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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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nicht umhin, die Frau zu bewundern, die sich so heldisch und so töricht heraushob aus ihren Zeitgenossen, und die eigene Vernunft zu bedauern.
      Gratilla, die Schwester des getöteten Caepio, eine gelassene, vornehme, etwas füllige ältere Dame, pflichtete ihrer Schwägerin Fannia bei. »Vernunft«, höhnte sie, »Vorsicht, Politik. Alles gut und schön. Aber wie soll jemand, der ein Herz im Leibe hat, auf die Dauer die Scheußlichkeiten dieses Domitian ohne Widerspruch hinunterschlucken? Ich bin eine einfache Frau, ich verstehe nichts von Politik, ich kenne keinen Ehrgeiz. Doch mir steigt die Galle hoch, wenn ich daran denke, was einmal die Späteren von uns halten sollen, unsere Söhne und Enkel, falls wir uns dieses Regiment der Lüge und Gewalt widerspruchslos sollten gefallen lassen.«
      »Wann wird Ihre Biographie des Paetus fertig, mein Pris cus?« nahm wieder Fannia das Wort. »Wann wird sie erscheinen? Es ist mir eine tiefe Befriedigung, daß wenigstens einer nicht schweigt, daß wenigstens einer spricht und seinen Grimm nicht einsperrt.«
      Priscus, so angerufen, sah hoch, wandte den völlig kahlen Kopf von einem zum andern, sah, daß alle auf ihn schauten, gespannt auf seine Antwort wartend. Priscus galt als der größte Jurist des Reichs, er war berühmt darum, daß er jedes Für und Wider sorglich wäge. So übersah er denn nicht die Verdienste des Domitian um die Verwaltung des Reichs, aber er sah auch sehr genau die Willkür und Verantwortungslosigkeit dieses persönlichen Regimes, die vielen klaren Verletzungen des Rechts. Von dieser seiner Erkenntnis aber konnte er nur im Kreise seiner Vertrauten reden, vor allen andern mußte er sie, wenn er nicht einen Prozeß wegen Majestätsverletzung gegen sich heraufbeschwören wollte, in seinem Busen wahren. Für sich persönlich nun hatte er einen Ausweg gefunden. Er schwieg, und schwieg dennoch nicht. Er legte seinen Groll nieder in einem historischen Werk, in einer Darstellung des Lebens des großen Paetus Thrasea, des Vaters der Fannia. Es reizte ihn, das Leben dieses Republikaners, den Nero um seiner freiheitlichen Gesinnung willen hatte hinrichten lassen und den die Legende verklärte, in höchster Sachlichkeit darzustellen, entkleidet der legendarischen Züge, und so darzutun, daß dieser Paetus Thrasea, auch bar allen mythischen Beiwerks, ein großer Mann gewesen sei und höchster Verehrung wert. Fannia konnte ihm für dieses sein Werk viel Material liefern, eine große Menge unbekannter und exakter Details.
      Dieses jetzt beinahe vollendete Werk aber war nur für den Autor selber bestimmt und für seine nächsten Vertrauten, vor allem für Fannia. Ein solches Werk unter dem Regime des Domitian zu veröffentlichen, das hieß Stellung und Vermögen, ja das Leben aufs Spiel setzen, und daran hatte er nie gedacht. Wenn also Fannia jetzt erklärte, er, Priscus, schweige nicht, er sperre seinen Grimm nicht ein, dann war das, gelinde gesagt, eine Übertreibung und ein Mißverständnis. Denn eigentlich hatte er ja in einem gewissen Sinne gerade das beabsichtigt. Seinen Grimm einsperren, das Buch in die Truhe sperren, genau das hatte er wollen, und sein einziger Zweck war gewesen, sich das Herz zu erleichtern. Von einer Publikation versprach er sich wenig. Eine solche Veröffentlichung wäre nichts gewesen als eine demonstrative Geste, und recht, dreimal recht hatte dieser Publius Cornel, mit solchen ostentativen Gesten war nichts getan, sie konnten an den Dingen selber nichts ändern, wie sollte Literatur gegen Macht aufkommen?
      Dies also waren die Meinungen des Priscus. Da aber sah er auf sich gerichtet die wartenden Blicke aller, er sah das strenge, fordernde Gesicht der Fannia, er wußte, daß alle ihn für einen Feigling halten würden, wenn er jetzt auswich, und er brachte den Mut nicht auf, feig zu erscheinen. Während sein Hirn ihm sagte: Was tust du da, du Narr?, sagte sein Mund scharf und schneidend: »Nein, ich werde meinen Grimm nicht einsperren«, und noch ehe er diesen Satz ausgesprochen hatte, bereute er ihn schon.
      Wozu will er den Paetus nachmachen? dachte bekümmert Decian, und: Ein Narr und Held auch er, dachte Publius Cornel, und laut und grimmig sagte er: »Sache eines Mannes ist es, sich zu überwinden, Sache eines Mannes ist es, diese Zeiten zu durchschweigen, um sie zu überleben.«
      Das alte, erdbraune, zerklüftete Antlitz der Fannia war eine einzige Maske des Hohnes und der Ablehnung. »Arme Cornelia«,

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