Drohung, ihm das Instrument wegzunehmen, hatte Moril es kaum einmal aus den Augen gelassen.
    Sie brachen das knusprige frische Brot entzwei, teilten den Käse in zwei Hälften und aßen wie die Wölfe. »Trotzdem«, kam Mitt auf das zurück, was Moril zuerst gesagt hatte,

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