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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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einmal erreichen wird, sondern etwas sehr Wesenhaftes, Nahes. Er ist nicht feige. Doch das Gefühl grenzenloser Sicherheit, das ihn bis jetzt erfüllt hat, da er sich im Schutz seiner Göttin wußte, dieses Gefühl hat ihn verlassen. Der Tod, ihm bisher ein sehr Fernes, ist ihm ein Nahes geworden, das bedacht sein will.
      Wenn er unter die Götter gehen sollte, wenn er von dieser Erde verschwinden sollte, er, dieses Fleisch und Bein des Mannes Domitian, was dann wird aus seiner Idee, was dann wird aus dieser Idee Rom, die er tiefer und neuer erfaßt hat als die vor ihm? Wer, wenn er nicht mehr da ist, soll diese Idee schützen und weitertragen?
      Diese Idee Rom, wie er sie versteht, ist geknüpft an die Herrschaft der Flavier. In seinem Innersten, ganz heimlich, hat er trotz allem immer noch gehofft auf Nachkommenschaft von Lucia. Aber sich noch länger an diese nebelige Hoffnung zu klammern, jetzt, da Gefahr für ihn ist, wäre Wahnsinn. Hinunter mit der Hoffnung, fort mit ihr! Schade, daß er sich gefürchtet hat vor den frechen Zungen seiner Feinde, daß er nicht das Kind, das ihm Julia trug, hat zur Welt kommen lassen. Wie schön wäre es, wenn er einen selbstgezeugten Sohn als seinen Nachfolger designieren könnte.
      Aber das kann er nun einmal nicht. Die flavische Dynastie steht auf den beiden Knaben, auf den Zwillingen Constans und Petron. Wenigstens sind die Knaben reinstes flavisches Blut vom Vater und von der Mutter her. Und es ist gut, daß er die Einflüsse, welche die beiden hätten verderben können, getilgt hat, daß er Clemens in den Tod und Domitilla auf die balearische Insel geschickt hat. Jetzt wachsen seine jungen Löwen heran in der guten Zucht des sehr römischen Quintilian und entzogen dem Gotte Jahve.
      Ganz entzogen freilich hat er sie dem Jahve nicht. Für diese heißen Monate hat Lucia die Knaben zu sich genommen, nach Bajae, sie wollte nicht, daß die Zwillinge, getroffen von dem Schicksal ihrer Eltern, noch länger in dem öden Haus des toten Vaters und der verbannten Mutter wohnen sollten, und er hat es zugelassen. Wie hat er es zulassen können? Es war selbstverständlich einfach eine List des Gottes Jahve, daß er der Lucia eingegeben hat, sie möge sich der Söhne des toten Clemens annehmen. Vielleicht steckt auch wieder einmal unser Josephus dahinter, der Sendling des Jahve. Es ist unfaßbar, daß er, Domitian, das alles nicht gleich durchschaut hat. Er hat sich schließlich als der Vetter der Knaben gefühlt, als ihr Verwandter, er hat sich ihnen nicht allzu streng zeigen wollen, denn ihm lag, ihm liegt noch an der Liebe der Zwillinge. Vor allem aber, er will offen vor sich sein, hat er sich vor Lucia nicht zu schroff zeigen wollen.
      Aber jetzt wird das ein Ende finden. Er weiß auch, wie. Er wird seinen alten Vorsatz, die Zwillinge zu adoptieren, endlich wahr machen. Er wird sie an seinen Hof berufen, so werden sie von selber dem Dunst des Josephus und seines Matthias entzogen sein. Er wird dann das Seine getan haben, der Idee Rom, wenn er, unbeschützt von Minerva, von dieser Erde sollte wegmüssen, neue Verteidiger zu hinterlassen.
      Sein gesammeltes Gesicht entspannt sich, er lächelt. Es ist ihm etwas Erfreuliches eingefallen. Wenn er die Knaben adoptiert, dann ist das ein selbstverständlicher Anlaß, auch Lucia vor sein Angesicht zu rufen. Und wenn sie erst da ist, dann wird sich vieles klären. Sie hat trotz allem, trotz der Blendung durch Jahve, immer Verständnis gezeigt für seine Ideen, denn sie ist Römerin. Er wird, der Römer, zur Römerin sprechen, er fühlt in sich die Kraft, Lucia zurückzugewinnen.
      Er lächelt. Er fühlt sich auch ohne den Schutz der Minerva noch nicht verloren. Auch das Böse hat seine guten Seiten. Hätte sich nicht die Gefahr, die von Jahve droht, von neuem so sichtbar vor ihm aufgerichtet, dann hätte er die Adoption noch weiter hinausgeschoben. So aber, durch diese schnelle Adoption, erreicht er zwei Ziele mit einem Schlag. Nicht nur errichtet er auch für die Zukunft der Idee Rom neuen Schutz und Schirm, er wird dadurch vermutlich auch diesem Jahve die neugewonnene Bundesgenossin Lucia wieder abspenstig machen. Lucia ist römisch durch und durch, Lucia liebt ihn, das ist keine Frage, wenn auch auf ihre stolze, widerspenstige Art, Der Gott Jahve hat ihr den Sinn vernebelt. Aber ihm, dem Gotte Domitian, wird es gelingen, die unheilvollen Dämpfe zu zerstreuen, mit welchen der östliche Gott sie getrübt hat, so daß sie

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