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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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mahnte Schneider.
    »Aber so unbeleuchtet und ungesichert. . .«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit – und wer soll morgens um fünf hier schon herauffahren?«, trieb Bernd Schneider seine Assistentin an.
    Er war in der Zwischenzeit schon gut dreißig Meter weiter die Straße hinaufgestiegen. Claudia Schmidtheinrich rannte fast den steilen Berg hinauf, um zu ihm aufzuschließen.
    Verabredungsgemäß trafen sich der Tourismus-Unternehmer Veit Gruber und sein Erster Bürgermeister um Viertel vor fünf auf dem Parkplatz des Olympiaskistadions. Beide wussten instinktiv, welche dunkle Stelle der jeweils andere für ein geheimes Stelldichein wählen würde, und zwar die rechte Seite des Stadions, wo das Halbrund der Tribüne und der dahinter liegende Gudiberg ein Eck bildeten, in das weder die Straßenbeleuchtung noch die Morgendämmerung genug Licht warf.
    Veit Gruber stieg bei Ankunft des Bürgermeisters in dessen Auto. Er war vor Hans W. Meier an Ort und Stelle gewesen, denn seine Anfahrt aus dem Hasental war bei Nacht und bei Nichtbeachtung der Einbahnregelung der Ludwigstraße in knapp drei Minuten zu schaffen. Er schützte sich ebenfalls nur mit einem Lodenmantel über seinem Schlafanzug vor der morgendlichen Kühle, hatte allerdings zuvor aus seiner Faema-Espressomaschine, die ihr überdimensioniertes Dasein in seiner Bulthaup-Küche fristete, sechs doppelte Espresso in eine Thermoskanne laufen lassen, bevor er aufgebrochen war. Nun goss er dem Bürgermeister und sich daraus in die mitgebrachten Haferl ein.
    »Zucker?« Gastronom Gruber hatte an alles gedacht und fischte ein Papiertütchen aus der Tasche seines Lodenmantels.
    »Naa, schwarz!«, fauchte der Bürgermeister genervt. Dann besann er sich, dass er zum Gruber Veit ja nett sein wollte. »Übrigens, ich mein, he, he, ja, also erst amal: Danke für den Kaffee. Super Kaffee, echt. Und danke, dass du so schnell hergekommen bist!« Das Wort »danke« kam Hans W. Meier schwer über die Lippen.
    »Freili, Hansi. Wir gehören doch z‘samm. Irgendwie. Oder?«
    So voll und ganz verheiraten wollte sich Hans W. Meier mit dem Gruber Veit dann doch noch nicht. Er grinste erst einmal und harrte der Dinge, die da kamen. Über das Zusammengehören oder Nichtzusammengehören wollte er lieber dann entscheiden, wenn er wusste, ob sich das für ihn auch lohnte.
    »Was ist jetzt mit den Chinesen?«, wollte er dann wissen.
    »Ja mei, die Chinesen, die sind wild entschlossen. Ich hab gedacht, ich hätt mit den Arabern schon den großen Fang gemacht. Aber dann kommen die Asiaten und legen noch einen obendrauf, und zwar anständig, wenn du verstehst, was ich mein. Und jetzt hock ich zwischen den beiden Parteien, und beide wollen. Und die, die‘s nicht kriegen, die werden ganz schön grantig sein, meinst nicht auch? Und zu allem Überfluss denkt die Polizei, dass ich auf dem Josefibichl einen Mönch umbring. Weißt, Hansi, langsam wird mir die ganze Sach zu heiß. Ich seh mich nimmer naus.«
    Hans W. Meier konnte einigermaßen folgen, wollte es aber genau wissen. »Jetzt mal eins nach dem anderen. Du willst dieses Spirit-Dings bauen, von dem der ganze Ort hinter vorgehaltener Hand redet. Offiziell weiß ich ja nix, denn erstens hast du mich nie eingeweiht, und zweitens liegt kein Bauantrag vor.«
    »Ja, ja, Spirit Of The Alps, Hansi, das wird ein ganz großer Knüller. Glaub‘s mir. Ihr werdet mir alle dankbar sein. Die Welt wird einkehren in Garmisch-Partenkirchen. Ich muss dir unbedingt unseren Imagefilm zeigen!«
    »Passt scho, das hat Zeit. Also für dieses Spirit-Zeug brauchst du den Grund von St. Anton«, rekapitulierte der Bürgermeister die Essenz dessen, was ihm seine Zuträger berichtet hatten.
    »Den und noch ein bissl was vom angrenzenden Staatsforst, aber die sind ja froh, wenn sie ihn los sind. So ein Wald macht ja nur Ärger, und den kann sich der Staat gar nicht mehr leisten. Borkenkäfer, saurer Regen, Windwurf. Weißt schon. Ein Wald ist kein Spaß nicht. Ich weiß, wovon ich red«, klagte der Großgrundbesitzer sein Leid.
    »Mir kommen die Tränen. Aber weiter: Du brauchst dieses Land in einem Stück, um zusammen mit den Arabern oder Chinesen oder sonst wem das Spirit-Dings zu errichten. Also hattest du mit dem Mönch doch was zu tun? Gnad dir Gott, wenn du ihn auf dem Gewissen hast!« Der Bürgermeister wurde nervös. Er kaute an einem Hautfetzen des rechten Daumens. Mit einem Mörder früh um kurz vor fünf bei einem konspirativen Treffen, ob er sich da

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