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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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schweigend. Gestützt auf ein abgebrochenes Stück Deichsel, das ihm als Stock diente, schwankte er zwar, aber er stand. Unter seinem verblüfften Blick hätte sie am liebsten alles fallen lassen, aber dann wischte sie trotzig die Klinge des Dolches an ihrem Rock ab und reckte das Kinn angriffslustig vor.
    Die feinen Damen, die ihm normalerweise Gesellschaft leisteten, fertigten vermutlich feine Altarstickereien an und sangen mit silberheller Stimme zu Lautenklängen, während ihre Dienstmägde um sie herum schwirrten. Jorina wusste, wie sehr sie sich von solchen Geschöpfen unterschied, und genau deswegen reckte sie die schmerzenden Schultern noch eine Spur stolzer. Sie würde sich nicht für schlichte Notwendigkeiten verteidigen.
    Stumm blieb sie vor ihm stehen und wartete. Ihre Blicke trafen sich, und zum ersten Male konnte er die Farbe ihrer Augen erkennen. Ein silbernes, höchst eigenartiges helles Blau, das im Schatten des morgendlichen Waldes zwischen schwachem Grün und leuchtendem Türkis schimmerte, wie das Meer vor einem Gewitter.
    »Weshalb tust du ...«, begann er und wurde von Jorina knapp unterbrochen.
    »Wir brauchen Kleider für Euch«, erwiderte sie. »Ein Messer einfach hier zu lassen wäre dumm. Wir benötigen eine Waffe! Wenn wir eine Quelle finden, werde ich das Hemd für Euch waschen. Es wäre jedoch gut, wenn Ihr das Wams trotz der Blutflecken anzieht. Der Morgen ist kühl, und Ihr seid noch schwach. Außerdem habt Ihr keine Schuhe, und so, wie Eure Füße aussehen, werdet Ihr keine hundert Schritte durch den Wald tun können ...«
    Er wusste, dass sie recht hatte, und doch bäumte sich alles in ihm dagegen auf, dass sie für ihn sorgte. Er wollte nicht, dass sie sich so selbstverständlich um ihn kümmerte. Es war nicht länger wichtig, ob er gesundete, ob er fror oder warme Kleider trug. Aber wie sollte er das diesem energischen Wesen verständlich machen?
    Sein Schweigen verdross Jorina. Sie nahm an, dass er sich damit von ihr und ihrer Hilfe distanzierte. Der vornehme Seigneur sah auf die dumme, kleine Magd herab, die sich um ihn bemühte. Es fehlte noch, dass er sie zurechtwies, dass sie nichts Besseres für ihn aufgetrieben hatte. Vermutlich war es das erste Mal, dass er vor der Notwendigkeit stand, schmutzige Kleider und die Schuhe anderer Leute tragen zu müssen.
    Sie zog ein trockenes Brett aus den Bruchstücken des Fuhrwerkes und legte die neuen Besitztümer sorgsam darauf ab. Dann machte sie sich daran, die restlichen Trümmer genauestens zu durchsuchen. Sie bezweifelte, dass sich die Räuber in der vergangenen Nacht diese zusätzliche Mühe gemacht hatten, und als sie eine zerlöcherte Decke unter der Kutschbank hervorzog, wusste sie, dass sie noch mehr finden würde.
    Am Ende betrachtete sie geradezu entzückt ihre Funde. Das Säckchen mit den Salzkristallen hatte sich in einem zerbeulten Kupfertopf befunden, der unter einen Busch am Wegrand gerollt war. Er hatte zudem zwei Feuersteine und einen Tonkrug enthalten, der den Sturz bis auf eine fehlende Scherbe am Rand bestens überstanden hatte. Zwei Holzschalen und ein paar angeschlagene Äpfel sowie ein kleiner Ziegenkäse vervollständigten ihre neuen Vorräte, die sie zusammen mit den restlichen Kleidern und der Decke in ein handliches Bündel verwandelte, das sie schultern konnte.
    Edwys Messer indes behielt sie in der Hand. Es verlieh ihr ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, auch wenn sie es in den Augen des Mannes eher hielt, als wolle sie Rüben hacken. Sie deutete mit der Spitze auf die Stiefel, in die er währenddessen geschlüpft war.
    »Werdet Ihr darin laufen können, wenn Ihr Euch auf meine Schulter und die Deichsel stützt?« erkundigte sie sich. »Ich wage nicht, hierzubleiben. Das Gesindel, das sich an dieser Straße herumtreibt, wird auch bei Tag auf Opfer lauern.«
    »Wie soll das gehen?« keuchte er und versuchte ein paar taumelnde Schritte. »Wenn der Himmel wirklich möchte, dass ich am Leben bleibe, wird er mir schon helfen müssen.«
    Jorina runzelte die Stirn. Sie war vielleicht nicht so fromm, wie es Mutter Elissa gefordert hatte, aber sie respektierte die himmlischen Mächte. Und sie hatte das deutliche Gefühl, dass ihr Schützling sich gerade eben über diese Mächte lustig gemacht hatte.
    »Überlasst nicht dem Himmel eine Arbeit, die Ihr selbst tun könnt«, widersprach sie ihm schroff. »Das Fieber hat Euch geschwächt, aber Eure Wunden sind nicht mehr entzündet, und wenn Euch bisher der Kopf

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