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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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erklären«, war alles, was Siriol dazu sagte.
    Dann geriet Graf Hadd mit vier anderen Grafen gleichzeitig in Streit. Ganz Holand stöhnte auf, doch sosehr sie Hadd verabscheuten, für seine Streitlust bewunderten sie ihn fast schon wieder. »Hat er sich wieder mit Graf Henda in die Haare bekommen, was?«, fragten die Frauen in Mildas Manufaktur. »Also ehrlich, wie ihn kenne ich keinen zweiten!« Diesmal aber legte sich Hadd nicht nur mit Henda allein an, sondern zusätzlich mit den Grafen von Canderack, Weymoor und Dermath. So mächtig waren diese Grafen und besaßen zusammen einen so großen Teil Süd-Dalemarks, dass in Holand sich berechtigter Zweifel regte, ob Hadd ihnen allen gleichzeitig die Stirn bieten könne.
    »Diesmal hat er sich einen größeren Brocken abgebissen, als er kauen kann, der alte Sünder«, sagte Dideo zu Mitt. »Vielleicht bietet sich hier endlich die Gelegenheit für die Freien Holander.«
    Das wollte Mitt hoffen. Doch Harl, des Grafen ältester Sohn, verschaffte sich bei Hadd einen Stein im Brett, indem er ihm eine Möglichkeit vorschlug, mit den vier Grafen fertig zu werden. So dick und träge Harl auch war, manchmal wurde er mit seinem Bruder Navis und einer Horde Treiber, Diener und Hunde auf der Jagd im Koog gesehen, wo er mit einer langen, mit Silber eingelegten Schrotflinte Vögel schoss. Als Sohn eines Grafen war es Harl gestattet, eine Büchse zu benutzen. Außer Grafen durften nur Barone und Gefolgsmänner noch eine Flinte besitzen, denn im Süden hatte es zu viele Aufstände gegeben. Große Schiffe führten Kanonen mit, um sich gegen die Schiffe des Nordens schützen zu können, aber alle anderen Waffen waren verboten. Aber warum, so fragte Harl, sollte man den Soldaten nicht ebenfalls Feuerwaffen geben? Die vier Grafen würden es sich zweimal überlegen, ob sie Holand angriffen, wenn das Heer Holands mit Büchsen bewaffnet war.
    Hadd stimmte ihm zu. Und das war das Aus für den Traum Mitts und der Freien Holander. Pacht, Miete und Hafengebühren stiegen ins Unermessliche, und Holand gab widerwillig zu, noch während es knurrte, dass Hadd auf alles eine Antwort hatte.
    »Das ist nicht recht«, sagte Ham. »Gebt Harchads Männern Büchsen, und sie führen sich zehnmal schlimmer auf als jetzt. Aber man muss Hadd bewundern. Ein guter Zug.«
    Hadd traf jedoch auch noch andere Vorkehrungen. Der Graf von Canderack verfügte, weil ihm die Küste nördlich von Holand zum größten Teil gehörte, über eine große Flotte, die er notfalls gegen Hadd senden konnte. Auch Holand besaß eine Flotte. Doch um ganz sicherzugehen, versprach Hadd dem Baron der Heiligen Inseln nördlich von Canderack seine Enkelin Hildrida zur Frau. Die Schiffe der Heiligen Inseln waren berühmt und, wie Siriol zu Ham bemerkte, wohl der einzige Grund, weshalb der Norden nicht schon lange den Süden erobert und allen die Freiheit gebracht hatte. Milda sann unter einem anderen Gesichtspunkt darüber nach, während sie mit drei anderen Frauen an einer riesigen Tagesdecke nähte, die mit blauen und goldenen Rosen bestickt werden sollte. Eine der Frauen hatte erwähnt, dass Lithar, der Baron der Heiligen Inseln, zwanzig Jahre alt sei. Eine andere Frau hatte entgegnet, Hildrida Navistochter könne höchstens neun sein.
    Milda erinnerte sich, wie sie sich einmal für Navis und seine Familie interessiert hatte. »Dann würde ich sagen, es ist in keiner Weise gerecht!«, entgegnete sie hitzig.
     

4.
    Auch Hildrida Navistochter erschien es zutiefst ungerecht. Zuerst hatte sie geglaubt, sie bekäme Ärger, weil sie mit ihrem Bruder Ynen segeln gegangen war. Beide waren sie es müde, ständig zu hören, sie seien zu klein, um allein mit dem Boot auszulaufen, und hatten es über, sich von den Seeleuten im Dienste des Grafen zahm die Küste hoch-und hinunterfahren zu lassen. Ynen wollte selbstständig ein Boot führen. Darum waren sie davongeschlichen und hatten sich die Jacht ihres Vetters ausgeliehen. Die Fahrt war ein himmlisches Vergnügen und zugleich sehr furchteinflößend gewesen. Gleich vor dem Westbecken brachte Ynen das Boot fast zum Kentern, bevor er sich an den Wind gewöhnte. Und zweimal wären sie fast auf den Sandbänken abseits des Hafens gestrandet. Trotzdem schafften sie es: Sie hatten die Jacht wieder eingebracht, und das, ohne auch nur einmal gegen die Mole zu stoßen.
    Doch als Hildy im Palast ankam, wurde ihr ausgerichtet, ihr Vater wünsche sie sofort zu sprechen. Natürlich fürchtete sie gleich, er

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