Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Titel: Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
Vom Netzwerk:
Anreiz lehnt er am Tische. – Aber bietet man dir vom Gehenkten selber nichts zu deinem Pläsier, kein Ohr, keinen Finger? – Weit gefehlt! Zwischen schönen Brocken von Erdpech ziert der faulende Finger den Tisch und das knorplige Ohr vom Haupte des Schurken, wächsern, mit Blutgerinnsel beklebt, nach deinem Gusto so recht und dir, Unholdin, zum Köder. – Aber die Büschel Haars auf dem Gabentisch, glänzend, einander ähnlich von Farbe, die sind nicht vom Schächer, die stammen von anderen Häuptern, fern und nah, doch haben wir hier das Nahe und Ferne hübsch beisammen und duften soll es dir, wenn du helfen willst, du aus der Nacht, die wir rufen! –
    Stille denn nun, und niemand soll mucksen! Auf mich geblickt, die ihr am Herde sitzet, und sonst nirgendwohin, denn man weiß nicht, von welcher Seite sie anschleicht! Opferschweigen befehl ich. Lösche auch diese Fackel noch, Dirne! – So recht. – Wo ist das Zweischneidige? – Hier. – Und der Hundeköter? – Er liegt noch am Boden, einer jungen Hyäne ähnlich, die Klauen gefesselt und die Schnauze verbunden, die feuchte, die sich so gern an jederlei Unrat versuchte. – Gib zuerst den Asphalt! In schwärzlichen Brocken wirft ihn die rüstige Priesterin in die Flamme, daß sein bleierner Rauch dir entgegenqualme, dumpf, als Opferruch, Herrin von unten! – Die Trankopfer nun, die Vasen in richtiger Folge: Wasser, Kuhmilch und Bier – ich gieße, ich schütte, ich spende. In der Tränke, der Pfütze, der blasigen Lache stehen nun meine schwarzen Füße, da ich das Hundeopfer vollziehe, ekel genug, doch haben nicht wir Menschen es dir erwählt; wir wissen nur: keins ist dir lieber.
    Her mit dem Schnüffler, dem unanständigen Biest, und seine Kehle gespalten! Nunmehr den Bauch geschlitzt und die Hände getaucht ins heiße Gedärm, das dir entgegendampft in der Kühle der Mondnacht. Blutig verschmiert, mit Kutteln behangen, heb’ ich sie auf vor dir, meine Opferhände, denn ich habe sie zu deinem Ebenbilde gemacht. So dich grüßend lad’ ich dich fromm und geziemend zum Opfermahl, Vorsteherin alles Nachtvolks! Höflich vorerst noch und feierlich bitten wir dich, an dem Mahl und den tadellosen Geschenken gnädig teilzunehmen. Gefällt dir’s, uns zu willfahren? – Sonst, das wisse, macht sich die Priesterin stark gegen dich und rückt dir zuleibe, packt dich kräftiger an zu kundig vermessenem Zwange. Nahe dich! Ob du nun aus einer Schlinge hierher springst – ob, nachdem du ein kreißend Weib bedrückt – oder mit Selbstmörderinnen gekost – blutbeschmutzt dich einstellst, von Leichenstätten herschweifend, wo du gespukt und genagt – ob auch von Dreiwegen durch Unreinlichkeit hierher gezogen, nachdem du dich, kranker Wollust voll, an den Verruchten geklammert. – –
    Kenn’ ich dich und erkennst du dich wieder in meinen Worten? Treff’ ich im Ringen dich besser und näher schon? Merkst du, daß ich wohl Bescheid weiß über dein Treiben, deine unschilderbaren Gewohnheiten, dein unaussprechlich Essen und Trinken und all dein bodenloses Gelüsten? Oder sollen meine Fäuste dich wissender fassen noch und genauer und mein Mund die letzte Schonung hinfahren lassen, namhaft machend dein allerschweinischstes Wesen? – Schreckgestalt schimpf ich dich, Betze und Metze du, eiteräugiger Nachtmahr! Schandmorchel, schmierige Höllenvettel, auf Schindangern heimisch, wo du kriechst und krallst und knabbernd Aasknochen begeiferst. Die du dem Gehenkten die letzte Wollust löst im Verrecken und feuchten Schoßes mit der Verzweiflung buhlst – schreckhaft dabei, lasterschwach und entnervt, vor jedem Windhauch erbebend, spuksichtig, feig empfindlich für alles Nächtige. – Äußerstes Scheusal! – Kenn’ ich dich? Nenn’ ich dich? Hab’ ich dich? Weiß ich dich? – Ja, sie ist’s! Sie nutzte des Mondes Verdunklung durch einen Wolkenstreif! Ihr Kommen bekräftigt der vor dem Hause mächtig bellende Hund! Die Flamme schlägt lodernd vom Herde! Sieh, einen Krampf erleidet die da, die Gesellin der Flehenden! In welche Richtung dreht sie die Augen? Wohin sich ihr die Augen verdrehen, von dorther naht sich die Göttin!
    Herrin, wir grüßen dich. Nimm vorlieb! Wir geben dir’s, wie wir es wissen. Hilf, wenn dich das unreine Mahl erfreut und die tadellos üblen Geschenke! Hilf der Lechzerin hier, der Verschmähten! Sie stöhnt eines Jünglings wegen, der nicht wie sie will. Hilf ihr, so gut du’s vermagst, du mußt, ich hab’ dich im Kreise! Quäl’

Weitere Kostenlose Bücher