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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Aus diesem erhoben sich die Spitzen von Machu Picchu, der Inka-Ruinenstadt in den Anden, gefolgt von den pflanzenumrankten Türmen von Angkor Wat, der berühmten Tempelanlage in Kambodscha.
    Da Schneider die beiden Bauten nur von Bildern kannte, konnte er nicht beurteilen, ob deren Repliken in den Originalmaßen eingesetzt worden waren. Gleiches galt für die Cheopspyramide, die sich dort erhob, wo sich in Wirklichkeit noch der Parkplatz der Wankbahn erstreckte. Weiter rechts erkannte Schneider einen indisch anmutenden Tempel, direkt neben einer gotischen Kathedrale, dort, wo das Kloster St. Anton hätte stehen müssen.
    Weiter oben hatte die Mittelstation der Wankbahn einem tibetanischen Kloster weichen müssen, das dem Potala des Dalai Lama nachempfunden war. Gebetsfahnen wehten, und Schneider vermeinte im Vorbeiflug eine Yakherde zu erkennen. Das Tempel-Freilichtmuseum wurde weiter rechts von einer goldschimmernden Synagoge abgeschlossen. Schließlich hatte man noch auf dem tiefer liegenden Rücken, der als Hasental bekannt war, eine riesige Moschee errichtet und in deren Innenhof eine schwarze Kaaba platziert, die dem Marmorquader von Mekka in ihren Außenmaßen offenbar in nichts nachstand. Die dort ursprünglich befindliche Bergwiese hatte man mit gelbrötlich schimmerndem Sand aufgeschüttet.
    Während des Schwenks über diese Bauten und die sie jeweils umgebenden passenden Miniaturlandschaften ging die Musik von einer sakralen Mischung in die andere über, immer passend zum gerade gezeigten Kulturkreis. Schneider wunderte sich selbst, dass ihn das Gedudel nicht nervte. Richtig Zeit, darüber nachzudenken, hatte er nicht, denn nun wurde eine Karte eingeblendet, die das eben überflogene Wankeck zeigte und auf der alle zuvor gesehenen Sakralbauten eingezeichnet waren. Die Musik rückte in den Hintergrund und verwandelte sich in das von einem Knabenchor – dem Tölzer? – gesummte »Peace In The Valley« von Johnny Cash.
    Eine Stimme, die auf bisher ungehörte Weise zwischen männlich und weiblich changierte, erhob sich dazu aus dem Off: »Die Alpen – die Kraft von Jahrmillionen in Stein gegossen. Einst der Grund eines riesigen Meeres. Erstanden aus der mächtigen Bewegung zweier Kontinente. Brücke zwischen den Welten und Kulturen. Kommen auch Sie, und finden Sie Ihre eigene Stärke wieder. Erholen Sie Geist und Körper in einer der ältesten Kulturlandschaften dieser Welt. Hier, wo bereits die Römer Station machten, wartet ein einzigartiges Weltkulturzentrum auf Sie, konzentriert an einem Ort: Spirit Of The Alps. Hier begegnen Sie den Geistesströmungen aller Weltkulturen. Hier schwelgen Sie im wahren Luxus – in Ruhe und Erleuchtung. Spirit Of The Alps. Einzigartig auf dieser Welt. Einzigartig für einen einzigartigen Menschen. Einzigartig für Sie!«
    Während dieser Sätze hatte sich die Kamera weiter auf die Karte zubewegt, bis diese verschwamm und sich aus den Flecken ein gleißendes Licht bildete, das mit den letzten Worten der Stimme den ganzen Bildschirm füllte, um schließlich in einem schwarzen Punkt zusammenzufallen. Aus diesem materialisierte sich zu guter Letzt wieder der Name der einmaligen Einrichtung, und der THX-Sound flammte noch einmal bis knapp an die Grenze der Implosion des Mittelohres auf, bevor er verstummte.
    Verstummt waren auch Bernd Schneider und Veit Gruber. Sie saßen wie eingefroren auf der vorderen Kante der Designercouch. Als hätte sich im Höllental auf der anderen Seite des Talkessels ein gigantischer Eissturz gelöst, der über das Tal gerollt und auf Veit Grubers Haus getroffen war, um dort alles Leben schockzugefrieren.
    Veit Gruber kannte das Erlebnis aus ungezählten Präsentationen, während derer potenzielle Investoren wie jetzt Bernd Schneider auf seiner Couch gesessen hatten. Er löste sich als Erster aus der Starre. »Wow. Ich bin immer vollkommen weg, wenn ich das sehe.«
    Die Jalousien fuhren nach oben. Schneider versuchte den Kopf nach rechts zu drehen, um Gruber anzusehen. Er war nicht schlecht überrascht, dass ihm das gelang, ohne dass sein Nacken in Eisscherben zerbarst. Nach einer Weile fand er sogar die Sprache wieder. »Hammer. Wie haben Sie das gemacht?«, wollte er wissen.
    »So was kostet eine Stange Geld. Und man muss die richtigen Leute zusammenbringen. Und die müssen mitmachen wollen. Hat mich allein anderthalb Jahre gekostet, James Cameron dazu zu bringen, dass er die Regie führt.«
    James Cameron. Titanic. Avatar. Spann dieser Gruber,

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