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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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einzige Möglichkeit, die Macht zu gewinnen!“
    Tim tobte wie ein Wahnsinniger. Simon hörte ihm mit wachsendem Entsetzen zu. Er verabscheute dieses Gerede von Opferung und Blutvergießen, doch sobald er versuchte, etwas einzuwenden, wurde Tim noch heftiger. Er klammerte sich an das Jackett, bis seine Finger weiß und steif wurden.
    „Lass das …“ Simon versuchte, Tims Griff zu lösen. Er war körperlich stärker als Tim und konnte sich von ihm losmachen, wenn er ihn gegen das niedrige Brückengeländer schob.
    Er hörte die steinerne Mauerkrönung fallen und sah Tim wie in Zeitlupe hinabstürzen. Mit dem Kopf schlug er auf den Steinpfeiler, dann glitt er ins Wasser.
    Schon bevor er ihm nachsprang, wusste Simon, dass Tim tot war. Hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen und Entsetzen, zog er ihn heraus und beugte sich über den leblosen Körper.
    Ein Student, den er nicht kannte, eilte herbei. „Er ist … Er ist von der Brücke gestürzt“, rief Simon ihm zu.
    Diese Worte wiederholte er so oft, bis sie sich in sein Gehirn eingegraben hatten und er selbst daran glaubte. Und je mehr er von seiner eigenen Unschuld überzeugt war, desto stärker wuchs sein Hass gegenüber dem Menschen, der seiner Ansicht nach für Tims Tod verantwortlich war und gleichzeitig seine eigenen Zukunftspläne zerstört hatte. Rachel war an allem schuld. Es war, als wäre Tims Hass auf ihn übergegangen.
    Tims Tod wurde als „Unfall“ verzeichnet, doch für Simon galt das nicht. Rachel hatte ihn getötet, und sie musste dafür bestraft werden. Aber das konnte er nicht allein, dafür benötigte er Hilfe. Er erinnerte sich, wie Tim davon geschwärmt hatte, sie wäre ein ideales Opfer – noch Jungfrau! Langsam nahm sein Plan Gestalt an.
    Als Erstes brauchte er Komplizen. In seinem Kopf arbeitete es. Die beiden Novizen … Beide weigerten sich, bis Simon sie darauf aufmerksam machte, er könne jederzeit dafür sorgen, dass sie vom College verwiesen wurden. Was verlangte er denn? Es war doch wirklich nicht viel. Sie sollten nur ein Mädchen entführen und in sein Zimmer bringen. Mehr nicht.
    Ihnen blieb keine Wahl – sie mussten zustimmen. Richard Howell dachte an die Stellung, die sein Onkel ihm versprochen hatte. Alex Barnett erinnerte sich an die Opfer, die seine Eltern für ihn gebracht hatten, und an die Hoffnungen, die sie in ihn setzten. Daher stimmte er ebenfalls widerstrebend zu.
    Simon legte den Termin für den Abend von Tims Beerdigung fest – als persönlichen Abschied für ihn.
    Rachel hörte von Tims Tod, und nachdem sich ihr erster Schreck gelegt hatte, war sie davon überzeugt, dass sein Ende wohl unausweichlich gewesen war. Sie wusste selbst nicht, woher dieses Gefühl stammte – es war wie in der Kapelle von Marchington und hatte nichts mit Logik oder Wissen zu tun.
    Trotzdem war sie noch nicht außer Gefahr, das spürte sie, und es machte ihr Angst. Tim lebte nicht mehr, aber die Gefahr war geblieben. Sie lauerte überall, wartete auf sie und war umso beängstigender, da Rachel nicht wusste, woher sie kam.
    Simon hatte alles sorgfältig geplant. Der Wunsch nach Rache brannte tief in ihm, verdrängte seine Schuldgefühle und verkehrte die Wirklichkeit derart, dass er sie am Ende so sah, wie er sie sehen wollte.
    Im Gegensatz zu Tim glaubte er nicht, dass man den Teufel beschwören könne. Doch nun war ihm, als hätte Tim seine Kraft im Tod auf ihn übertragen. Simon ahnte nicht, dass diese Anflüge von Größenwahn auf eine Geisteskrankheit zurückzuführen waren, die durch seine schreckliche Kindheit hervorgerufen wurde. Hätte jemand es ihm klarmachen wollen, wäre er von ihm ausgelacht worden. Simon glaubte fest an seine Macht und seine Bestimmung zu etwas Großem.
    Rachel war ihm in die Quere gekommen. Sie hatte eines der Werkzeuge zerstört, mit dem er diese Bestimmung erreichen wollte, und deshalb musste sie bestraft werden. Nicht er war für Tims Sturz und damit für seinen Tod verantwortlich, sie war es … Die Zigeunerhure … Und sie sollte ihre Strafe bekommen.
    Simon hatte seit Tims Tod nichts gegessen, denn er hatte schon in der Pubertät festgestellt, dass Fasten sein Denkvermögen auf wundersame Weise schärfte. Manchmal aß er tagelang nichts, bekam Halluzinationen und erlitt entsetzliche Albträume, in denen sein Vater zu ihm kam. Er glaubte beinahe, Tims Schrei nach Rache zu hören. Für ihn war sein Plan längst zu einem Heiligen Krieg um Gerechtigkeit geworden.
    Wann Rachel abends ihre Arbeit

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