Jordan, Penny
schreiend davongelaufen, um Neil nicht mehr zu sehen. Sie wollte … Endlich flüsterte sie mit belegter Stimme: „Nein … Nein, Sie dürfen mich nicht so begehren. Ich …ich bin Isabelles Freundin, und …“
Ihr Körper und ihr Verstand waren vor Entsetzen wie gelähmt. Es half nichts, dass sie sich immer wieder sagte: Dies ist doch Neil – der nette, freundliche Neil, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Jetzt sah sie in ihm nur den Mann. Und sie musste ständig daran denken, was jener andere Mann ihr angetan hatte. Wenn sie doch fortlaufen und sich vor ihm verstecken könnte …
„Pepper, bitte – ich begehre Sie so …“
Neil griff nach ihr, und Pepper erstarrte vor Schreck und Widerwillen, sobald seine Finger ihr Handgelenk berührten. Wie versteinert stand sie da und wollte schreien. Sie öffnete den Mund, doch sie bekam keinen Ton heraus.
„Pepper, was ist?“
Die Türglocke läutete; das schrille Geräusch zerriss die gespannte Stille. Sofort ließ Neil Pepper los, und ihre Angst legte sich. Sie war wieder die selbstsichere beherrschte Frau und öffnete die Tür.
„Hallo, ich habe eben Jeremy bei seinem Klub abgesetzt und dachte, ich komme mal vorbei. Wolltest du gerade schlafen gehen?“
Pepper konnte Isabelle nicht aufhalten. Die Freundin lief ins Wohnzimmer, blickte langsam von ihrem Bruder zu Pepper und wieder zurück und zog ihre eigenen Schlüsse aus Neils Anwesenheit.
„Oje, ich komme ziemlich ungelegen, nicht wahr? Ich hatte ja keine Ahnung …“
„Neil ist nur auf einen Sprung vorbeigekommen“, erklärte Pepper mit fester Stimme und wusste sofort, dass Isabelle ihr nicht glauben würde.
Wie erwartet, lächelte die Freundin. „Schon gut, schon gut“, versicherte sie den beiden. „Ich bin ja großzügig. Wie lange geht das schon so? Das hätte ich nie erwartet … Pepper, du Heuchlerin! Du hättest mir ruhig etwas verraten können. Ist es sehr ernst?“
„Isabelle, es ist überhaupt nichts. Neil ist ebenso wie du ganz zufällig vorbeigekommen.“
Es nützte nichts, Isabelle glaubte ihr nicht – auch nicht, als Neil gemeinsam mit ihr gehen wollte.
Als sie alle drei in dem kleinen Flur standen, flüsterte sie Pepper ins Ohr: „Tut mir leid, dass ich dir den Spaß verdorben habe. Der arme Neil ist entsetzlich spießig. Wahrscheinlich glaubt er, es wäre ein schlechtes Beispiel für mich, wenn er jetzt über Nacht bei dir bleibt.“ Sie lachte tief. „Hat der eine Ahnung …“
Natürlich durfte Pepper nicht darauf hoffen, dass die Freundin ihre Schlussfolgerungen für sich behielt. Trotzdem war sie erstaunt, als Isabelles Vater eines Abends bei ihr anrief und sie fragte, ob er sie besuchen dürfe.
Sie hatte mit Alastair Kent nicht so viel Kontakt gehabt wie mit der übrigen Familie, hielt ihn jedoch für einen fairen, wenn auch etwas reservierten Mann, der immer noch der Meinung war, dass Frauen sich um Heim und Familie kümmern sollten und in der Geschäftswelt nichts zu suchen hatten.
Pünktlich um neun Uhr traf Alastair Kent bei Pepper ein. Sie führte ihn in ihr kleines Wohnzimmer und bot ihm etwas zu trinken an. Er lehnte dankend ab.
„Isabelle hat mir erzählt, dass Sie und Neil sich ziemlich nahegekommen sind“, begann er ohne Vorrede. „Trifft das zu?“
Pepper, die wesentlich klüger und gewandter war als Isabelle, wusste genau, worauf er hinaus wollte.
„Nicht, soweit es mich betrifft“, antwortete sie aufrichtig und überlegte ihre nächsten Worte genau. „Neil glaubt, dass er viel mehr für mich empfindet, als es der Wirklichkeit entspricht.“ Sie machte eine kleine Pause, und Alastair Kent entspannte sich ein wenig.
Das Mädchen war also vernünftig und ließ mit sich reden. Im Grunde hatte er nichts anderes erwartet. Eigentlich mochte er Pepper. Sie war eine nette junge Frau und blitzgescheit. Aber als Ehefrau für Neil hatten Dorothea und er jemand anders im Sinn …
„Und Sie – teilen Neils Gefühle nicht?“, fragte er.
Pepper hob den Kopf. „Nein. Ich möchte selbst Karriere machen, Mr Kent.“
Sie zögerte und holte tief Luft. „Eine Ehe ist in meinem Lebensplan derzeit nicht vorgesehen.“
Alastair Kent runzelte die Stirn. Was Neil betraf, war die Sache offenbar ernster, als er und Dorothea angenommen hatten. Zwar hatten sie nie offen über ihre Absichten mit ihm gesprochen, ihren Sohn jedoch immer wieder mit der Tochter seines Vetters zusammengebracht.
Fiona Campbell war aufgrund ihrer Abstammung und ihres Werdegangs
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