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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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nach rechts um.
    Ein Schatten löste sich von der Wand, wurde zu einer Person, und die sprang Hartinger mit vollem Körpereinsatz an.
    Die Wucht des Angriffs schleuderte seine einhundertsieben Kilo gegen die Haustür, die mit einem lauten Knall zuschlug.
    »Willst du mir nicht erzählen, woher du weißt, wo der Hartinger ist?« Claudia Schmidtheinrich hatte mit laufendem Motor vor dem Hotel gewartet, und als Bernd Schneider auf den Beifahrersitz gesprungen war, legte sie sofort mit ihrer Befragung los.
    Bernd Schneider begnügte sich damit, seiner Fahrerin Streckenanweisungen zu geben. »Hier am Rathaus rechts und dann die Mittenwalder Straße durch. Lass die Orgel aus, wir sind eh auf der Vorfahrtsstraße.«
    Claudia Schmidtheinrich wollte die zu erwartenden Frühaufsteher oder – heimkehrer wenigstens optisch warnen, dass sie mit einhundertdreißig Sachen durch den Ort raste, Vorfahrtsstraße hin oder her. Sie schaltete das Blaulicht ein, das sie auf das Autodach geworfen hatte, während sie vor dem Hotel auf Schneider gewartet hatte.
    »Hallo, ich habe dich etwas gefragt!«, insistierte sie.
    »Ich weiß es halt, und das zählt doch, oder? Jetzt langsamer, da vorn geht‘s rechts zum Skistadion ab.«
    Claudia Schmidtheinrich tat wie geheißen und bog in die Wildenauer Straße ein. Sie bretterte über den Bahnübergang und ließ das Olympiaskistadion von 1936 links liegen. Die Straße wurde hinter dem Stadion sehr eng. Ab dort war deren Benutzung nur noch für Anlieger, Land – und Forstwirtschaft sowie für die Fiaker gestattet, die tagsüber die Touristen zur Partnachklamm und der kleinen Graseckbahn brachten. Claudia Schmidtheinrich drosselte das Tempo ein wenig, um nicht rechts im Fluss zu landen.
    Nach fünfhundert Metern ging es über eine Brücke und dann scharf nach links. Beinahe hätte sie die Kurve zu spät gesehen und wäre geradeaus in ein Wegkreuz gerauscht, das von vier niedrigen Marterln eingesäumt war. Wie eine Erscheinung tauchte das Kreuz mit dem strahlenumkränzten Gekreuzigten im Scheinwerferlicht des BMW auf.
    »Die Dinger stehen hier auch an jeder Ecke«, schimpfte sie, als sie den Hecktriebler mit einem beherzten Tritt aufs Gaspedal ins Driften brachte und ihn gleichzeitig durch Gegenlenken abfing, damit der schwere Wagen die Kurve in Rallyemanier quergestellt passierte.
    »Respekt!«, murmelte Schneider und sah sie mit geweiteten Augen an, als das Auto wieder geradeaus fuhr.
    »Da schaust du. Wäre allerdings deine Aufgabe als Kopilot, mir einen Neunzig-Grad-Richtungswechsel rechtzeitig anzusagen.«
    »Okay, beim nächsten Mal«, versprach Schneider und schaute dann auf das Display seines Smartphones, das den Rest der Strecke wusste. Claudia Schmidtheinrich beschleunigte wieder, sodass die nun den Weg rechts und links säumenden Pfosten des Weidezauns nur so an ihnen vorbeizischten.
    »Jetzt mal langsam!«, befahl Schneider, als sie drei Häuser passierten, die sich rechts zwischen die Straße und den Berg quetschten. Die Straße weitete sich zu einem felsumringten Platz. Links stand die Ruine einer Pension und rechts die Talstation des Graseckbähnchens. »Hier muss es gleich sein.« Schneider spähte durch die Windschutzscheibe nach vorn. »Fahr mal hier weiter an der Pension vorbei.« Da sah er, dass einige Meter nach Pension und Kiosken rechts eine steile und enge Teerstraße den Berg hinaufführte. »Das schaffen wir. Gib Gas!«
    Claudia Schmidtheinrich zögerte keine Sekunde und ließ den BMW im ersten Gang den Stich hinaufheulen. Oben beschrieb der Forstweg eine enge Rechtskurve, dann ging es wieder ein Stück geradeaus durch den Wald, bevor eine enge Rechts-links-Kombination sie die Geschwindigkeit so weit verringern ließ, dass der Wagen schwunglos die steilste Stelle der Straße erreichte und auf dem glitschigen Untergrund, den Blätter, Schlamm und Geröll zu jeder Jahreszeit hier bildeten, mit durchdrehenden Hinterrädern zum Stehen kam.
    »Ist kein Unimog«, quittierte sie den Stillstand des Autos.
    »Macht nichts. Raus hier, es ist auch zu Fuß nicht mehr allzu weit«, entnahm Bernd Schneider den Angaben seiner elektronischen Karte.
    Claudia Schmidtheinrich zog die Handbremse an, stieg aus dem Wagen und suchte einen größeren Stein am Rand der Straße, um damit ein Abwärtsrollen des Autos zu verhindern. »Gelernt ist gelernt«, bestätigte sie sich selbst, nachdem sie einen geeigneten Brocken gefunden und hinter dem linken Hinterrad platziert hatte.
    »Los, weiter!«,

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