Jorina – Die Jade-Hexe
missbrauchen!«
»Aber Ihr missbraucht mich doch nicht«, rief Jorina, und ihre Traurigkeit wich abrupt aufflammendem Ärger. Er hatte sie noch nie so erlebt. Ihre Augen sprühten Blitze, und Röte stieg in ihre Wangen. »Es gefällt mir, wenn Ihr überall meine Haut berührt und mich küsst! Ich fühle mich dann so lebendig und warm ...«
»Herr im Himmel!« Der Ritter versuchte, die augenblickliche Reaktion seines eigenen Körpers auf diese leidenschaftliche Sympathiekundgebung zu ignorieren. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass sein Atem schneller ging und winzige Schweißperlen auf seiner Stirn erschienen. »Sag nicht solche Dinge zu einem Mann, Kleines!«
»Aber es ist die Wahrheit«, widersprach sie eigensinnig. Sie trat so nahe vor ihn, dass sie ihn fast berührte. »Ihr habt gesagt, ich habe Euch Vergessen und Lust geschenkt, warum wollt Ihr beides plötzlich nicht mehr haben?«
Als würde sein Blick magisch angezogen, starrte der Seigneur auf die Spitzen ihrer Brüste, die sich durch das grobe Leinenhemd abzeichneten, das ohnehin recht eng saß. Es stammte offensichtlich aus den Truhen eines Mädchens, das von der Natur wesentlich bescheidener bedacht worden war.
Jorina folgte der Blickrichtung seiner Augen. Offensichtlich gefiel ihm, was er sah. Wie wunderbar, sie würde ihm mehr davon zeigen! Sie hob die Hände und öffnete den Ausschnitt des Kittels, soweit es der Stoff zuließ. Sie bot sich an, aber wie verlockend sie war, war ihr selbst nicht bewusst. Unter seinem Blick versteiften sich ihre Brustwarzen noch mehr, ihre Brüste warteten sehnsüchtig auf seine Berührung.
Ihre unverhüllte erotische Aufforderung ließ Raouls Selbstbeherrschung in nichts zerfließen. Wie von selbst hob sich seine Hand, seine Finger berührten zärtlich ihre Brust, die harte Spitze. Jorina zog die Unterlippe zwischen die weißen Zähne und unterdrückte ein sehnsüchtiges Seufzen.
Sie wollte, dass er sie endlich wieder in seine Arme nahm, dass der bittere Zug um seine Lippen verschwand. Dafür würde sie sogar die Schmerzen noch einmal erdulden, die er ihr am Weiher zugefügt hatte. Sie schienen ihr ein geringer Preis für die Wonnen zu sein, die sie vorher verspürt hatte.
Bedeutungsvolles Schweigen lag zwischen ihnen. Eine spannungsgeladene Stille, die sogar das Murmeln der Quelle, die Stimmen der Vögel und das Rauschen des Windes ausschloss. Jorina vernahm ausschließlich das Dröhnen des eigenen, rasenden Herzens. Mit einem Schlag verließ sie der Mut, der sie bis zu diesem Augenblick getragen hatte. Sie hatte plötzlich Angst, verletzt und abgewiesen zu werden.
Aber auch Raoul de Nadier war höchst unterschiedlichen Gefühlen unterworfen. Er begehrte Jorina mit einem wilden leidenschaftlichen Hunger. Gleichzeitig jedoch rührte sie an sein Herz und weckte in ihm den Wunsch, sie in die Arme zu nehmen und vor allem Unrecht zu beschützen. Man durfte ihr nicht erlauben, sich so einfach hinzuschenken. Hatte dieses Kind denn keinen Instinkt zur Selbstverteidigung?
Doch Jorinas Blick war mit einem Ausdruck auf ihn geheftet, der jede Vernunft in Raoul auslöschte. Sie lag in seinen Armen, ehe er sagen konnte, wer von ihnen beiden den ersten Schritt getan hätte. Ihre Lippen waren weich und süß unter seinem Kuss. Der geschmeidige Körper presste sich auffordernd gegen seinen, die Art, wie sie sich dabei bewegte, versetzte ihn in lodernde Flammen.
»Es kann keine Rede davon sein, dass ich dich nicht länger haben will«, erwiderte er mit einem Aufstöhnen und strich mit fiebrigen Händen über ihre Brüste. »Aber wohin soll dies führen? Wir können nicht ...«
»Schscht!«
Jorina legte sanft einen Finger auf seinen Mund. Er sollte jetzt nicht reden, es war besser, wenn er schwieg und seine Lippen auf eine andere Art und Weise sprechen ließ.
Sie leistete keinen Widerstand, als er sie auf das weiche Lager unter den Felsen drängte. Ungeniert streifte sie den fadenscheinigen Rock ab und löste den Bänderzug des Hemdes, damit es über ihre Schultern rutschte.
Sie ahnte nicht, dass ihre blasse, feingliedrige Figur vor dem Hintergrund des rauhen Felsens und der grünen Eibenzweige wie altes Elfenbein schimmerte, dass ihr ganzer Anblick Raoul den Atem raubte. Als er aufstöhnte und er sofort wieder die Besorgnis in ihrem Gesicht entdeckte, entrang sich ihm ein Laut, halb Lachen, halb Stöhnen.
»Ich hatte mich damit abgefunden, dass mein Leben zu Ende ist«, murmelte er und strich zärtlich die Linie ihrer
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