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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Sie konnte von DDD nichts erreichen, wenn er ihr zuwider war. Wenn sie sich indes von Wäuchlein angezogen fühlte, dann konnte sie ihm das unbefangen zeigen, und dann vermochte sie alles über ihn. In der letzten Zeit hatte sie sich gegen ihn zugesperrt, sein langes Schweigen hatte in ihr die Furcht reifen lassen, er bereite auf seine langsame und heimtückische Art einen Schlag gegen Josef und gegen Matthias vor. Sein Brief beruhigte sie. Im Grunde hatte sie sein Wesen immer angezogen, seine wilde Starrheit, sein Überstolz, seine verstiegene, verzerrte, verrenkte, überdimensionierte Tatkraft, das alles hatte sie von jeher gelockt. Auch war sie sich bewußt, daß er sie, im Grunde nur sie liebte. Der Brief also wärmte ihr das Herz, sie freute sich darauf, ihn zu sehen.
      Mit Eifer bereitete sie ihre Reise nach Alba vor. Voll streitbaren Vergnügens dachte sie an die Auseinandersetzung mit Wäuchlein. Bestimmt wird sie durchsetzen, was sie sich vorgenommen hat. Erreichen will sie, daß den Zwillingen auch weiterhin der Weg zu ihr und zu Matthias offenbleibt, und erreichen will sie, daß Domitilla von ihrer balearischen Insel zurückgerufen wird.
      Die ersten drei Tage ihres neuen Beisammenseins mit DDD in Alba waren ausgefüllt mit den feierlichen Zeremonien der Adoption. Es waren dies vor allem religiöse Feierlichkeiten, und man sah dem Kaiser an, wie tief er sich von ihnen ergreifen ließ. Seine Familie, das war ihm ein heiliger Begriff, der Altar seiner Familiengottheiten, der Herd mit der Ewigen Flamme, der in seinem Atrium stand, das waren ihm keine leeren Symbole, sondern etwas Lebendiges, und daß er jetzt den Göttern seiner Familie junge Wesen zuführen konnte, die sie auch in Zukunft verehren würden, wühlte ihm das Innere auf; denn die Götter werden am Leben erhalten nur durch die Verehrung ihrer Gläubigen. Und er selber, der einmal einer dieser Götter seines Hauses sein wird, sicherte sich seine eigene Fortdauer nur dadurch, daß er die Verehrung seines Hausaltars sicherte. Diese Feier also war ihm etwas Lebenswichtiges, durch sie kam er in neue, lebendige Berührung mit seinen göttlichen Vätern. Die Worte der uralten, heiligen Formeln hatten ihm einen tiefen Sinn, und es war ihm kein leerer Rechtsakt, sondern greifbarer Ernst, als er die Knaben in seinen väterlichen Schutz nahm und ihnen ihre neuen Namen gab: Vespasian und Domitian. Er hatte damit die beiden Jünglinge verändert, sie zu neuen Wesen umgeschaffen. Er und sie hatten jetzt Verantwortungen und Verpflichtungen voreinander, eine unzerreißbare Kette band sie.
      Er spürte vom ersten Augenblick an, daß Lucia freundwillig zu ihm gekommen war. Aber pedantisch, wie er war, schob er es auf später auf, sich mit ihr zu beschäftigen und seine Beziehungen zu ihr zu klären. Jetzt, in diesen Tagen der Adoption, waren seine Gedanken und Gefühle ausgefüllt mit ernsten, bedeutungsvollen, gleichnishaften Handlungen, die ihm keine Zeit frei ließen für anderes. Es waren glückliche, erhebende Tage, seine neuen Söhne, die jungen Löwen, gefielen ihm, das einzige, was ihn an ihnen störte, war die Wahrnehmung, wie sehr sie verbunden waren mit dem jüngsten Adjutanten der Kaiserin, mit Flavius Matthias.
      Dann, nachdem die offiziellen Feierlichkeiten zu Ende gegangen und die zahlreichen Gäste abgereist waren, gab Domitian eine Familientafel. Anwesend waren außer den Zwillingen und ihrem Hofmeister nur Lucia und Matthias.
      Der Kaiser fand natürlich, das richtigste wäre es, das Band zwischen seinen neuen Söhnen und dem jungen Juden sogleich und für immer zu zerschneiden. Warum er es nicht so hielt, warum er vielmehr Matthias sogar diesem vertrauten Kreise beigesellte, hätte er nicht genau angeben können. Sich selber sagte er, er tue es, um dem Sohn des Josephus einmal gründlich auf den Zahn zu fühlen; denn er hat nicht umhinkönnen, auf den ersten Blick zu erkennen, daß von dem Knaben viel Glanz ausging und große Magie und daß es also nicht ganz leicht sein werde, sein Bild in der Brust der Zwillinge auszulöschen. Wenn ihm das gelingen sollte, dann mußte er zuerst einmal diesen jungen Menschen gut studieren. Dann aber – doch diese weiteren Gründe gestand er sich nicht recht ein – zog er den Matthias auch deshalb bei, weil er nicht von vornherein Lucia und die Knaben verstimmen wollte. Vor allem aber geschah es aus List. Er wollte Matthias und den hinter ihm stehenden Gott Jahve in Sicherheit wiegen; denn

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