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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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niemand sonst. Ich will nicht, daß Domitilla in ihrer Nähe sei. Ich will nicht, daß die harten, klaren Lehren, die mein Quintilian den Knaben beibringt, aufgeweicht und getrübt werden durch das alberne, weibische, abergläubische Gerede über den gekreuzigten Gott. Alles an dieser Lehre, der nun einmal Domitilla leider anhängt, ihre Weltabgewandtheit, ihre Wirklichkeitsfremdheit, ihre Indolenz gegen den Staat, das alles ist gefährlich für so junge Menschen.«
      Lucia beschloß, den Kampf aufzunehmen, zum Angriff vorzugehen. Das kühne, helle Gesicht geradezu drohend auf ihn gerichtet, fragte sie: »Und halten Sie es auch für eine Gefahr, wenn die Knaben mit mir verkehren?« Der Kaiser zögerte. Er hätte ja sagen müssen, es wäre seine Pflicht vor Jupiter und Rom gewesen, ja zu sagen. Aber das nahe Antlitz der Frau, die er liebte, verwirrte ihn, er schwankte. Er suchte ihr Gesicht zu vermeiden, er kehrte den Blick ab, doch in dem spiegelnden Metall ringsum begegnete ihm ihr Gesicht immer wieder. Lucia, sein Zögern wahrnehmend, fuhr fort: »Daß ich’s Ihnen offen gestehe, ich finde Ihren Quintilian reichlich ledern. Ich halte es für sehr notwendig, daß ab und zu ein frischerer Wind um die Knaben weht.« Domitian hatte sich eine Antwort zurechtgelegt. »Selbstverständlich«, sagte er galant, »habe ich nichts dagegen, daß auch meine jungen Löwen sich Ihrer Nähe erfreuen, meine Lucia. Aber nicht wünsche ich, daß etwa Ihr Matthias sie mit seinen Überzeugungen anstecke oder gar der Jude Josephus mit seinem sentimentalen Gewäsch über die Lasterhaftigkeit des Genusses von Pfauenpastete.«
      Lucia ärgerte sich, daß also der stolze Römer Quintilian nicht Würde genug hatte, den Mund zu halten, sondern Matthias und seinen Vater sogleich verpetzen mußte, als wäre er ein Spitzel des Norban. Aber sie nahm die Worte DDDs als Zugeständnis, zumindest wird er den Zwillingen den Umgang mit ihr selber nicht verwehren. »Es ist freundlich von dir«, anerkannte sie, »daß du wenigstens mir nicht vorschreiben willst, wen ich sehen darf und wen nicht.« Weiter aber beharrte sie nicht auf diesem heiklen Gegenstand, sondern sie trat nah an ihn heran, strich ihm über das spärliche Haar und sagte: »Ich muß dir ein Kompliment machen, Wäuchlein. Du hast nicht verloren dadurch, daß ich dich längere Zeit nicht sah, im Gegenteil, du bist erfreulicher, als ich dich in Erinnerung hatte.« Domitian hatte sich gesehnt nach ihrer Berührung; er mußte an sich halten, um nicht heftiger zu atmen. Sie schmeichelt mir, dachte er, sie tut mir schön, ich muß fest bleiben, ich darf mich nicht herumkriegen lassen. »Ich danke Ihnen«, sagte er etwas steif.
      Lucia, von ihm ablassend, wurde sachlich. Sie dachte laut nach: »Gibt es denn kein andres Mittel, den Knaben diese Lehre fernzuhalten als die Verbannung ihrer Mutter? Lenkt man nicht gerade durch so drastische Maßnahmen das Augenmerk der Zwillinge ständig auf die Schuld der Mutter, also gerade auf das, was man ihnen fernhalten möchte, und von alledem abgesehen, wird es nicht der Stadt und dem Reich befremdlich erscheinen, daß man die Zwillinge so erhöht, die Mutter aber weiter auf ihrer balearischen Insel beläßt? Tut das nicht dem Ansehen Ihrer jungen Löwen Eintrag? Und verbiegt es nicht die Seelen der Knaben, die Sie doch gerade haben wollen?« »Ich hätte nie vermutet«, sagte bösartig der Kaiser, »daß Domitilla in Ihnen eine so warme Freundin hat.« – »Domitilla ist mir vollkommen gleichgültig!« wiederholte heftig Lucia. Doch sogleich hatte sie sich wieder in der Gewalt und änderte Wesen und Stimme. »Es ist allein um Ihretwillen, Wäuchlein«, sagte sie, »daß ich Ihnen rate, Domitilla zu begnadigen. Sie haben sich auch«, scherzte sie, »lange bitten lassen, ehe Sie mich aus der Verbannung zurückriefen. Und haben Sie es bereut? Treten Sie sich nicht selber zu nahe!« bat sie. »Sie haben die Knaben adoptiert, das ist großartig. Aber wenn Sie Ihre Tat nicht ergänzen durch die Rückberufung der Domitilla, bringen Sie sie um ihre Wirkung. Niemand weiß besser als ich, wie oft und sehr Sie verkannt werden. Verhüten Sie es, daß Ihre Verdienste um die Zwillinge mißdeutet werden durch den Gedanken an die Mutter! Rufen Sie Domitilla zurück!«
      Domitian vermied es, ihr zu antworten. Mit seinen kurzsichtigen Augen schaute er sie auf und ab, und: »Sie sind sehr schön«, sagte er, »wenn Sie sich für eine Sache ereifern.« Lucia

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