Jordan, Penny
überzeugen können, dass Miles ihr absolut nichts bedeutete. Diese Närrin war unheilbar romantisch und hatte nur gekichert, als sie es ihr versicherte.
Was in aller Welt hatte Miles vor? Natürlich wollte er sie aus dem Gleichgewicht bringen. Aber steckte noch mehr dahinter? Er machte nicht den Eindruck, als würde er ein ganzes Wochenende vergeuden, nur um jemanden zu belästigen.
Leider konnte sie sich Isabelle nicht anvertrauen, und das wusste Miles natürlich. Er schien im Hinblick auf sie einen sechsten Sinn zu entwickeln. Pepper wurde es ganz heiß, wenn sie daran dachte, wie er während des Abendessens mit ihr geflirtet und die Aufmerksamkeit aller auf sie gezogen hatte – Nick eingeschlossen.
Kein Wunder, dass Nick verstimmt fortgegangen war. Als hätte es nicht gereicht, war Miles zu allem Überfluss noch am Sonnabendmittag in dem ruhigen Pub aufgetaucht, als sie Nick gerade alles erklären wollte. Standhaft hatte er behauptet, sie wären doch zum Essen verabredet.
Isabelle musste ihm erzählt haben, wohin sie gehen wollten. Sonst hätte er es niemals herausbekommen. Natürlich war Nick verärgert gewesen.
Seufzend lehnte sich Pepper in ihren Sessel zurück und rieb sich die Stirn, um die Spannung zu vertreiben. Es war witzlos, sich wegen dieses Mannes derart aufzuregen.
Sie öffnete ihren Terminkalender und begann zu arbeiten. Normalerweise hatte sie keinerlei Schwierigkeiten, ihr Privatleben beiseitezuschieben. Aber heute schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. Ständig musste sie an das vergangene Wochenende denken. Wie gut hatte Miles in Isabelles Kreis gepasst, wie klug hatte er alle Gäste an der Nase herumgeführt. Und dennoch gehörte er, wie sie, nicht völlig dazu. Wie sie hatte er darum kämpfen müssen, seine jetzige Position zu erreichen. Wie sie …
Erschöpft warf Pepper ihren Stift auf den Schreibtisch. Das führte zu nichts. Sie sah aus dem Fenster. Die Sonne schien, und es war ein klarer, strahlender Tag. Plötzlich hatte sie das unwiderstehliche Bedürfnis nach frischer Luft und dem freien Land – eine unbestimmte, beunruhigende Sehnsucht, die zu jener Seite ihres Charakters gehörte, die sie so lange unbarmherzig unterdrückt hatte.
Sie läutete nach Miranda und erklärte kühl: „Ich nehme mir den restlichen Tag frei. Falls jemand nach mir fragt: Ich bin morgen früh wieder da.“
Miranda starrte sie mit offenem Mund an. Pepper ging nie fort, ohne ihr eine Telefonnummer zu hinterlassen.
Zehn Minuten später stürzte die Empfangssekretärin aufgeregt in ihr Zimmer und wedelte mit einer Zeitung.
„Mir scheint, du hast recht – es geht um einen Mann. Sieh dir das an!“
Der Fotograf hatte genau in dem Augenblick auf den Auslöser gedrückt, als Miles Pepper vor dem anstürmenden Pony beiseiteriss. Auf dem Bild wirkten sie wie ein Liebespaar, das sich leidenschaftlich umarmte, und die etwas rührselige Unterzeile deutete an, dass es sich um mehr als eine Zufallsbegegnung handele.
„Miles French – hui! Er sieht toll aus, findest du nicht? Gegen solch einen Mann hätte ich auch nichts einzuwenden. Kein Wunder, dass sie sich heute freigenommen hat.“
Peppers Angestellten waren nicht die Einzigen, die sich Gedanken über das Foto machten. Richard Howell entdeckte es ebenfalls und gratulierte seinem Mitverschwörer in Gedanken zu dem Erfolg. Nach der Art und Weise, wie Pepper die vier Männer in ihrem Büro behandelt hatte, hatte er bezweifelt, dass French auch nur die geringste Chance hätte, irgendjemandem weiszumachen, sie wären ein Liebespaar. Doch er hatte nicht bedacht, wie versessen die Öffentlichkeit auf Nachrichten aus dem Privatleben der Prominenz war.
Plötzlich runzelte er die Stirn. Gut und schön, den ersten Schritt hatte Miles getan. Aber der zweite, wesentlich gefährlichere Teil seines Plans lag noch vor ihm. Simon wurde bereits ungeduldig, denn er mochte oder traute Miles nicht. Erst gestern hatte er sich mit Richard zum Lunch getroffen.
Simon war außerordentlich gereizt und nervös gewesen. Er hatte eher wie ein Psychopath gewirkt und nicht wie der prominente, äußerst scharfsinnige Parlamentsabgeordnete, als der er bekannt war. Erregt hatte er Richard vorgeschlagen, sie sollten die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen und sich nicht länger an Miles’ Plan halten.
Richard hatte Simons spätere Andeutung nicht aufgegriffen. Es war schlimm genug, dass er als Student gezwungenermaßen bei der Entführung des jungen Mädchens mitgemacht hatte.
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