Jordan, Penny
Ließ er sich in seiner jetzigen Position in solch eine Sache hineinziehen …
Außerdem hatte er das unbestimmte Gefühl, dass Simon diesmal nicht nur an eine Vergewaltigung dachte. Es war zwar unvorstellbar, dass ein Mann in Herries’ Position einen Mord plante, aber Simons Hass auf Frauen war so unübersehbar, so verzehrend, dass Richard sich mit einem äußerst unguten Gefühl von ihm getrennt hatte.
Ich muss mit Miles reden, beschloss er, griff zum Telefonhörer und legte ihn wieder hin. Nein, er durfte kein unnötiges Risiko eingehen. Er würde French vom Auto aus anrufen. Dort konnte ihr Gespräch nicht abgehört werden.
Miles war in seinem Büro, als das Telefon läutete. Er arbeitete an der Angelegenheit des Frauenhauses, doch seine Gedanken gingen immer wieder zu Pepper und der Frage, wie er sie an einen sicheren Ort bringen könnte. Er glaubte, er hätte die Antwort gefunden. Aber was er vorhatte, war riskant und von vielen Zufällen abhängig.
Vor einigen Tagen hatte er mit einem befreundeten Arzt gesprochen und ihm das Rezept für eine Mischung aus Medikamenten entlockt, mit der man augenblicklich das Bewusstsein verlor, ohne dass sich Nachwirkungen einstellten. Miles hatte behauptet, er könnte schlecht einschlafen und litte sehr unter Stress. Seinen eigenen Arzt wolle er nicht aufsuchen, weil der prinzipiell etwas gegen Beruhigungs- und Schlaftabletten hätte. Es war eine ziemlich fadenscheinige Ausrede gewesen, aber zum Glück hatte der Freund sie hingenommen.
Trotzdem musste Miles noch etliche Vorkehrungen treffen und vor allem einen Ort finden, an dem er Pepper so lange verbergen konnte, bis er sie von der Gefahr, in der sie schwebte, überzeugt hatte.
Er nahm den Telefonhörer ab und wunderte sich nicht sonderlich, dass Richard Howell am Apparat war. Sie waren in Verbindung geblieben, obwohl er den Verdacht hegte, dass Richard ihm ebenso wenig traute wie Simon.
„Gute Arbeit“, verkündete Richard. „Ich habe das Foto in den Zeitungen gesehen. Sie dürften jetzt ein beliebtes Thema für die Presse sein.“
„Rufen Sie mich deswegen an – um mir zu gratulieren?“, fragte Miles trocken.
Richard schwieg einen Moment. „Nein. Hören Sie, Simon setzt mich unter Druck“, gab er zu. „Ihm gefällt nicht, wie Sie die Sache angehen. Die Zeit läuft ihm davon.“
Miles hatte dies vom ersten Augenblick an erwartet. Wenn er nicht schnell genug handelte, würde Simon Herries die Sache selbst in die Hand nehmen, und das musste er unbedingt verhindern.
Er hatte sich noch einmal mit Elizabeth Herries getroffen und sie davon überzeugt, dass sie den Minister aufsuchen müsse. Der Termin war schon äußerst diskret auf seinen Namen ausgemacht worden. Über das Gesprächsthema hatte er nichts gesagt, sondern nur durchblicken lassen, dass es sich um das Verhalten eines sehr prominenten Parlamentsabgeordneten handele.
Deshalb brauchte er Zeit – Zeit, um Pepper in Sicherheit zu bringen und Elizabeth Herries davon zu überzeugen, dass sie die Scheidung einreichen müsse.
„Hören Sie, wollen wir uns nicht noch einmal zusammensetzen?“, fragte Miles.
„Ja, das scheint mir ratsam. Alex sollten wir ebenfalls dazubitten. Aber ich sage Ihnen schon jetzt, dass Simon Pepper Minesses Kopf fordert“, antwortete Richard aufrichtig. „Wir haben gestern gemeinsam zu Mittag gegessen, und – ehrlich gesagt – er macht mir Sorgen. Ständig spricht er davon, dass er sie loswerden muss.“ Verbittert fuhr er fort: „Wenn er das versucht, werden wir alle noch tiefer in die dumme Angelegenheit hineingezogen.“
„Sie könnten zur Polizei gehen und alles gestehen“, meinte Miles und wusste gleich, dass sein Vorschlag sinnlos war.
„Das geht nicht“, erklärte Richard kühl. „Keiner von uns kann das. Nein, je schneller Sie Pepper dazu bringen, ihre Ultimaten zurückzunehmen, desto besser. Wie gesagt, Simon traut Ihnen nicht“, fügte er trocken hinzu. „Wenn Sie nicht bald etwas erreichen, nimmt er die Sache selbst in die Hand.“
Da sagen Sie mir nichts Neues, dachte Miles, während er den Hörer wieder auflegte.
Sein Blick fiel auf einen Brief auf seinem Schreibtisch, den er schon in die Ablage gelegt hatte. Er stammte von einem vielfachen Millionär, für den er vor einiger Zeit einen äußerst heiklen Patentstreit durchgefochten hatte. Der Industrielle war ihm so dankbar gewesen, dass er ihm Ferien von unbeschränkter Dauer in einem seiner zahlreichen Häuser in Übersee angeboten
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