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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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zahlten.
    Eines Tages dann, kaum dass die Blume von Holand den Hafen verlassen hatte und sie vor allen Zuhörern sicher waren, fragte Siriol ganz überraschend Mitt, ob er den Freien Holandern beitreten wolle.
    »Darüber muss ich nachdenken«, antwortete Mitt ihm. An diesem Morgen verkaufte er keinen Fisch, sondern eilte nach Hause, um Milda um ihren Rat zu bitten, bevor sie zur Arbeit ging. »Ich kann doch nicht beitreten, oder?«, fragte er. »Nach allem, was sie Vater angetan haben?«
    Doch Milda begann durch den Raum zu tanzen, dass ihr Rock umherwirbelte und die Ohrringe schwangen. Ihr Grübchen war klar und deutlich zu sehen. »Das ist die Gelegenheit!«, rief sie. »Verstehst du denn nicht, Mitt? Das ist deine Gelegenheit, es ihnen am Ende doch noch heimzuzahlen!«
    »Ach so«, sagte Mitt. »Ja, ich glaube, da hast du Recht.«
    Und aus Mitt wurde ein Freier Holander. Auch das machte ihm Spaß, weil er in das Geheimnis eingeweiht wurde und zugleich selber das Geheimnis bewahrte, nur deshalb beizutreten, um seinen Vater zu rächen. Über diese beiden Geheimnisse grinste Mitt während der endlosen, langweiligen Wachen, wenn er ganz allein an der Ruderpinne der Blume von Holand stand, und die Sterne, die langsam über ihm kreisten, schienen frohlockend zu schimmern.
    Als Ham Einwände erhob, fuhr Siriol seinen Maat an: »Ach, halt den Mund, er ist sehr nützlich! Wer gibt sich mit einem Jungen ab, der genauso aussieht wie alle anderen Kinder? Für die Leute zählen Kinder doch nicht. Sogar mit seinem Fischverkauf kommt er ungeschoren davon. Er ist in geringerer Gefahr als wir!«
    Für Mitt bedeutete es ein ungetrübtes Vergnügen, im Auftrag der Freien Holander Nachrichten zu übermitteln. Er ergötzte sich an seiner Kunst, auf den überfüllten Straßen ungesehen zu bleiben. Es war gut, klein zu sein und durchschnittlich auszusehen, denn dadurch überlistete er Harchads Soldaten und Spione. Sorgfältig lernte er seine Meldung auswendig, und sobald der Fischmarkt schloss, schlich er sich davon, tauchte in den Menschenmassen unter, schaute vielleicht einem Faustkampf zu, trieb sich an den Kasernen herum und scherzte mit den Soldaten; selbst dabei fiel er niemandem auf. Er war Mitt von der freien Seele, der keine Furcht kannte. Am meisten Spaß hatte er, wenn Soldaten eine Straße an beiden Enden absperrten und jeden verhörten, der darin gefangen war.
    Harchad ordnete dergleichen ziemlich oft an, sowohl um Aufrührer zu fangen als auch, um die Menschen gekonnt einzuschüchtern. In angespannter Stille, die nur vom Stiefeltritt der Soldaten gestört wurde, gingen seine Männer von einem Passanten zum nächsten, durchsuchten Beutel und Taschen und fragten jeden, was er auf der Straße zu suchen habe. Mit größtem Vergnügen dachte sich Mitt alle möglichen Gründe aus. Er liebte es auch, seinen Namen zu nennen. Es war einfach unschlagbar, den häufigsten Namen in Holand zu tragen. Ohne zu lügen, nannte er sich Alham Alhamsohn, Ham Hamsohn, Hammitt Hammittsohn oder Mitt Mittsohn und probierte alle Kombinationen durch, die ihm gerade gefielen. Er belebte die öden Stunden auf dem Fischerboot, indem er sich überlegte, wie er Harchads Männer demnächst anführen könnte.
    Ein Freier Holander zu sein hatte nur den Nachteil, dass er an den Treffen teilnehmen musste, obwohl er überhaupt nicht begriff, worüber dabei gesprochen wurde. Sobald sie ihm nichts Neues mehr waren, langweilten sie ihn zu Tränen. Man saß in irgendeinem Schuppen oder einer Dachkammer beisammen, oft ohne eine einzige Kerze, und Siriol begann von Tyrannei und Unterdrückung zu sprechen. Dann sagte Dideo, dass die Anführer von morgen von unten kommen würden. Aber es kam nie jemand, und Mitt wunderte sich. Irgendjemand berichtete dann langatmig ein neues Beispiel für Hadds Willkür, und jemand anders flüsterte etwas über Harchad. Früher oder später schlug dann Ham mit der Faust auf den Tisch und sagte: »Wir schauen auf den Norden, nicht wahr? Soll der Norden doch seine Karten auf den Tisch legen!«
    Als Ham dies zum ersten Mal sagte, überfiel Mitt ein aufgeregter Schauder, denn er wusste, dass man Ham für diese Bemerkung verhaften konnte. Leider sagte Ham es so oft, dass Mitt irgendwann das Interesse daran verlor. Schließlich nutzte er die Treffen, um versäumten Schlaf nachzuholen. In jenen Tagen bekam er nie genug Schlaf.
    Mitt war der Meinung, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn er sich an den Freien Holandern rächen wollte,

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