Joseph Anton
Yorker geholfen, für die ein Gruppenfoto indischer Schriftsteller arrangiert wurde. Und so stand er eines Tages mit Vikram Seth, Vikram Chandra, Anita Desai, Kiran Desai, Arundhati Roy, Ardashir Vakil, Rohinton Mistry, Amit Chaudhuri, Amitav Ghosh und Romesh Gunesekera (wieso ein sri-lankischer Autor mit dabei war, wusste keiner, aber was sollte es, Romesh war ein netter Kerl und ein guter Schriftsteller) in einem Fotostudio in Islington. Der Fotograf war Max Vadukul und das Foto keine leichte Aufgabe für ihn. Bill schrieb später, Vadukul habe »Blut und Wasser geschwitzt, diesen kribbeligen Haufen ins Bild zu kriegen. Die Ergebnisse sind erhellend. Unter den zahlreichen Fotos [die Vadukul gemacht hat] stößt man auf Variationen des Themas verhaltener Panik. Es gibt gehemmte, verwunderte, benommene Blicke.« Er selbst hatte die Gruppe insgesamt als ziemlich umgänglich in Erinnerung, auch wenn Amit Chaudhuri wegen seiner stereotypen Sichtweise der Parsen, die er in seiner Rezension eines von Rohintons Büchern hatte durchblicken lassen, von Rohinton Mistry (vorsichtig) und Ardu Vakil (weniger sanft) in die Zange genommen wurde. Amit war der einzige der elf Schriftsteller, der später nicht mit zum Mittagessen ins Granita-Restaurant in der Upper Street kam, in dem der legendäre Führungspakt zwischen Blair und Brown geschlossen worden war. »Mir wurde klar, dass ich nicht zu dieser Gruppe gehörte. Nicht meine Leute«, erzählte er Bill hinterher. In einem Interview mit Amitava Kumar kam Arundhati Roy Jahre später zu dem Schluss, dass es auch nicht ihre Leute gewesen waren. Die Erinnerung an diesen Tag ließe sie ›schmunzeln‹, sagte sie Kumar: »Ich glaube, alle reagierten leicht gereizt aufeinander. Es gab kleine Reibereien, Verstimmtheiten und Gegrummel. Es herrschte eine angespannte Höflichkeit. Jeder fühlte sich ein wenig unwohl … Wie auch immer, ich glaube nicht, das irgendjemand auf diesem Foto das Gefühl hatte, derselben ›Gruppe‹ anzugehören wie sein Nebenmann.« Er meinte sich zu erinnern, dass sie ziemlich aufgeschlossen und froh gewesen war, mit ihnen allen zusammen zu sein. Aber vielleicht irrte er sich.
Wenige Tage nach der Fotosession ging er zur Buchpräsentation von Der Gott der kleinen Dinge , denn er hatte sich gefreut, die Autorin kennengelernt zu haben, und wollte diesen großen Moment mit ihr feiern. Diesmal war Miss Roy unterkühlter. Am Morgen war eine von John Updike geschriebene Rezension ihres Buches in The New Yorker erschienen, die weitestgehend positiv ausgefallen war, nicht zehn von zehn Punkten, aber achteinhalb bestimmt. Für einen Debütroman jedenfalls eine großartige Kritik an prominenter Stelle, geschrieben von einem der ganz Großen der amerikanischen Literatur. »Haben Sie sie gesehen?«, fragte er. »Sie müssen ziemlich stolz sein.« Miss Roy zuckte anmutig mit den Achseln. »Ja, hab ich. Und?« Das war erstaunlich und irgendwie beeindruckend. Aber dennoch: »Nein, Arundhati, das ist zu cool. Sie erleben gerade etwas ganz Wunderbares. Ihr erster Roman ist eingeschlagen wie eine Bombe. Es geht nichts über den allerersten Erfolg. Das sollten Sie genießen. Seien Sie nicht so cool.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ich bin nun mal ziemlich cool«, sagte sie und ging davon.
Nach einer überschwänglichen Einführung ihres Verlegers Stuart Proffitt gab es eine lange, trübe Lesung, und Robert McCrum, der sich gerade erfolgreich von seinem Schlaganfall erholte, flüsterte: »Fünf von zehn Punkten.« Auf dem Heimweg im Auto sagte der Schutzbeamte Paul Topper: »Nach der Rede ihres Verlegers war ich drauf und dran, mir das Buch zu kaufen, aber nach ihrer Lesung hab ich’s mir anders überlegt.«
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Elizabeth und Milan kamen aus dem Krankenhaus, und Caroline Michel sah vorbei und brachte ihm ›dein zweites Baby‹, die fertige Ausgabe des Vintage Book of Indian Writing (das später in den USA unter dem Titel Mirrorwork erscheinen sollte). Außerhalb der Schutzblase machte die Nachricht von Milans Geburt die Runde. Der Evening Standard brachte die Story und erwähnte Milan namentlich. Die Polizei war noch immer besorgt, die Presse könnte Elizabeths Namen spitzkriegen, und setzte alles daran, es zu verhindern. Doch bis auf weiteres tauchte ihr Name nirgends auf. Wieder wurde er in die Spitzelfestung gebracht, wo Mr Afternoon und Mr Morning sich um Elizabeth und Milan sorgten. Allerdings sei eine ›konkrete Bedrohung vereitelt‹ worden. Keine weiteren
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