Jordan, Penny
beendete, hatte Simon rasch herausgefunden. Schon in Eton hatte er gelernt, wie man derartige Informationen zusammentrug, und die einfältige Empfangsdame hinter der Hoteltheke hatte sie ihm bereitwillig geliefert.
Das Glück wollte es, dass Miles French am Abend von Tims Beerdigung in einen seiner Klubs ging und deshalb aus dem Weg war. Simon betrachtete dies als weiteres Anzeichen dafür, dass die Götter seinen Plan billigten. Dass Rachel ihn anzeigen könnte, fürchtete er keinen Augenblick. Mädchen ihrer Gesellschaftsschicht taten so etwas nicht.
Wie immer, wenn er an Rachel dachte, wallte der Hass gegen das ganze weibliche Geschlecht in Simon auf und trieb ihn bis an die Grenze des Wahnsinns. Er hatte Frauen stets verabscheut … Sie waren schwach und zerstörerisch und mussten bestraft werden. Seine Fingerspitzen brannten, und er spürte eine gewaltige Woge der Kraft und des Hochgefühls. Sie verdrängte die Wirklichkeit restlos.
Jene Krankheit, die sich zeit seines Lebens immer wieder bemerkbar machen sollte, verwandelte ihn von einem logisch denkenden Mann in einen Menschen, der einem Psychopathen gefährlich nahekam.
„Ich finde, wir sollten die Finger davonlassen“, gestand Alex Richard, während sie darauf warteten, dass Rachel den Pub verließ.
„Wir haben keine Wahl“, erinnerte Richard ihn schroff, und Alex schwieg, denn der Freund hatte recht. Ihm gefiel dieser Auftrag nicht. Er ging ihm gegen die innerste Natur. Von klein auf hatte man ihm beigebracht, dass der Mann die Frau ehren und beschützen müsse. Nach diesem Grundsatz lebten seine Eltern, und er war überzeugt, dass es richtig war. Nun sollte er eine junge Frau entführen und sie diesem …
„Hör auf, dir Sorgen zu machen“, erklärte Richard plötzlich. „Es ist bestimmt ganz einfach. Wir gehen ihr nach, ich packe sie, und du bindest ihr die Hände. Dann bringen wir sie in den Wagen, fahren sie zu Herries und lassen sie in seinem Zimmer.“
„Was wird er deiner Meinung nach mit ihr machen?“
Alex musste diese einfältige Frage einfach stellen. Sie verfolgte ihn geradezu. Simon hatte erzählt, das Mädchen hätte sowohl ihn als auch Tim wochenlang an der Nase herumgeführt. Er wollte ihr eine Lektion erteilen, nicht nur für sich, sondern auch für Tim. Doch wie er es auch drehte und wendete, für Alex sah es bedenklich nach Vergewaltigung aus.
Richard war nicht so feinfühlig wie Alex, aber ihm gefiel der Auftrag ebenfalls nicht. Andererseits wusste er nur allzu gut, dass Simon imstande war, seine Drohungen wahr zu machen. Richard hatte zu viel zu verlieren, und das wollte er keinesfalls wegen eines Mädchens, das er nicht einmal kannte. Das verfluchte Foto, das ihn nackt auf einem mit schwarzen Kerzen beleuchteten Friedhof zeigte, brauchte nur in die falschen Hände zu geraten, schon waren alle seine Chancen zerstört, jemals in die Bank seines Onkels einzutreten. Er konnte seine Pläne nicht wegen einer kleinen Hure aufs Spiel setzen, die so dumm war, sich mit Simon anzulegen.
Rachel verließ den Pub etwas verspätet. Trotzdem lehnte sie das Angebot ihrer Chefin ab, sich von deren Neffen nach Hause begleiten zu lassen, und trat vertrauensvoll in die Dunkelheit hinaus.
Kein sechster Sinn warnte sie, dass ihr jemand folgte, bis eine Hand ihren Mund verschloss und ein Arm sich fest um ihren Körper legte. Sie versuchte zu schreien, aber ihre Stimmbänder waren wie gelähmt. Schon klebte ihr jemand ein Pflaster über die Lippen und band ihre Hände auf dem Rücken zusammen. Sie versuchte, mit dem Fuß um sich zu stoßen. Doch sie wurde aufgehoben und zwischen zwei harten Körpern gefangen gehalten.
Der Wagen, den Richard gemietet hatte, stand am Ende der Gasse, und die Männer schoben Rachel hinein. Alex setzte sich zu ihr nach hinten, damit sie keinen Fluchtversuch unternahm, und Richard fuhr auf dem langen, kreisförmigen Umweg, den Simon ihm beschrieben hatte, zu dessen Wohnung.
Trotz des Entsetzens, das Rachel bei dem Überfall erfasst hatte, gewann ihr gesunder Menschenverstand bald die Oberhand. Aus irgendeinem Grund wurde sie verschleppt, und der musste etwas mit Tim zu haben. Sie erschauderte zutiefst. Tim war tot, aber Tote konnten über das Grab hinaus nach einem greifen. Sie dachte an ihre Großmutter, an deren Güte und Kraft, und versuchte sich an den Zauber zu erinnern, den sie als Kind gelernt hatte, um das Böse abzuwenden.
Hier im Wagen spürte sie das Böse nicht, eher schon eine gewisse Angst, die
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