Jones, Susanna
hübschen Körper, zart und schlank, während Lucy wie ein eingeschlagener Boiler gebaut ist. Lucy hatte keinerlei Probleme mit gemeinschaftlichem Baden. Sobald sie sich im Schutz des heißen Wassers befand, genoss sie die
Tatsache, dass sie mehr Platz einnehmen konnte als die übrigen Frauen. Ihr Körper hatte eine größere Oberfläche, und so musste ihr die Berührung des brühheißen Wassers auch zwangsläufig einen größeren Genuss verschaffen.
Wir setzten uns alle drei nebeneinander an die Hähne zum vorgeschriebenen Reinigungsritual. Wir saßen auf niedrigen Holzhockern, füllten Schüsseln mit Wasser und übergössen uns damit. Lily beobachtete Natsuko und mich, um ja alles genau wie wir zu machen. Als wir uns gewaschen hatten, drehte ich das kalte Wasser voll auf und hielt meinen Knöchel ein paar Augenblicke darunter, bis er fast taub war.
Es gab drei Becken. Eines war im Badehaus und schon voll belegt. Frauen lagen darin ausgestreckt, die Augen geschlossen, das Haar mit Hilfe kleiner gelber Handtücher aus dem Gesicht gehalten. Wir gingen nach draußen, wo die zwei Becken fast leer waren. Das Wasser floss von dem einen in das andere. Im Hintergrund ragte ein Hügel steil in die Höhe, und ein dünner Wasserfall fiel über die Kante und speiste einen Bach, der in der Nähe des Thermalbads vorbeifloss. Von überall her war das Geräusch von Wasser zu hören.
Natsuko ging schnurstracks zum heißesten Becken und setzte sich mit einem kleinen Handtuch auf dem Gesicht hinein. Lily folgte ihr, schrie aber auf, als sie die Hitze spürte, und sprang sofort wieder heraus. Ihre Beine waren von den Knien abwärts rosa geworden.
«Finden Sie es nicht angenehm?», fragte Natsuko träge unter ihrem nassen Handtuch.
«Theoretisch schon.» Lily stand unschlüssig herum. «Es ist bloß ein bisschen heiß.»
«Ich finde es herrlich. Wenn ich je ein eigenes Haus habe, möchte ich unbedingt eine heiße Quelle im Garten haben. Dann wäre ich bestimmt für den Rest meines Lebens glücklich.» Natsuko seufzte.
«Vielleicht ist die Temperatur in dem hier erträglicher», meinte ich und stieg in das andere Becken. Das war sie, geringfügig, und Lily folgte mir, vorsichtig und zögernd, ein Körperteil nach dem anderen, bis zuletzt nur noch ihr Kopf herausschaute.
Die kühle Luft des späten Nachmittags war ebenso erfrischend wie das Wasser, in dem wir lagen, und ich schloss die Augen, um sie intensiver zu spüren und den verschiedenen Geräuschen des Wassers zuzuhören. Ich legte meinen verletzten Knöchel auf den Rand des Beckens. Natürlich dachte ich schon nach wenigen Sekunden an Teiji und daran, wie schön es gewesen wäre, ihn hier bei mir im Becken zu haben, und sonst niemanden weit und breit. Teiji war mein Aussehen egal. Manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt wusste, wie ich aussah. Wenn er mich anstarrte, schien er mir unter die Haut zu schauen, aber ich hatte keine Ahnung, was er sehen mochte. Es war mir gleichgültig. Solange ich seine Aufmerksamkeit am Abschweifen hindern konnte, hatte ich keinen Grund zur Klage. Bevor mein Gedankenspiel weiter gedeihen konnte als bis zu dem Punkt, wo Teiji untertauchte, um mit seinen Lippen meine Beine zu berühren, fing Lily wieder an zu reden.
«Ich frage mich, was Andy davon halten würde.»
«Vielleicht würde er es mögen.»
«Glaub ich kaum. Er hält nicht viel von Dingen, die er nicht kennt. So langsam glaube ich, dass ich nur Dinge wirklich mag, die ich nicht kenne. Komisch eigentlich. Es war mir nie aufgefallen, wie verschieden wir sind. Jetzt scheint es mir sonnenklar. Ich wollte, ich wäre wie Sie.»
Ich war völlig verblüfft und warf ihr einen - wahrscheinlich argwöhnischen - Blick zu. Unter dem rot gefärbten Haar war ihr Gesicht ganz rosig. Sie schien sich im heißen Wasser nicht sehr wohl zu fühlen.
«Nein, ernsthaft. Sie haben alles im Griff. Sie sind auch wirklich gescheit. Werden Sie und Teiji eigentlich irgendwann heiraten?»
«Ich glaube nicht.» Und ohne Vorwarnung füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht, damit ich einen Grund hatte, sie mir abzuwischen, bevor Lily etwas merkte.
«Warum nicht?»
Ich massierte mir den Knöchel. Der Schmerz ließ allmählich nach.
«Es ist nicht so eine Art von Beziehung.»
Und sofort bereute ich, das gesagt zu haben. Ich wusste nicht, was für eine Art von Beziehung es war. Ich hatte mir bis dahin noch nie Gedanken darüber gemacht. Jetzt hatte ich Lily Munition
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