Jordan, Penny
drang – erst ein senkrechter Schnitt, dann ein waagerechter.
T … T für Tim, T für Terror.
„Und das ist für mich – als Erinnerung an den Mann, den du vernichtet hast.“
Rachel wurde es ganz elend, und sie begann zu würgen. Während sie die Demütigung ihres Körpers ertrug, mit der sie bis zum Ende ihrer Tage würde leben müssen, schwor sie, sich eines Tages dafür zu rächen. Und diese Rache würde lange und so furchtbar werden, dass Simon ebenso wie sie wünschte, er wäre tot und müsse keinen weiteren Sonnenaufgang mehr erleben.
Bevor Simon hinausging, riss er Rachel grob das Pflaster vom Mund, sodass ihre Lippen vor Schmerz zu brennen begannen, und drückte ihr ein Glas mit einer farb- und geruchlosen Flüssigkeit an die Lippen. Als sie nicht trinken wollte, schlug er sie und erklärte heftig: „Trink, du Närrin. Es sind nur zwei Schlaftabletten.“
Rachel weigerte sich immer noch. Da hielt er ihr die Nase zu und goss ihr die Flüssigkeit in den Mund, sodass sie schlucken musste.
Simon beobachtete Rachel, bis sie eingeschlafen war, dann nahm er rasch seine Kleider auf. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: Miles würde frühestens in einer halben Stunde kommen. Bis dahin war er längst verschwunden. Er stellte sich dessen Gesicht vor, wenn er entdeckte, wer in seinem Bett lag …
Vielleicht würde er sogar glauben, die Hure warte auf ihn.
Nun, er würde seinen Irrtum bald bemerken, falls er versuchte, mit ihr zu schlafen!
Simon blickte auf das blutleere, bleiche Gesicht hinab, das von dunkelrotem Haar umrahmt wurde. Er hatte es getan – er hatte Tims Tod gerächt. Die wilde Begierde war verflogen, er war jetzt ruhig und erfrischt.
Er brauchte ein Alibi für heute Nacht, falls die Kleine so dumm war und redete, was er bezweifelte. Wer würde einem Mädchen ihrer Gesellschaftsschicht, das weder Geld noch eine Familie zu ihrer Unterstützung besaß, schon glauben?
Simon lächelte friedlich, als er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich verschloss. Als Letztes hatte er die Fesseln an Rachels Händen zerschnitten. Sie hatten ihre Haut wund gescheuert.
Miles verließ den Klub später als beabsichtigt. Er hatte sich in eine heftige Debatte eingelassen und sie gewonnen. Doch in die Befriedigung, sich durchgesetzt zu haben, mischte sich Unbehagen. Simon Herries hatte etwas vor. Er spürte es, es lag geradezu in der Luft.
Tims Tod hatte Miles nicht sonderlich überrascht. Ein solches Ende hatte er beinahe erwartet, wenn auch in dramatischerer Form und nicht als einfachen Sturz von einer Brücke – falls es so gewesen war. Er hatte bemerkt, wie Tim die Leute verhöhnte und ausnutzte, und sich häufig gefragt, wie lange es noch dauern würde, bis seine Opfer zum Gegenschlag ausholten.
Es wunderte ihn nur, dass Simon Herries bei Tims Tod zugegen gewesen war. Soweit er es beurteilen konnte – und er besaß eine gute Menschenkenntnis –, war der lebende Tim für Simon erheblich wertvoller. Tim war Simons Werkzeug gewesen. Ohne ihn wurde Herries gefährlich verwundbar.
Simon wurde von dem unablässigen Ehrgeiz getrieben, jeden in seiner Umgebung zu beherrschen, während Tim mit den anderen eher Katz und Maus gespielt hatte. Jetzt war Tim tot, und er war nicht von einem wütenden Liebhaber umgebracht worden, sondern angeblich unter dem Einfluss von Rauschgift von der Brücke gestürzt.
Trotzdem sagte Miles die innere Stimme, dass mehr hinter Tims Tod steckte als ein einfacher Unfall. Etwas Düsteres, Gefährliches, ja Böses ging davon aus – aber er wusste nicht, weshalb.
Miles nahm zwei Stufen auf einmal und zog den Schlüssel aus der Tasche. Im Arbeitszimmer, das die drei sich teilten, brannte kein Licht, und Miles war so müde, dass er sofort in sein eigenes Zimmer ging. Ein seltsamer, fremder Geruch lag in der Luft. Rauschgift war es nicht, auch nicht Sex. Es roch nach Angst, merkte er erstaunt. Nach Angst und – Blut?
Miles schaltete das Licht ein und blieb auf der Schwelle stehen. Sein Blick glitt durch das Zimmer und heftete sich auf das nackte Mädchen, das auf dem zerknüllten weißen Laken in seinem Bett lag. Er lief hinüber und erkannte sie sofort. Tims kleine Rothaarige.
Diese Närrin – was tat sie hier? Sie war doch nicht so dumm gewesen, sich mit Simon einzulassen und von Tims Bett direkt in seins zu springen?
Nichts, was in Oxford geschah, konnte Miles erschüttern. Es war eine Zeit völliger sexueller Freiheit und Hemmungslosigkeit, und die Leute zogen
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