Joseph Anton
für Elizabeth schmerzvoller war als alles andere. He tried to say goodbye and he choked. He tried to walk away and he stumbled . Und mit seinem ewigen Hin und Her verletzte er sie immer mehr. Er kehrte nach London zurück, und seine Illusion schickte ihm E-Mails voll glühender Sehnsucht. Du wirst sehen. Dich beglücken ist das Einzige, was ich will. Ich kann es kaum abwarten, Dich vor Glück sterben zu sehen.
Unterdessen wurde wenige Tag vor Weihnachten in das Haus in der Bishop’s Avenue eingebrochen.
*
Als Beryl, die Haushälterin, morgens ankam, stand die Haustür weit offen, und ein Reisekoffer sowie Zafars Werkzeugkasten standen in der Einfahrt. Sämtliche Türen im Erdgeschoss waren geöffnet, was ebenfalls ungewöhnlich war. Für gewöhnlich schlossen sie sie nachts ab. Sie meinte, im Obergeschoss ein Geräusch gehört zu haben, machte sich rufend bemerkbar, erhielt keine Antwort, bekam Angst, beschloss, nicht hineinzugehen, und rief Frank Bishop an. Frank versuchte ihn auf dem Handy zu erreichen, doch er schlief, und die Nachricht landete auf seiner Mailbox. Frank probierte es auf dem Festnetz und weckte Elizabeth. »Steh auf!«, blaffte sie ihn an. Auch im Obergeschoss waren Fenster, Rollläden und Vorhänge geöffnet worden. Er hastete durch das ganze Haus. Er weckte Zafar, der nichts gehört hatte. Er sah, dass ein weiteres Fenster sperrangelweit offen stand. In seinem Arbeitszimmer fehlten sein französischer Ordre des Arts et des Lettres und ein Fotoapparat. Seine Laptops, sein Pass und die Videokamera waren unberührt. Seine Uhr und ein bisschen US -Währung waren verschwunden, doch seine American-Express-Karte, die direkt neben dem Bargeld gelegen hatte, war noch da. Von Elizabeths Schmuck fehlte nichts; ein Diamantring, der für alle sichtbar dagelegen hatte, war an seinem Platz. Zafars Stereoanlage war weg, und auch ein paar Gegenstände aus dem Wohnzimmer, ein Zinn-Ganesha, ein mit Schnitzereien verzierter Stoßzahn, den er Anfang der Siebziger in Indien gekauft hatte, eine Silberdose, ein antikes Vergrößerungsglas und eine achteckige, illuminierte Ausgabe des Koran, die er vor seiner Hochzeit mit Clarissa von ihrer Großmutter May Jewell bekommen hatte. Und im Esszimmer war sämtliches Besteck aus der hölzernen Anrichte verschwunden. Das war alles.
Das Fenster im Schlafzimmer stand sperrangelweit offen. Das musste ein geschickter Einbrecher gewesen sein. Er war durch das Schlafzimmerfenster eingestiegen, hatte schlammige Fußspuren hinterlassen und niemanden aufgeweckt. Eine gruselige Vorstellung. Der Mann war ganz dicht an ihnen vorbeigeschlichen, und keiner von ihnen hatte auch nur geblinzelt. Wusste der Dieb, in wessen Haus er eingebrochen war, wessen Orden er gestohlen hatte? Hatte er den Schläfer im Bett erkannt? Wusste er, welcher Gefahr er sich aus setzte? Wären noch Polizisten im Haus gewesen, wäre er womöglich erschossen worden.
Niemandem war etwas passiert. Das war die Hauptsache. Doch war das Haus aufgeflogen? Frank Bishop traf ein, Beryl kam herein, und Beamte von Scotland Yard machten sich ein Bild von der Situation. Sollte es sich um einen weihnachtlichen Gelegenheitsdieb handeln, was durchaus nahelag, so war es höchst unwahrscheinlich, dass er das Haus an islamische Terroristen verpfeifen oder gar zur Presse gehen würde, denn damit würde er sich selbst verraten. Also hieß es, Ruhe bewahren und das Beste hoffen. Ja. Das würden sie machen.
*
Elizabeth fuhr mit Milan zu Carol, und er blieb seinen quälenden Selbstzweifeln überlassen. Die Jahrtausendfeierlichkeiten rückten näher, und er war mehr und mehr zerrissen. Ach, und im Iran hatten angeblich fünfhundert ›Hardliner‹ gelobt, jeweils eine Niere zu verkaufen, um Geld für seine Tötung zu sammeln, was wohl reichen sollte. Ein sicheres Heilmittel bei allen Leiden , hatte Walter Raleigh von der Axt seines Henkers behauptet.
Joseph Heller starb, und sein Humor mit ihm. Jill Craigie starb, und mit ihr ging viel Güte aus der Welt.
Zu Silvester luden der PR -Guru Matthew Freud und seine Freundin, Rupert Murdochs Tochter Elisabeth, sie in den Millennium Dome ein. Er nahm Elizabeth, Zafar, Martin und Isabel mit, und Susan, das neue Kindermädchen, blieb mit Milan zu Hause. Im Dome nahm Tony Blair sich kurz Zeit, um Matthew, Elizabeth und auch ihm die Hand zu schütteln. Als es an der Zeit war, ›Auld Lang Syne‹ anzustimmen, musste die Queen Blairs Hand halten, und in ihrem Gesicht spiegelte sich leiser
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