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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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Crypt veranstaltete und die der für die Zeitung tätige Will Hutton als ›Handauflegen‹ bezeichnete. Die neue Blair-Elite hieß ihn wie einen Freund willkommen – Gordon Brown, Peter Mandelson, Margaret Beckett, Tessa Blackstone und Tessa Jowell. Richard und Ruthie Rogers waren da und Neil und Glenys Kinnock ebenfalls. Neil nahm ihn zur Seite und raunte ihm ins Ohr: »Jetzt müssen wir die Drecksäcke nur noch dazu kriegen, Nägel mit Köpfen zu machen.« Und ob. Jetzt saß ›seine‹ Seite wieder am Drücker. Wie pflegte Margaret Thatcher zu sagen: Rejoice – Freuet euch!
    Auf dem Weg zur Siegesparty überreichte Dick Stark ihm einen Brief von Frank Armstrong, in dem dieser ihn aufforderte, sämtliche Pläne noch einmal zu ›überdenken‹. Er sei dagegen, die Existenz des neuen Kindes öffentlich zu machen, er halte die Heirat für keine gute Idee, Elizabeths Name sollte nicht in dem von ihr mit herausgegeben Buch erscheinen. Es war immer wieder demütigend, dass Polizisten meinten, so über ihn verfügen zu dürfen. Er ließ Armstrong eine beherrschte Antwort zukommen: Die Strategie der Polizei müsse sich nach dem richten, was menschlich und moralisch vertretbar sei.
    Er beging den Fehler, in der CNN -Sendung Q&A with Riz Khan aufzutreten, in der ihm durchweg feindselige Fragen gestellt wurden. Aus Teheran kam zum millionsten Mal die Frage, ob er »gewusst habe, was er da tue«, und ein Mann aus der Schweiz fragte: »Wie können Sie noch in England leben, nachdem Sie die Briten, Mrs Thatcher und die Königin beleidigt haben?«, und aus Saudi-Arabien rief eine Frau an, um zu sagen: »Niemand sollte sich um Sie scheren, schließlich wissen wir alle, wer Gott ist«, und immer wieder wurde gefragt: »Was hat Ihnen dieses Buch gebracht? Was hat es Ihnen gebracht?« Er versuchte, auf alle Fragen gelassen und freundlich zu antworten. Das war sein Schicksal: der Feindseligkeit mit einem Lächeln zu begegnen.
    Das Telefon klingelte. Eine Frau vom Daily Express sagte: »Ich habe gehört, man muss Ihnen gratulieren, Ihre Lebensgefährtin erwar tet ein Kind.« Die Sunday Times schickte ihm ein Fax. »Wir haben gehört, Sie haben ein Baby bekommen! Herzlichen Glückwunsch! Was für ein großartiges Ereignis! Natürlich werden wir die Mutter und das Kind aus Sicherheitsgründen unerwähnt lassen, aber a) wie wollen Sie ihrer Vaterrolle gerecht werden?, und b) werden die Sicherheitsvorkehrungen jetzt verstärkt werden?« Armstrongs Wunsch, das Baby geheim zu halten, war einfach absurd, und er wünschte, Elizabeth würde nicht ebenfalls an dieser Geheimnistuerei festhalten. Verdammt, dachte er, sie sollten einfach offen damit umgehen, dann wäre es auch keine große Story. Sobald die Presse das Gefühl hatte, ihr würde etwas verheimlicht, wurde sie noch gieriger. Am nächsten Tag brachte der Express die Geschichte, obgleich er Elizabeths Namen unerwähnt ließ. Wen juckt’s?, dachte er. Er war froh, dass es raus war, und der Bericht war durchweg freundlich und wohlwollend. Ein Geheimnis weniger. Gut. Doch Elizabeth war wütend und der Stresspegel stieg. Es gab Missverständnisse über das, was der eine oder der andere sagte, über den Tonfall, den der eine oder der andere anschlug, Streitereien wegen nichts und wieder nichts. Morgens um vier wachte er auf, weil sie weinend neben ihm lag. Sie machte sich Sorgen um Carols Gesundheit. Sie fürchtete, ihr Name könnte in den Zeitungen auftauchen. Sie war betrübt wegen seiner Untreue. Sie hatte Angst vor allem.
    *
    Und als hätte das noch gefehlt, stimmte Helen Hammington ihre alte Leier an. Sollte das Haus auffliegen, würden sich die Kosten für seinen Schutz verdreifachen. »Doch angesichts der Tatsache, dass Sie darum gebeten haben, und vorausgesetzt, Sie wissen, dass diese Entscheidung unumkehrbar ist, wären wir letztlich bereit, Ihrem Plan zu folgen und das Schutzteam abzuziehen. Ihre Wahl von Frank Bishop wurde gebilligt.« Bis hierher zumindest klang alles einigermaßen konstruktiv. Doch von da an ging es bergab. »Wir wollen nicht, dass Elizabeths Name in Ihrer Anthologie auftaucht«, sagte sie. »Um ehrlich zu sein, das bereitet uns heftige Bauchschmerzen. Kann man das noch ändern? Kann man ihn schwärzen?« Wenn man einen öffentlichen Skandal wolle, dann sei das die beste Methode, entgegnete er. »Man könnte Elizabeth folgen«, sagte der Neue, Paul Topper. »Wenn ich erführe, dass sie Ihre Lebensgefährtin ist, hätte ich Sie in ein oder zwei Wochen

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