Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)
die Tränen ihrer Freude mit denen vermischt des lieben Sohnes Meines Vaters im Himmel. Alles, was du Mir anzeigst, ist außerordentlich schön, und was du Mir meldest, macht Mein Herz hüpfen. Darüber, was du Mir schreibst, daß deine Brüder zu dir gekommen sind und daß dein Vater noch lebt, ist der Himmel in Freude, die Erde fröhlich und die Herzen der guten Menschen frohlocken, während ohne Zweifel sogar diejenigen der Bösen davon erweicht sind. Nimm zur Kenntnis, daß das schöne Kind des Atôn, Nefer-cheperu-Rê, der Herr beider Länder, sich infolge deines Schreibens in außerordentlich gnädiger Stimmung befindet! Die Wünsche, die du an deine Eröffnungen knüpfst, waren im Voraus gewährt, schon bevor du sie niederschriebst. Es ist Mein schöner Wille und hat Meine gewährende Zustimmung, daß alle die Deinen, soviel ihrer seien, nach Ägyptenland kommen, wo du bist wie Ich, und ihnen Siedelland zuweisen magst nach deinem Gutdünken, dessen Mark soll sie nähren. Sage deinen Brüdern: ›So sollt ihr tun, und so gebietet euch Pharao, in dessen Herzen die Liebe ist seines Vaters Atôn. Beladet eure Tiere und nehmt Wagen mit euch aus des Königs Beständen für eure Kleinen und eure Frauen und führt euren Vater und kommt! Sehet euren Hausrat nicht an, denn ihr sollt versorgt sein im Lande mit allem, was ihr braucht. Weiß doch Pharao, daß eure Kultur nicht gar hoch steht und eure Ansprüche leicht zu befriedigen sind. Und wenn ihr in euer Land kommt, so nehmt euren Vater und sein Gesinde und sein ganzes Haus und führt sie zu Mir herab, daß ihr nahe eurem Bruder weidet, dem Vorsteher aller Dinge im ganzen Land, denn das Land soll euch offen stehen.‹ Soweit die Weisung des Pharao an deine Brüder, unter Tränen gegeben. Hielten nicht viele und wichtige Geschäfte Mich zu Achet-Atôn, der einzigen Hauptstadt der Länder, Meiner Residenz, zurück, so würde Ich Meinen großen Wagen aus Elektron besteigen und nach Men-nefru-Mirê eilen, daß ich dich unter den Deinen sähe und du deine Brüder vor Mich stelltest. Wenn aber deine Brüder zurückgekehrt sind, so sollst du sie, wenn auch nicht alle, was für den Pharao zu ermüdend wäre, so doch eine Auswahl von ihnen vor Mich stellen, damit Ich sie befrage, und auch deinen Vater, den Alten, sollst du vor Mich stellen, daß Ich ihn liebreich auszeichne durch Mein Gespräch und er in Ehren lebe, da Pharao mit ihm gesprochen. Lebe wohl!«
Dies Schreiben erhielt Joseph durch rennenden Boten in seinem Hause zu Menfe und zeigte es den Elfen, die ihre Fingerspitzen küßten. Eines Mondes Viertel blieben sie bei ihm in seinem Hause; denn da es zwanzig Jahre waren, daß ihn der Vater für tot und zerrissen hielt, kam es nun auf den Tag auch nicht mehr an, daß er erführe, er lebe noch. Und Josephs Gesinde diente ihnen, und sein Weib, die Sonnentochter, gab ihnen freundliche Worte, und sie redeten mit ihren vornehmen Neffen in der Kinderlocke, Manasse und Ephraim, die ihre Sprache konnten, und von denen der Jüngere, Ephraim, dem Joseph und also der Rahel viel ähnlicher sah als Manasse, der ganz ins Mütterlich-Ägyptische fiel, sodaß Juda sagte: »Du sollst sehen, Jaakob wird dem Ephraim gönnen und wird in seinem Munde nicht heißen: Manasse und Ephraim, sondern Ephraim und Manasse.« Er riet ihm aber, ihnen die ägyptische Kinderlocke abzuschneiden überm Ohr, bevor Jaakob käme, denn dem würd’ es ein Anstoß sein.
Danach, als die Woche zu Ende ging, packten sie auf und rüsteten sich zur Reise. Denn ein königlicher Handelszug war im Begriffe, von Menfe, der Waage der Länder, hinaufzuziehen durch das Land Kanaan nach Mitanniland, dem sollten sie sich vereinen mit den Wagen aus Kronbesitz, zu zwei Rädern und vieren, die man ihnen überhändigt nebst Mäulern und Knechten. Rechnet man dazu zehn Esel, beladen mit allerlei Galanterie- und Luxusgut Ägyptenlandes, ausgesuchtem Kultur-Tand und Dingen des Hochgeschmacks, die Joseph dem Jaakob zum Angebinde sandte, und zehn Eselinnen, ebenfalls für Jaakob bestimmt, deren Last Getreide, Wein, Eingekochtes, Räucherwerk und Salben war, so sieht man wohl, daß sie selbst schon einen stattlichen Reisezug bildeten, zumal noch der persönliche Besitz eines jeden angeschwollen war durch Geschenke, mit denen der hohe Bruder sie überhäuft hatte. Denn es ist bekannt, daß er jedem ein Feierkleid schenkte; dem Benjamin aber schenkte er dreihundert Silber-Deben und nicht weniger als fünf Feierkleider, nach der Zahl
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