Jordan, Penny
geholfen. Was wollen Sie mit ihr tun, nachdem Sie sie entführt haben?“
Miles warf ihm einen eisigen Blick zu und erklärte kühl: „Ich bin nicht Simon Herries. Ich werde sie nur so lange außer Landes halten, bis sie sich Sorgen um die Zukunft ihrer Firma macht und bereit ist, uns ihre Akten auszuhändigen.“
Das würde allerdings nicht reichen. Miles wusste inzwischen, wie gefährlich Simon tatsächlich war. Falls Herries Gelegenheit dazu bekam, würde er Pepper umbringen. Einem Mann, der schon einmal zumindest indirekt getötet hatte, fiel es beim zweiten Mal leichter.
Miles legte die Hand über die Augen. Er wollte den beiden die Ergebnisse seiner Nachforschungen nicht mitteilen, war aber sicher, dass sie zutrafen. Es war schwierig gewesen, die Wahrheit über den Tod Wildings Schwester herauszufinden – schwierig, aber nicht unmöglich.
„Ich gehe jetzt lieber. Ich möchte Julia nicht zu lange allein lassen.“ Mühsam stand Alex auf.
Richard erhob sich ebenfalls. Seine Frau war um diese Zeit im Fernsehstudio. Sie hatte in letzter Zeit oft von einem gewissen Produzenten gesprochen, der gerade zu ihnen gestoßen war.
Plötzlich wurde Richard klar, dass er beinahe die Hälfte seines Lebens hinter sich hatte und immer noch nicht jene innere Zufriedenheit besaß, nach der er sich einst so gesehnt hatte. Der Besitz der Bank hatte ihm keine Befriedigung verschafft. Die Zeit vorher hatte Spaß gemacht. Lächelnd erinnerte er sich an einige spektakuläre Geschäfte, die er abgewickelt hatte. Heutzutage konnte er sich zurücklehnen und zusehen, wie andere diese Geschäfte machten.
Stirnrunzelnd stieg er nach dem Treffen in seinen Wagen. Was war nur mit ihm los? Er besaß alles, was er vom Leben erwarten konnte, und hatte alle seine Ziele erreicht. Ein kluger Mann wusste, wann er genug geleistet hatte. Was blieb ihm denn noch? Die Bank auszuweiten? Er hatte nicht die Absicht …
Ihm missfiel seine merkwürdige Stimmung. Normalerweise gab er sich nicht derartigen Selbstprüfungen hin. Das musste an dem Brief von Morris liegen.
Richard hatte lange keinen Kontakt mehr zu seinem Vetter gehabt. Soviel er wusste, arbeitete Morris bei der Rothschildbank und leistete dort gute Arbeit. Er wäre der ideale Mann für meinen Posten gewesen, überlegte Richard plötzlich. Morris hätte dieses tägliche Einerlei gefallen, das ihn so langweilte.
Entsetzt hielt Richard seinen Wagen an und beachtete den wütenden Protest der anderen Fahrer nicht. Er langweilte sich. Wie kam er denn auf diese Gedanken? Schließlich hatte er sein Leben lang für das gearbeitet, was er heute besaß.
Er nahm den Fuß von der Bremse und fuhr weiter. Er wurde langsam sentimental, das war alles. Ihm fehlten ein guter starker Martini und eine entzückende Blondine … Die würden seine Lebensgeister wieder wecken.
Nach Hause wollte er nicht, dort war es ihm ohne Linda zu leer. Deshalb fuhr er in Richtung Bank. Der Anblick des alten Gebäudes beflügelte ihn schon lange nicht mehr. Er erinnerte sich an die Erregung, die ihn erfasst hatte, als er genügend Macht und Geld besaß, um sie zu übernehmen.
Jessicas Geld hatte ihm dabei geholfen … Er hatte die Summe, die er ihr für sein Schweigen und ihre Freiheit abgenommen hatte, inzwischen verdoppelt und konnte es sich sogar leisten, ihr alles zurückzuzahlen.
Ihr alles zurückzuzahlen? Erneut hielt Richard den Wagen an und starrte in die Dunkelheit. Was in aller Welt war mit ihm los? Vielleicht hatte Herries recht, und Pepper Minesse war tatsächlich eine Hexe. Nun, wenn es stimmte, würde sie mit Miles French etwas erleben. Der war ein Mann, den man sich besser nicht zum Feind machte. Er war kein Herries, das hatte er gar nicht nötig. Ein Blick aus seinen kühlen, klugen Augen genügte, und man hatte das Gefühl, er hätte alle kleinen Gemeinheiten, jede List und Tücke, zu der man einmal gegriffen hatte, durchschaut.
Erschöpft startete Richard den Wagen wieder. Vielleicht war Linda jetzt zu Hause. Wenn ja, war sie hoffentlich so vernünftig und behielt ihre weiteren Lobeshymnen auf den neuen Produzenten für sich. Eine offene Ehe war gut und schön. Aber es gab Zeiten, in denen man die alten Traditionen sehr schätzte. Damals wusste der Mann noch, woran er mit seiner Frau war. Sie blieb zu Hause und gebar ihm Kinder. Sie kochte seine Mahlzeiten und wusch seine Socken …
Richard lachte innerlich. Er musste jüdischer sein, als ihm bewusst war. Kinder, wer wollte die schon? Man brauchte
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