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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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dann gehen Sie zuerst noch nach Cäsarea und lassen Sie sich dort im Gouvernementspalais ein umständliches Papier ausstellen, das Sie vor jedermann ausweist! Ich meine nur, für alle Fälle.«
      Als Josef am andern Tag Gischala verließ, begleitete ihn Johann ein gutes Stück Weges, und als sich Josef, fortreitend, nach einiger Zeit umschaute, da stand Johann noch immer und sah ihm nach.

    In Cäsarea, wo sich Josef, dem Rate Johanns folgend, einen neuen Passierschein ausschreiben lassen wollte, machte er dem Gouverneur seine Aufwartung. Lusius Quietus, mit jener beflissenen und distanzierenden Höflichkeit, wie sie fast allen Vertrauensleuten Kaiser Trajans eigen war, lud den Ritter Flavius Josephus zum Abendessen.
      Da saß denn Josef inmitten der hohen Offiziere und Beamten der Provinz und fühlte sich bitter fremd und unbehaglich. Trotz der betonten Liebenswürdigkeit der Herren spürte er auch diesmal wieder, daß sie ihn nicht voll nahmen. Er gehörte nicht zu ihnen. Gewiß, durch seine Vergangenheit und durch seine Privilegien war er ihnen enger verbunden als irgendwer sonst; doch letzten Endes blieb er ein bezahlter Agent.
      Man sprach von den kommenden Ereignissen. Vermutlich werden, wenn nun wirklich der Ostkrieg beginnt, überall in Syrien, Judäa, Mesopotamien Unruhen losbrechen. Johann hatte recht. Die Herren verhehlten kaum, daß ihnen ein solcher Aufstand zupaß käme. Er lieferte ihnen den willkomme nen Vorwand, dieses Judäa, das Gelände des Aufmarschs und des Nachschubs, gründlich zu säubern, bevor die Armeen nach dem ferneren Osten aufbrachen.
      Immer wieder fragte man Josef als den besten Sachverständigen, ob sich die »Eiferer des Tages« nicht vielleicht doch von dem Aufstand durch seine Aussichtslosigkeit würden abhalten lassen. Josef erklärte, der weitaus größte Teil der jüdischen Bevölkerung sei durchaus loyal, und die »Eiferer« dächten zu realistisch, um einen aussichtslosen Aufstand ins Werk zu setzen. Gouverneur Quietus hörte aufmerksam zu, aber, wie es Josef schien, keineswegs überzeugt.
      Übrigens hatte Josef nicht mit der Überzeugungskraft gesprochen, die ihm eigen war. Vielmehr war er seltsam zerstreut. Dies kam, weil er von dem Augenblick an, da er das Haus des Gouverneurs betreten, nach einem bestimmten Gesicht gespäht hatte. Der Träger dieses Gesichtes, Paulus Bassus, wußte am besten Bescheid um die militärischen Verhältnisse der Provinz Judäa, die Gouverneure wechselten, aber Oberst Paulus blieb, er war recht eigentlich der Mann, der Judäa regierte, und wenn der Gouverneur einen Empfang gab, erwartete man, Paulus zu sehen. Andernteils war es natürlich ausgeschlossen, daß sich Paulus hier zeigte, wissend, er werde seinem Vater begegnen. Trotzdem, so töricht das war, hielt dieser Vater immer wieder nach ihm Ausschau.
      Am nächsten Morgen dann begab sich Josef in das Regierungsgebäude, um sich den Paß ausschreiben zu lassen. Ein Gefühl der Fremdheit und der Feindseligkeit stieg in ihm hoch, als er das Palais betrat, das kalt, weiß, prunkvoll, mächtig und bedrohlich dastand, ein Symbol des trajanischen Rom.
      Der Raum, in dem er zu tun hatte, lag im linken Flügel des Hauses. Als er, die Angelegenheit rasch erledigt, mit seinem neuen Paß die große Halle durchschritt, um sich durch das Haupttor zu entfernen, kam durch dieses Haupttor ein Offizier. Der Offizier, ein schlanker Herr mit blassem, fleischlosem Gesicht, elegant, straff, wandte sich nach rechts. Niemand hätte sagen können, ob er, während er den präsentierenden Wachen dankte, den Mann gesehen hatte, der von links kam. Niemand auch hätte sagen können, ob Josef den Offizier erkannt hatte. Doch schien Josef, als er das Gebäude verließ, alt und müde, der Platz vor dem Palais, so weit und leer er war, hatte nicht genug Luft für den um Luft kämpfenden Mann, und wer ihn sah, mochte sich wundern, daß ein so leichtes und bedeutungsloses Geschäft wie die Einforderung eines Passes ihn dermaßen erschöpft hatte.
      Der Offizier seinesteils, als er in den rechten Trakt des Gebäudes einbog, war noch einen Schatten blasser als sonst, und seine schmalen Lippen waren noch mehr verpreßt. Dann aber, noch bevor er seinen Amtsraum betrat, entspannte er sich. Ja, Paulus Bassus oder, wie er früher genannt wurde, Flavius Paulus schien eher befriedigt. Er war es. Die Idee, eine Idee, die er lange gesucht hatte, jetzt war sie ihm gekommen.
      Noch am gleichen Tage sprach er

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