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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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Einzelheiten. Er musste an die riesige zerstörerische Faust denken und hoffte, sie hatte ihre Sache gründlich gemacht. Sollte das bedeuten, er musste sich über die Anschlagspläne keine Gedanken mehr machen? »Das haben wir nicht gesagt«, schränkte Mr Afternoon ein. »Es gibt noch immer großen Anlass zur Besorgnis«, bestätigte Mr Morning. Können Sie mir sagen, was für ein Anlass das ist? »Nein«, sagte Mr Afternoon. Aha. Nicht. »So ist es«, sagte Mr Morning. »Aber die konkrete Bedrohung, von der wir während Ihrer Dänemarkreise erfuhren, die ist gebannt«, sagte Mr Afternoon. Oh, dann hat es in Kopenhagen also tatsächlich eine konkrete Bedrohung gegeben? »Korrekt«, sagte Mr Afternoon. Und wieso haben Sie mir das nicht gesagt? »Quellenschutz«, meinte Mr Morning. »Wir konnten nicht zulassen, dass Sie den Medien erzählten, Sie seien im Bilde.« Vor die Wahl gestellt, ihn oder die Quelle zu schützen, hatten die Spitzel sich für die Quelle entschieden.
    Unterdessen hatte der Daily Insult beschlossen, eine Story über die gestiegenen Kosten zu bringen, die das Land durch Milans Geburt zu tragen hatte. (Es gab keine gestiegenen Kosten.) Er machte sich auf RUSHDIE - BABY KOSTET STEUERZAHLER EIN VERMÖGEN gefasst. Doch dann kam eine ganz andere Story: RUSHDIE ERPESST BBC . Angeblich setzte er das Mitternachtskinder -Projekt mit seinen schwindelerregenden Geldforderungen aufs Spiel. Die abgedruckten Zahlen überstiegen sein tatsächliches Honorar um mehr als das Doppelte. Er wies seine Anwälte an, gegen den Insult zu klagen, und binnen weniger Wochen knickten dessen Bosse ein und entschuldigten sich in der Zeitung.
    Sie gingen zum Standesamt von Marylebone, und kaum hatten sie Milans Geburtsdaten und Namen gemeldet, brach Elizabeth vollkommen zusammen, weil sein Nachname keinen Bindestrich hatte und nicht West-Rushdie lautete, sondern einfach nur Rushdie. Just am Tag zuvor hatte sie ihm gesagt, wie schön es sei, jedem erzählen zu können, er heiße Milan Rushdie, und so fiel er aus allen Wolken. Sie hatten oft über den Nachnamen geredet und sich, so meinte er, bereits vor Monaten geeinigt. Jetzt sagte sie, sie habe ihre wahren Gefühle für sich behalten, weil »es dir nicht gepasst hätte«. Den ganzen Tag über war sie haltlos verzweifelt. Der nächste Tag war Freitag, der 13., und sie war noch immer zornig, unglücklich und anklagend. »Wir leisten wirklich ganze Arbeit, das große Glück, was uns zuteil geworden ist, zu zerstören«, schrieb er in sein Tagebuch. Er war erschüttert und verzweifelt. Dass diese sonst so besonnene Frau emotional derart eingebrochen war, ließ erahnen, dass der vermeintliche Anlass nur die Spitze des Eisberges war. Diese beinahe hysterische Elizabeth war nicht die Frau, die er seit sieben Jahren kannte. All die Unsicherheiten, Ängste und Befürchtungen, die sie in sich hineingefressen hatte, schienen mit einem Mal hervorzubrechen. Der fehlende Bindestrich war nur der Auslöser gewesen.
    Sie hatte sich einen Nerv eingeklemmt und litt große Schmerzen. All seine Bitten, einen Arzt aufzusuchen, wurden ignoriert, bis die Schmerzen so stark wurden, dass sie sich buchstäblich nicht mehr rühren konnte. Die Stimmung zwischen ihnen war zum Zerreißen gespannt. »So gehst du mit Schmerzen um«, sagte er bissig. »Will man dir helfen, sagst du, man soll die Klappe halten und dir aus den Augen gehen.« – »Willst du mir vorhalten, wie ich entbunden habe?«, brüllte sie zurück. Oh, bitte, nein , dachte er. Nein, das sollten wir nicht tun . Als sie einander näher sein sollten denn je, hatte sich ein tiefer Riss zwischen ihnen aufgetan.
    Zum Vatertag bekam er eine Karte: einen Umriss der Hand des achtzehnjährigen Zafar und darin ein Umriss der Hand des achtzehn Tage alten Milan. Sie wurde zu einem seiner liebsten Kleinode. Danach legten Elizabeth und er ihren Zwist bei.
    Zafar war achtzehn geworden! »Ich bin durch und durch stolz auf diesen Jungen«, schrieb er in sein Tagebuch. »Er ist zu einem guten, ehrlichen, aufrechten jungen Mann geworden. Sein sanftes Wesen, mit dem er geboren wurde, seine Freundlichkeit und Ruhe sind noch immer da und unversehrt. Er hat eine echte Begabung für das Leben. Milans Ankunft hat er Wohlwollen und, so scheint es, ehrliches Interesse entgegengebracht. Und unser Verhältnis ist noch immer so, dass er mir seine innersten Gefühle anvertraut – diese Intimität haben mein Vater und ich uns nicht erhalten können. Wird er einen

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