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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Kriegsansage Jahves gegen ihn, und er wollte genau wissen, wie ihr Wortlaut war. Ungeduldig, eigensinnig befahl er: »Sag mir die Verse auf!«
      Josef mußte nun wohl gehorchen. Er sagte die Verse her, grimmig und doch ohne Schwung und ungläubigen Herzens, es waren ihm Worte ohne Inhalt.

    »Darum sag ich:
    Heil dem Manne, der den Tod auf sich nimmt,
Sein Wort zu sagen, weil das Herz ihn drängt ...
Darum sag ich:
    Heil dem Manne, den du nicht zwingen kannst, Zu sagen, was nicht ist.«

    Er sah den Blick des Kaisers auf sich gerichtet, es war ein forschender, nachdenklicher, böser Blick; er wollte ihm auswei chen, aber da sah er sein eigenes Gesicht in der spiegelnden Verkleidung der Wände, überall sah er sein eigenes Gesicht und das des Kaisers, des Kaisers Augen und den eigenen Mund, sich öffnend und schließend. Er kam sich komödiantisch vor, und der Inhalt seines Psalms vom Mut kam ihm komödiantisch vor. Wozu sagen wollen, was ist, vor einer Welt, die das doch nicht hören will? Seit Jahrtausenden haben Männer der Welt gesagt, was ist, und sie haben nichts geändert, sie haben nur Unglück über sich selber heraufbeschworen.
      Domitian hörte bis zu Ende sehr aufmerksam zu. Träumerisch wiederholte er: »›Heil dem Manne, der sagt, was ist.‹ Wieso: Heil ihm? Die Götter offenbaren das, was ist, allerhöchstens in Mysterien, sie wünschen also keineswegs, daß man es immer und allen sage. Was du in deinen Versen verkündest, mein Lieber, das klingt ganz schön und interessant, aber wenn man es genauer betrachtet, dann ist es aberwitziges Zeug.« Er beschaute den Josef, als wäre der eines seiner gefangenen Tiere. »Seltsam«, sagte er und schüttelte den Kopf, »daß jemand auf so verrenkte Ideen kommt. ›Heil dem Manne, der sagt, was ist.‹« Und noch mehrere Male, langsam, schüttelte er den Kopf.
      »Du liebst also deinen Matthias?« nahm er plötzlich das Gespräch von früher wieder auf. Der Psalm vom Mut, Matthias : eine ungeheure Angst schnürte dem Josef das Herz. »Ja, ich liebe ihn«, erwiderte er gepreßt. »Und du willst natürlich hoch hinaus mit ihm?« fragte Domitian weiter. »Du bist ehrgeizig für ihn? Du willst sehr viel aus ihm machen?« Josef erwiderte behutsam: »Ich weiß, daß ich die Gnadenbeweise nicht verdient habe, mit denen mich der Herr und Gott Domitian und seine Vorgänger überhäuften. Aber mein Leben verlief in scharfem Auf und Ab. Das möchte ich meinem Sohne ersparen. Was ich meinem Sohne hinterlassen möchte, ist Sicherheit.« Und so war es; denn die Träume von Glanz und Ruhm, die er für seinen Sohn Matthias geträumt hatte, waren in dieser grausamen Minute von ihm abgefallen, er wollte ihn zurückhaben, hier bei sich, um ihn so schnell wie möglich aus Rom fortzubringen, nach Judäa, in Sicherheit und Frieden. Im Innern schrie er zu seinem Gott, er möge ihm in diesem schweren Augenblick Kraft geben, die rechten Worte zu finden und seinen Sohn zu retten.
      »Interessant, sehr interessant«, antwortete mittlerweile der Kaiser. »Also das ist es, was du für deinen Matthias ersehnst, Ruhe und Sicherheit. Aber findest du, daß die Lehrzeit bei Hofe der beste Weg zu einem solchen Ziel ist?«
      Es traf den Josef ins innerste Herz, daß der Feind sogleich seine schwache Stelle, sein Verbrechen, herausgefunden hatte. Denn eben dadurch hatte er gesündigt, daß er seinen Sohn auf diesen gefährlichen Pfad hinausgestoßen hatte. Mühsam suchte er, was er entgegnen könnte. »Der Kaiserin hat mein Junge gefallen«, fand er schließlich. »Hätte ich nein sagen sollen, als die Herrin Lucia mich aufforderte, ihn in ihren Dienst zu geben? Niemals hätte ich eine solche Unehrerbietigkeit gewagt.« Doch Domitian hatte jetzt die schwache Stelle seines Feindes, des Jahveknechtes, erspäht und ließ nicht davon ab. »Wenn du es nicht selber gewollt hättest«, er klärte er und hob tadelnd den Finger, in der spiegelnden Wandverkleidung aber waren es viele Finger, »dann hättest du Mittel und Wege gefunden. Du hast Ehrgeiz für ihn«, beharrte er, »sei ehrlich, gib es zu! Wie hättest du ihn sonst in den Dienst der Kaiserin geschickt?« – »Gewiß hat ein Vater Ehrgeiz für seinen Sohn«, räumte Josef ein, und er fühlte sich schwach und leer.
      »Siehst du«, sagte befriedigt Domitian und wühlte weiter in der Wunde. »Du hast mir doch einmal gesagt, du seiest aus dem Geschlecht des David. Da du selber zugibst, Ehrgeiz für deinen Sohn zu haben, ist dir nie

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