Joseph Anton
Wohltätigkeitsveranstaltung Tee auf die Bühne gebracht hatte, wie ihre Freunde Connie Carter und Peter Hazell-Smith ein Dinner à quatre organisiert hatten, um sie einander bekannt zu machen, und wie er zwei Jahre lang auf sie gewartet hatte. »Ich habe mich schnell verliebt, sie langsam«, sagte er. Er erzählte, wie ihr Sohn, ihr größter Schatz, an einem Junisonntag geboren wurde. Nach der Geburt hatte die Hebamme ihn rausgeschmissen, um die junge Mutter zu waschen und anzuziehen, und er war auf der Suche nach Blumen durch die sonntäglich leeren Straßen gelaufen und hatte einem Zeitungsverkäufer zehn Pfund für den Sunday Express gegeben, nur um sagen zu können: »Behalten Sie den Rest, ich habe gerade einen Sohn bekommen.« Über dich sind wir uns immer einig gewesen, Zafar, und nun lebt sie in dir weiter. Ich blicke dich an und sehe ihre Augen.
Die folgenden Monate waren vielleicht Zafars schwerste Zeit, denn zur Trauer um seine Mutter kam der Verkauf seiner Wohnung in der Burma Road, und er musste sich eine neue Bleibe suchen. Der Anlass, weshalb er Exeter den Rücken gekehrt hatte, nämlich eine Tournee zweier DJ s namens Phats & Small, wurde ebenfalls hinfällig, sein Geschäftspartner Tony verschwand und ließ ihn auf gepfefferten Schulden sitzen, so dass sein Vater einen Batzen Geld verlor, um ihn rauszukaufen, und so hatte er, kurz gesagt, das Gefühl, alles verloren zu haben, seine Mutter, seinen Job, sein Zuhause, sein Selbstvertrauen, seine Hoffnung, und zu allem Überfluss erzählte ihm sein Vater, dass er sich womöglich von Elizabeth trennte und nach Amerika zog.
Es war gut, nach rund einem Dutzend Jahren rückblickend sagen zu können, dass Zafar bewies, den richtigen Weg für sich gewählt zu haben, dass er beeindruckend hart dafür arbeitete und eine erfolgreiche Karriere in der Unterhaltungs-, PR - und Management-Branche hinlegte, dass er allgemein beliebt und geachtet wurde und dass der Zeitpunkt kam, an dem die Menschen statt: »Oh, Sie sind der Sohn von Salman« zu seinem Vater sagten: »Oh, Sie sind Zafars Vater.«
Liebes, zweiundfünfzigjähriges Ich,
Ist das Dein Ernst? Dein von Zukunftsangst gebeutelter älterer Sohn ist vor Trauer um den Verlust seiner Mutter am Boden zerstört, und Dein jüngerer Sohn ist kaum zwei Jahre alt und Du streifst wohnungssuchend durch New York und jagst in Los Angeles Deinem wie Pocahontas zu Halloween angezogenen Wunschtraum, Deinem Untergang nach? So einer bist Du? Junge, bin ich froh, dass Du doch noch erwachsen geworden bist und Dich in mich verwandelt hast.
Beste Grüße, Dein
Fünfundsechzigjähriges Ich
Lieber Fünfundsechzigjähriger,
Du bist erwachsen geworden?
Beste Grüße, Dein
Zweiundfünfzigjähriger
*
»Wir sind dieselbe Person«, sagte sie zu ihm, »wir wollen dasselbe.« Er hatte angefangen, sie seinen New Yorker Freunden vorzustellen und ihre Freunde kennenzulernen. Wenn er mit ihr in New York war, wusste er, dass ein neues Leben in der Neuen Welt das war, was er wollte. Doch eine Frage ließ sich einfach nicht abschütteln: Zu wie viel Grausamkeit war er in seinem Streben nach Glück bereit?
Und da war noch eine Frage: Würden die Leute zu viel Angst vor der Wolke über seinem Kopf haben, um ihm eine Wohnung zu verkaufen? In seinen Augen löste sich die Wolke auf, doch andere mochten das anders sehen. In TriBeCa und Chelsea gab es Wohnungen, die ihm gefielen, aber nicht zu haben waren, weil die Hausverwalter Panik bekamen und meinten, wenn er einzöge, würde niemand sonst mehr dort leben wollen. Die Immobilienmakler sagten, sie könnten die Hausverwalter verstehen. Er war grimmig entschlossen, solchen Einwänden zu trotzen.
Er flog zu Padma nach Los Angeles, und gleich am ersten Abend brach sie einen verstörenden Streit vom Zaun. Die Welt hätte ihm nicht deutlicher sagen können, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort mit der falschen Frau in der falschen Stadt auf dem falschen Kontinent war. Er zog aus ihrer Wohnung in das Bel-Air Hotel, buchte einen früheren Flug nach London und rief Padma an, um zu sagen, der Bann sei gebrochen, er sei wieder zur Vernunft gekommen und gehe zurück zu seiner Frau.
Er rief Elizabeth an und sagte ihr, seine Pläne hätten sich geändert, doch nur wenige Stunden später stand Padma vor seiner Hotelzimmertür und bat ihn um Verzeihung. Ehe die Woche zu Ende war, hatte sie ihn wieder rumgekriegt.
Schon damals und auch hinterher war ihm klar, dass diese monatelange Unschlüssigkeit
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