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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
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dann musste er doch erfahren, was sie vorhatten. »Was haben die denn eigentlich vor?«, fragte er Milda. »Es geht immer nur darum, dass sie auf den Norden schauen oder über Harchad flüstern – ganz leise aber nur – oder von Tyrannei reden und so weiter. Worum geht es ihnen bloß?«
    Milda blickte sich ängstlich im Zimmer um. »Leise! Es geht ihnen um einen Aufstand, einen Umsturz… hoffe ich wenigstens.«
    »Sie haben es jedenfalls nicht sehr eilig«, entgegnete Mitt unzufrieden. »Pläne haben sie auch keine. Ich wünschte, du kämst mit zu den Treffen, vielleicht verstehst du, worüber sie die ganze Zeit reden.«
    Milda lachte. »Das könnte ich… Aber ich glaube nicht, dass sie mich dabeihaben wollen.«
    Als Milda lachte, war die Runzel dem Grübchen gewichen. Wenn das geschah, versuchte Mitt sie zu ermutigen, so weit er nur konnte. Darum sagte er: »Ich wette, sie hätten dich sogar gern dabei. Du könntest sie ein bisschen aufrütteln und dazu bringen, endlich mal etwas zu beschließen. Ich kann das mit der Tyrannei und allem einfach nicht mehr hören!« Und da er damit Milda ein breites Lächeln entlockte, gab Mitt sein Bestes, dass sie weiterlächelte. »Ich sage dir was«, fuhr er fort. »Ich möchte mich schon an ihnen rächen, weil sie Vater verraten haben, aber dem alten Hadd möchte ich es genauso heimzahlen. Ihm würde ich liebend gern eins auswischen, weil er schon so viele Jahre auf dir rum trampelt.«
    »Was bist du nur für ein tapferer Junge!«, rief Milda. »Du weißt wirklich nicht, was Furcht ist, oder?«
    Danach herrschte Einigkeit zwischen ihnen, dass Mitt in seinem Leben zwei Bestimmungen zu erfüllen hatte: Er musste die Freien Holander zerschlagen und die Welt von Graf Hadd befreien. Mitt bezweifelte nicht, es schaffen zu können, und Milda auch nicht.
    So schloss sich Milda ebenfalls den Freien Holandern an. Mitt war entzückt, denn er erhoffte sich viel davon. Milda besuchte die Treffen und sprach so gewandt wie irgendjemand sonst. Sie liebte das Reden. Sie liebte es, sich verstohlen über die abgeblendete Laterne zu beugen und in die schattenhaften, aufmerksamen Gesichter ihrer Zuhörer zu blicken. Das alles hatte jedoch nur zur Folge, dass Milda eine ebenso eifrige Freiheitskämpferin wurde wie alle Freien Holander. Wann immer Mitt zu Hause war, wollte sie mit ihm über den Umsturz sprechen.
    »Lodernder Ammet!«, sagte Mitt empört. »Das ist ja, als würden die Treffen überhaupt nicht mehr aufhören!«
    Gleichzeitig machten Mildas Vorträge Mitt einiges klar. Schon bald konnte auch er über Tyrannei und Erhebungen, Unterdrückung und Anführer von unten reden und hatte dabei das Gefühl, er wisse, wovon er sprach. Und wenn er Zeit zum Nachdenken hatte – was manchmal vorkam, wenn die Blume von Holand auf dem Weg zu den Fanggründen beharrlich die Wellen durchpflügte –, gelangte er zu dem Schluss, dass alles in allem Dalemark in zwei Hälften geteilt sein musste: den Norden, wo die Menschen eigenartigerweise frei und glücklich lebten, und den Süden, wo nur Grafen und reiche Menschen frei und glücklich sein konnten, wo man aber dafür sorgte, dass arme Leute wie Mitt und Milda so unglücklich waren, wie es nur ging.
    Richtig, sagte sich Mitt. Ich schätze, das ist eine gute Zusammenfassung. Und jetzt müssen wir nur noch etwas dran ändern.
    Doch die Freien Holander schienen sich tatsächlich damit zu begnügen, immerfort zu reden, und Mitt konnte sie bald kaum noch ertragen. Er freute sich sehr, als ein anderer Geheimbund vier von Hadds Spitzeln ermordete. Siriol freute sich nicht. Bedrückt prophezeite er Mitt, dass sich nun alles zum Schlechteren wenden würde. Und er sollte Recht behalten.
    Harchad verhängte eine Ausgangssperre. Jeden, den die Soldaten nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße aufgriffen, führten sie ab, und niemand sah ihn jemals wieder. Siriol verbot Mitt, in dieser Zeit Nachrichten auszutragen. Den Grund dafür begriff Mitt nicht ganz.
    Dann versuchte ein Dieb am Kai, einen Mann auszurauben. Er schlug sein Opfer nieder und nahm ihm sein Geld ab, doch als er den Mann durchsuchte, fand er versteckt im Mantel einen goldenen Knopf mit dem Weizengarben-Wappen Holands darauf. Der Dieb wusste, dass Harchad all seinen Spitzeln solch einen Knopf gab, und bekam es so sehr mit der Angst zu tun, dass er ins Hafenbecken sprang und ertrank. Diese Geschichte begriff Mitt erst recht nicht.
    »Na, wenn du es nicht von selbst verstehst, werde ich es dir nicht

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