Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
Vom Netzwerk:
Dideo besorgt – umsonst! Also wirklich, dich kann man ja gar nicht aus den Augen lassen! Wie soll ich denn Siriol seinen Verrat heimzahlen oder sonst was unternehmen, wenn du ständig so weitermachst?«
    »Du klingst genauso wie dein Vater«, entgegnete Milda kühl. »Ich sage nur, dass ich diese Austern zum Spottpreis von zwei Silberpfennigen bekommen habe, und du solltest dankbar dafür sein.«
    »Zwei Silberpfennige?« Mitt hob die schwieligen Hände zur Decke. »Das ist kein Spottpreis, das spottet jeder Beschreibung! Das war ein Raubüberfall am helllichten Tag, sonst nichts!«
    Mitt und Milda – und die Ameisen – aßen Austern zu Abend und zum Frühstück, und danach fühlten sie sich beide ein wenig unwohl – nur den Ameisen ging es prächtig wie immer. Ham, freundlich wie er war, half Mitt, den Rest des Korbes ins Hafenbecken auszukippen.
    »Und sie geht hin und zahlt dafür zwei Silberpfennige!«, stöhnte Mitt.
    »Sei nicht zu streng mit ihr. Sie ist ein besseres Leben gewöhnt«, sagte Ham. »Sie ist eine liebreizende, gute Frau, ja das ist sie.«
    Mitt starrte ihn an. »Wenn ich mich nicht sowieso schon hundeelend fühlen würde«, sagte er, »dann wär mir jetzt speiübel!« Und während er wieder nach oben ging, brummte er mit höchstem Abscheu: »Von wegen liebreizende, gute Frau!« Natürlich war er sich im Klaren darüber, dass seine Mutter noch immer jung und schön war, auch wenn sie diese verhasste Runzel im Gesicht trug, wohin eigentlich ihr Grübchen gehörte. Er wusste, dass sie anders war als bestimmte Frauen aus dem Mietshaus, die an den Kai gingen und sich den Matrosen anboten, wann immer ein Schiff einlief. Aber dass Ham so etwas sagen musste! Mitt hatte nie bemerkt, dass er Milda bewunderte. Ham war zu schwerfällig und zu schüchtern, um sich Milda zu offenbaren, und was Milda betraf… Mitt gelangte allmählich zu der Ansicht, dass alle Frauen dumm zur Welt kämen und dann geistig verfielen.
    Alda, die Frau Siriols, war von allen am schlimmsten. Mitt sagte sich, er müsse froh sein, dass seine Mutter nicht all ihr Geld für Arris ausgab wie Alda. Gewöhnlich war Alda zu betrunken, um den Fang zu verkaufen, für den Siriol, Ham und Mitt geschuftet hatten. Mitt tat es in der Seele weh, mit anzusehen, wie sie still auf einem Fass in der Ecke des Fischbüdchens saß, während Lydda hilflos hinter dem Fischhaufen stand und den Leuten die Ware zu billig ließ. Nach all ihren Mühen, nachdem sie die halbe Nacht auf See waren und im Nieselregen die Netze einholten, brauchte nur die Haushälterin eines reichen Kaufmanns oder irgend so ein affektierter Bursche aus dem Palast herbeizukommen und auf einen Haufen süßer Weißfische zu deuten, und demütig halbierte Lydda den Preis. Das war einfach ungerecht. Ausgerechnet die, die es sich leisten konnten, den vollen Preis zu bezahlen, machten noch ein Schnäppchen. Aber so war es eben überall in Holand.
    Nach einer Weile konnte Mitt Lyddas rückgratlose Unterwürfigkeit einfach nicht mehr ertragen. Wenn der Fisch schon billig wegging, dann sollte er wenigstens für wenig Geld an die richtigen Leute gehen. Mit dem Ellbogen drängte er Lydda beiseite und versuchte, den Fisch selbst an den Mann zu bringen.
    »Hadd, Hadd, Haddock!«, rief er aus. »Gut genug für ‘nen Grafen, und außerdem noch spottbillig!« Als die Leute stehen blieben und ihn anstarrten, hielt Mitt einen Haddock hoch, einen geräucherten Schellfisch, und winkte damit. »Hadd«, sagte er, »ock. Na kommt schon. Er frisst euch schon nicht. Ihr verspeist ihn!« Mit der anderen Hand hob er einen Aal. »Und hier ist ein Harl – ich meine natürlich ein Aal – zu verkaufen. Wer möchte einen schönen frischen Harl zum Abendessen?« Es war ein großer Spaß, und er schlug sehr viel Fisch los.
    Danach verkaufte nur noch Mitt. Lydda wog den Fisch und wickelte ihn ein, während Alda auf ihrem Fass saß, über Mitt schmunzelte und ihren Arris-Atem auf die Kunden hauchte. Mitt war sehr oft sehr müde. Er bekam aufgesprungene Hände, die zudem mit kleinen Schnitten durch die Fischschuppen überzogen waren, aber ihm war es das wert, wenn er nur Bosheiten über Hadd herumbrüllen konnte.
    »Du solltest deine Zunge im Zaum halten, Junge«, sagte Siriol, wann immer er Mitts Verkaufsgesprächen zugehört hatte. Trotzdem ließ er ihn weitermachen, denn schließlich umstand dadurch stets eine lachende Menge seinen Stand und kaufte Fisch. Selbst die Palastlakaien kicherten, wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher