Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)
ihn leiblich heran, den Störrigen, quäl’ ihn aufs Lager zu ihr, er wisse nicht, wie, und schmiege ihr seinen Nacken unter die Hände, daß sie doch einmal koste den herben Jünglingsgeruch, nach welchem sie schmachtet!
Jetzt das Abgeschorene, Fratze, rasch! Das Liebesopfer, den Brandzauber vollzieh’ ich nun im Angesichte der Göttin. Ach, die schmucken Strähnen, vom fernen Haupt und vom nahen, glanzreich und weich! Abfall der Körper, Beispiel des Stoffes – ich, die Priesterin, verschlinge, verflechte, verknote, vermähle sie in meinen blutigen Opferhänden, vielfach und innig, und so laß ich sie fallen in die Flamme, die sie in raschem Knistern verzehrt ... Was entstellt sich schmerzlich-widrig dein Antlitz, Flehende? Ich glaube, dich ekelt das hornige Übelrüchlein des Brandes? Das ist euer Stoff, meine Feine, Dunst des entflammten Körpers – so riecht die Liebe! – Schluß damit!« sagte sie ordinär. »Der Dienst ist bestens verrichtet. Laß ihn dir munden und wohl bekommen, deinen Schönen! Die Herrin-Hündin gesegnet ihn dir dank Tabubu’s Künsten, die ihres Lohnes wert sind.«
Die Tiefstehende trat beiseite, legte die Überhebung ab, putzte sich nach der Arbeit mit dem Handrücken die Nase und fuhr dann mit den opferbesudelten Händen in ein Wasserbecken. Der Mond stand klar. Die Kebse Meh war aus ihrer Schreckensohnmacht wieder zu sich gekommen.
»Ist sie noch da?« erkundigte sie sich zitternd ...
»Wer?« fragte Tabubu, die sich die Schwarzhände wusch wie ein Arzt nach dem blutigen Eingriff. »Die Hündin? Sei ruhig, Nebenfrau, die ist schon wieder verduftet. Gern kam sie überhaupt nicht und mußte mir nur gefügig sein, weil ich so unverschämt mit ihr umzuspringen und ihr Wesen gar so treffend im Worte einzuzirken verstehe. Auch kann sie hier nichts anstellen außer dem, was ich ihr zwingend aufgetragen, denn eine Dreiheit von Übel abwehrenden Mitteln ist unter der Schwelle vergraben. Aber dem Auftrag wird sie genügen, das ist keine Frage. Hat sie doch das Opfer genommen, und der Brandzauber der verflochtenen Haare bindet sie auch.«
Hier hörte man Mut-em-inet, die Herrin, tief aufseufzen und sah sie sich erheben vom Herde, wo sie gekauert hatte. Vor dem Hundsluder nahm sie Stellung in ihrem weißen Mantel, den Lorbeer noch neben dem Ohr, die Hände zusammengefügt unter dem aufgehobenen Kinn. Seit sie den Brandgeruch von Josephs mit dem ihren vermischten Haar verspürt, hatten die Winkel ihres halboffenen Maskenmundes sich noch bitterer hinabgesenkt, schwer, als zerrten Gewichte daran, und es war gramvoll zu sehen, wie sie nun mit diesem Munde sprach, die Lippen starr und traurig gegeneinander regend, und mit Sangesstimme die Klage nach oben begann:
»Hört es, reinere Geister, die ich so gerne meiner großen Liebe zu Osarsiph, dem ibrischen Jüngling, hätte lächeln sehen, hört und seht es, wie weh mir ist bei diesem Tiefstand und wie sterbenselend im Herzen bei dem furchtbar schweren Verzicht, zu dem ich mich wohl oder übel entschlossen, weil deiner Herrin, Osarsiph, mein süßer Falke, nichts weiter übrigblieb, dem tief verzweifelten Weibe! Ach, ihr Reineren, wie erdrückend schwer und schimpflich ist dieser Verzicht und diese Entsagung! Denn ich habe auf seine Seele verzichtet, da ich mich endlich notgedrungen zum kirrenden Zauber verstand, – deiner Seele entsagte ich, Osarsiph, mein Geliebter: wie jammervoll herb ist dieser Verzicht für die Liebe! Auf deine Augen habe ich Verzicht getan, allerschmerzlichst, ich konnte nicht anders, es blieb der Ratlosen keine Wahl. Tot und verschlossen werden mir deine Augen sein in unsrer Umarmung, und nur dein schwellender Mund, allerdings, wird mein sein – vielfach werde ich ihn küssen in erniedrigter Wonne. Denn über alles geht mir deines Mundes Hauch, das ist wahr, aber darüber hinaus noch, über das All noch, Sonnenknabe, wäre mir der Blick deiner Seele gegangen – das ist meine tief aufquellende Klage! Hört sie, reinere Geister! Vom Herde des Negerzaubers sende ich sie aus tiefster Bitternis zu euch empor. Seht es, wie ich, die höhere Frau, unter meinen Stand zu gehen genötigt war in der Liebe, da ich das Glück hingeben mußte für Lust, um doch wenigstens diese zu haben – wenn schon seines Blickes Glück nicht, so doch die Lust seines Mundes! Aber wie weh und übel mir ist bei diesem Verzicht, das laßt des Gaufürsten Tochter nicht verschweigen, Reinere, sondern es laut ausklagen, bevor ich büße die
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