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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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hatte uns der Abt bereits in einen Karton geräumt. Aber da war nichts Besonderes dabei«, berichtete Natalie Berchtenbreiter.
    »Aber den Computer des Mönchs, ich meine den persönlichen, den habt ihr, oder?«
    »Nein, einen Computer gibt‘s nicht. Weder war einer im Karton noch im Zimmer, auch nicht im Büro, in dem das Opfer gearbeitet hat. Da steht nur der Uralt-PC des Klosters unterm Tisch.«
    »Ja, Kruzifix«, schimpfte Bernbacher in weniger dienstlichem Ton, »wieso seid ihr denn dann schon wieder da? Was soll das heißen: morgen und mehr Leute? Wieso suchts ihr nicht selber weiter, bis ihr was gefunden habts?«
    »Dienstende. Die Chantal hat einen Mann zu versorgen, und ich hab um sechs meine Yogastunde im Vereinsheim vom Skiclub.« Natalie Berchtenbreiter machte keinen Hehl daraus, dass sie trotz der Ausnahmesituation keinen Gedanken an eine weitere Überstunde verschwendete. Nur, weil sich der Bernbacher da in Szene setzen wollte.
    »Yoga?« Der Hauptkommissar schäumte. »Yoga? Im Skiclubheim? Sagts amal, seids ihr noch gscheid? Unser schöner Ort ist durch eine Bluttat an einem Mann des Glaubens – des katholischen Glaubens – erschüttert worden und wird in der Weltpresse als Hort des Bösen dargestellt, und ihr kümmerts euch um euren buddhistischen Meditationsschmarrn?« Bernbacher war aus seinem Chefsessel aufgesprungen und ahmte bei den letzten Worten die Om-Pose mit ausgestreckten Armen und aneinandergelegten Daumen und Zeigefingern nach.
    »Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps«, konterte Natalie Berchtenbreiter. »Oder wollen Sie entgegen der Anordnung des Bayerischen Innenministeriums weitere Überstunden befehlen?«
    »Gute Lust hab ich dazu – und der Herr Gramminger wird sich dann doch tatsächlich selbst einmal ein Packerl Pfanni halb und halb aufreißen müssen. Also: Morgen früh um sieben stehen die beiden Damen an der Pforte des Klosters, um dort Dachstuhl und Keller und welchen abgelegenen Winkel auch immer zu durchsuchen. Und wehe, ihr bringts mir nichts Verwertbares zutage!«, schnappte Bernbacher, bevor er die ihm unterstellten Kolleginnen mit einem »Abtreten!«, das eher in die Gebirgsjägerkaserne in Mittenwald als in eine Polizeiinspektion gehört hätte, des Zimmers verwies.
    »Herrschaftszeiten . . .«, grummelte er, als die Tür von den beiden Polizistinnen gerade noch so zugeworfen wurde, dass man aus der Wucht keine Insubordination ableiten konnte.
    Doch auch die Nichtinformation, die die beiden ihm geliefert hatten, war im Grunde eine, also eine Information, wie Bernbacher überlegte. Denn wenn da ein Computer da sein müsste, wie Schneider meinte, und da keiner war, dann musste er ziemlich gut versteckt oder entwendet worden sein. In beiden Fällen stellte sich dann die Frage, wer den Computer des Mordopfers wann und warum hatte verschwinden lassen.
    Ludwig Bernbacher tauchte unvermittelt in der Nachrichtenzentrale der Polizeiinspektion auf. In diesem Raum liefen die offiziellen Tickermeldungen und die inoffiziellen Befehle aus Weilheim, Rosenheim und München ein. Hierher lieferten auch die Kameras, die über die Sicherheit der Garmisch-Partenkirchner und ihrer Gäste wachten, ihre Bilder. Auf einem guten Dutzend Monitore konnten die Wachhabenden die in den Farchanter Karin-Stoiber-Tunnel ein – und ausfahrenden Fahrzeuge beobachten sowie bei Bedarf die großen Parkplätze an Skistadion, Hausberg-, Wank – und Osterfelderbahn auf ihre Befüllung mit Blech aus ganz Europa hin überprüfen. Besonderen Spaß machte im Sommer die Kamera, die zur Überwachung des Wohnmobilstandplatzes am Eisstadion an einem der dortigen hohen Lichtmasten angebracht worden war. Sie war um hundertachtzig Grad schwenkbar, sodass sie nicht nur einen Blick auf holländische und italienische Camper, sondern auch in den FKK-Außenbereich des Alpspitz-Wellenbades ermöglichte.
    Für solche Späße, die Bernbacher seinen unterbezahlten POMs gerne gönnte, hatte er im Moment keine Zeit. »Luis, gibt‘s was vom Flüchtigen?«, rief er in die Schaltzentrale. Der dort diensttuende Polizeihauptmeister Luis Demmelmeier entgegnete nur ein mattes »Na, nix«, bevor er wieder auf die Lichter im Tunnel starrte.
    Bernbacher tigerte nervös den Gang im ersten Stock seiner Inspektion auf und ab. Er hatte alle verfügbaren Kräfte einbestellt und kurzfristig eine Urlaubssperre verhängt. In den Büros, die rechts und links des Ganges abgingen, herrschte geschäftiges Gemurmel und Geklapper, das von den

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