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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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langer Zeit, als kleiner Junge, war er einmal mit einer Frau im Ziergarten seiner Mutter zusammengetroffen. Instinktiv hatte er die Macht und das Böse gespürt, die von ihr ausgingen, und war zurückgewichen. Doch sie hatte ihn überrumpelt. Blitzschnell war sie auf ihn zugekommen und hatte ihn gepackt. Obwohl er ein großer, kräftiger Sechsjähriger gewesen war, hatte es der gemeinsamen Anstrengung seines Kindermädchens und seiner Erzieherin bedurft, um den tödlichen Griff der Frau um seinen Hals zu lösen.
    Später hatte sein Vater ihm erklärt, dass diese Dame seine ältere Schwester wäre. Bis zu seiner Geburt hatte sie gehofft, ihr eigener Sohn werde eines Tages den Titel und alle Ländereien erben.
    Sie war schon zwanzig und selbst bereits Mutter gewesen, da hatten ihre Eltern entgegen aller Erwartung noch einen Sohn und Erben gezeugt. Als ihr Ehemann erkannte, dass ihr gemeinsamer Sohn den Titel nun doch nicht bekommen würde, hatte er sie verlassen. Nicht der Schock über den Verlust ihres Mannes, sondern der bösartige Hass auf den Bruder, der ihr vor die Nase gesetzt worden war, hatte sie wahnsinnig werden lassen.
    Manchmal, wenn Lord Marchington seinem Enkel in die Augen sah, erkannte er in ihnen denselben hasserfüllten Blick und Neid wie bei seiner Schwester. Ein bisschen Verrücktheit war nichts Ungewöhnliches beim Adel, wo seit Generationen Vettern und Cousinen untereinander heirateten. Aber Wahnsinn und der Wunsch zu töten waren keine charmanten Verschrobenheiten der sehr Reichen, es waren gefährliche, unentschuldbare Charakterzüge.
    Nicht zum ersten Mal machte sich Lord Marchington Sorgen um seinen Enkel und eventuellen Erben.
    Der Anruf eines alten Freundes in Oxford, der ihm mitteilte, dass Tim nun auch Rauschgift nehme, hatte ihn zurückgebracht.
    „Was ist los?“, fragte Rachel, die den Schatten auf Tims Gesicht bemerkte.
    „Mein Großvater ist angekommen.“ Er hatte ruhig und gelassen gesprochen, trotzdem hörte Rachel deutlich den Hass in seiner Stimme.
    „Komm“, erklärte er plötzlich, „wir fahren zurück.“
    In diesem Augenblick begriff Rachel, dass Tim sie nicht nach Marchington gebracht hatte, damit sie seine Familie kennenlernte. Erneut durchrieselte es sie eiskalt, und wieder sah sie den weißen Körper auf dem Altar und spürte die Gegenwart des Todes.
    Lord Marchington wunderte sich, dass Tim ein Mädchen bei sich hatte. Er brachte niemals seine Liebhaber mit – keines Geschlechts. Der Earl war kein Dummkopf … Er hatte die sexuellen Vorlieben seines Enkels längst bemerkt. Solange Tim eines Tages trotzdem heiratete und einen Sohn und Erben zeugte, gingen sie ihn nichts an. Erst wenn er den Namen von Marchington in Verruf brachte, musste er einschreiten.
    Tim erklärte seinem Großvater, dass sie gerade gehen wollten, und wurde auf der Rückfahrt immer verbitterter. Wäre der Earl nicht unerwartet aufgetaucht, hätte sich Tims Macht an diesem Wochenende verzehnfacht. Jetzt konnten sie nur wegen dieses alten Mannes die Schwarze Messe nicht in Marchington abhalten, und es war bereits zu spät, um die Pläne umzuändern und sie an einen anderen Ort zu verlegen.
    Rachel saß stumm neben Tim und wusste, dass ihre Beziehung zu Ende war. Tim setzte sie ziemlich unvermittelt vor dem Hotel ab.
    Er wollte schnellstens zu Simon, ihm erzählen, was geschehen war, und neue Kraft bei dem Freund schöpfen.

8. KAPITEL
    S  imon wollte gerade die Wohnung verlassen, denn er hatte eine Verabredung außerhalb der Stadt. Mit einem wahren Wutausbruch erzählte ihm Tim, was geschehen war.
    Simon schlug dem Freund vor, ihn zu begleiten. Er kannte Tims Hass auf seinen Großvater und nahm derartige Ausbrüche normalerweise gelassen hin, denn er war weiterhin fest entschlossen, Deborah zu heiraten.
    Tim konnte sehr unbesonnen sein, wenn er so wütend war wie jetzt. Rachels Namen spie er inzwischen ebenso gehässig aus wie den seines Großvaters. Ihre Weigerung, die Kapelle zu betreten, trieb seinen Hass beinahe auf die Spitze.
    Simon war diese Entwicklung im Grunde ganz recht. Ihm hatte Tims Vorschlag, die Schwarze Messe in Marchington abzuhalten, nie gefallen. Aber er stimmte ihm zu, dass Rachel bestraft werden sollte.
    „Sie muss geopfert werden“, erklärte Tim wild, drehte sich herum und packte die Aufschläge von Simons Jackett. Sie überquerten gerade eine schmale Brücke über den Fluss, dessen Strömung kraftvoll um die Steinpfeiler wirbelte. „Es muss sein, Simon … Es ist meine

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