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Jorina – Die Jade-Hexe

Jorina – Die Jade-Hexe

Titel: Jorina – Die Jade-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Elissas als dem eines fröhlichen Kobolds glich. Sie war beileibe nicht undankbar für die Wohltaten dieser großherzigen Bürgerin, aber sie würde diese Barmherzigkeit keinesfalls mit dem Untergang des Mannes bezahlen, der ihr alles bedeutete!
    Sie hatte Dame Rose den Stern von Armor und die Liebesbegegnungen mit dem Ritter verschwiegen, aber dass sie ihm zugetan war, musste jene dennoch herausgehört haben. Die nächsten, ein wenig liebevolleren Worte bestätigten dies.
    »Belaste dein Herz nicht mit dem Schicksal dieses Mannes, Kind! Du hast ihn gepflegt, ihm geholfen, mehr konntest du nicht für ihn tun. Sogar wenn er heute frei und geachtet wäre, müsstest du ihn vergessen. Seinesgleichen gehört an die Seite einer Edeldame. Er würde dir nie die Ehre erweisen, dich zu seiner Gemahlin zu machen, und etwas anderes kommt zwischen unserer Ziehtochter und einem jungen Mann von Anstand ohnehin nicht infrage.«
    »Ehrbarkeit, Anstand«, wiederholte Jorina bitter. »Ihr habt mir nicht zugehört! Meine Mutter war Kräuterfrau im Wald von Penhors, und mein Vater ein unbekannter Jäger, der ihr Gewalt antat. Sogar die Nonnen von Auray haben mich mit Verachtung behandelt!«
    »Vergiss, was war«, riet Dame Rose mit aller Überzeugungskraft, die ihr zur Verfügung stand. »Es hat niemanden zu kümmern, woher du kommst, und wir wollen auch weiter darüber schweigen. Du musst nur eines dafür tun. Vergessen. Die Vergangenheit begraben.«
    »Aber das kann ich nicht!« flüsterte Jorina verzweifelt.
    Nun, da die Sperre durchbrochen war, die ihr Verstand sich selbst auferlegt hatte, würde es ihr kein zweites Mal gelingen, vor den Ereignissen zu fliehen. Sie vermochte schon jetzt die eigene Unruhe nur schwer im Zaum zu halten.
    »Ich werde dir dabei helfen«, verkündete die Tuchhändlerin und klatschte energisch in die Hände, um Balbine hereinzurufen. »Du kannst versichert sein, es gibt genügend Dinge in diesem Haushalt zu tun, die dich vom Denken abhalten, nun, da du wieder gesund bist!«
    Wenn Jorina in einem Winkel ihres Herzens geglaubt hatte, es würde ihr möglich sein, Dame Rose doch noch zu überzeugen, so sah sie sich getäuscht. Die tatkräftige Bürgerin betrachtete die Angelegenheit des gefangenen Ritters als erledigt und ließ ihr wie versprochen nicht einen Herzschlag Zeit zu nutzlosen Gedanken.
    Erst im Dunkel der Nacht, als Jorina in dem hübschen kleinen Alkoven gegen den Baldachin starrte, machten sich ihre Gedanken wieder selbstständig. So, wie es aussah, gab es niemanden in Rennes oder am Hofe des Herzogs, der für Raoul de Nadier eintrat. Mochte es nun daran liegen, dass Paskal Cocherel seine Intrigen zu fein gesponnen hatte, dass der allzu gut aussehende und allzu siegreiche Ritter heimliche Feinde hatte oder dass der Herzog tatsächlich einen Sündenbock brauchte. Die Tatsache blieb bestehen, dass alle Welt seinen Tod als beschlossene Sache betrachtete, sobald der Weihnachtsfrieden wieder in den Alltag überging.
    »Es darf nicht sein!« wisperte Jorina mit bebenden Lippen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es anfangen sollte, aber sie war wild entschlossen, den Tod Raouls zu verhindern. Welch ein Glück, dass es noch über zwei Wochen bis zum Dreikönigstag waren.
    Es hielt sie nicht länger zwischen den warmen Decken. Sie schlüpfte aus dem schützenden Alkoven und trat mit bloßen Sohlen an das Fenster mit den Glasrauten. Die dunkle Straße lag menschenleer in nächtlichem Frieden, und Jorinas Blick wanderte zwischen zwei steilen Dächern hindurch nach Westen. Bei Tageslicht sah man von hier aus ein Stück der Burgmauer.
    War es nicht ein Wink des Himmels, dass sie ausgerechnet von einem Tuchhändler-Ehepaar aus Rennes gefunden worden war, als sie nach tagelanger Wanderung hustend, fiebernd und krank am Wegrand zusammengebrochen war? Als das verdammte, dünne Bauerngewand am Ende doch noch seinen Tribut von ihrer Gesundheit gefordert hatte?
    Dort hinter diesen wehrhaften Mauern lebte und atmete der Mensch, der ihr alles bedeutete. Sie würde dafür sorgen, dass sein Leben nicht so bald beendet würde, egal was Dame Rose dagegen einzuwenden hatte.
    Die große Stube des Hauses, die zur Straßenseite hinaus lag, diente Maître Joseph als Laden für seine Kunden. Unter dem schmiedeeisernen Zunftschild, das im Dezemberwind knarzte, traten sie in den niedrigen Raum, wo auf blank polierten Eichentischen die besonders prächtigen Stoffballen auslagen, wie es sein Ansehen als erster Tuchhändler von Rennes

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