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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Ewigkeit gedauert und doch wohl nur sehr kurz. An äußere Folgen hatte sie in jener Nacht überhaupt nicht gedacht. Ob den andern ihre Abwesenheit und ihre Verstörtheit aufgefallen war, damit hatte sie sich nicht beschäftigt. Erst am andern Tag, als Melitta zu ihr kam und sie beschwor, sie im eigensten Interesse zu retten, war ihr die Gefahr aufgegangen. Sie hatte Melitta jenen Brief an Decian gegeben. Was daraus entstanden war, wußte sie nicht. Sie hatte nur ihre dumpfe Erinnerung an die kurze und ewige Umarmung jener »Frau« und an ein paar wirre Sätze der Melitta. Niemand sonst hatte mit ihr über die Ereignisse jener Nacht und über ihre Folgen gesprochen. Auch der Opferpriester des Jupiter hatte den Grund nicht angegeben, aus dem er sie hinter ihren Vorhang verbannte.
      Was wohl mit ihr geschehen wird? Niemals hätte irgendwer, niemals sie selber es anders gedacht, als daß, wenn sie einmal gestorben sein wird, ein Steinbild von ihr werde errichtet werden mit der Inschrift: »Der höchst keuschen, höchst schamhaften, höchst reinen, höchst wachsamen Jungfrau Pulchra Cornelia Cossa.« Statt dessen wird sie jetzt hinunter müssen in das Gewölbe vor dem Hügeltor; denn als sie bei der Prozession ihre Hand in die des Herrn und Gottes Domitian legte, hat sie gespürt, daß er sie nicht liebt, und er wird nicht zugeben, daß sie sich, wie damals die süßen und geliebten Schwestern Oculatae, die Art des Sterbens selber bestimme. Vielmehr wird sie eingemauert werden mit einem Krug Wasser und etwas Speise, ein Weidengeflecht wird gebreitet werden über das Gewölbe, in dem sie elend verreckt, und scheu werden diejenigen, welche die Stelle passieren, einen Kreis des Grauens und des Ekels um ihr Grab machen.
      Aber sie hat doch ihr Gelübde nicht verletzt. Sie hat das, was geschah, doch nicht gewollt, sie ist hineingerissen worden, sie hat es nicht getan. Vielleicht auch ist es gar nicht geschehen, sie weiß es nicht, vielleicht hat sie sich alles nur eingebildet in ihrer »Trübung«. Vielleicht, wenn sie dem Priestergericht die Probe anbietet, wird sie ihr glücken, wie sie seinerzeit der Vestalin Tuccia glückte, vielleicht wird sie es vermögen, mit dem Sieb aus dem Flusse Tiber Wasser zu schöpfen und es vor die Priester zu tragen.
      Sie phantasiert. Es ist geschehen, und man würde sie nicht zur Probe zulassen, das Schicksal hat sich gegen sie entschieden, das Schicksal hat es gewollt, niemand fragt nach der Absicht, eingemauert in das Gewölbe wird sie werden.
      Der Vorhang wurde vom Boden hochgerafft, eine Hand schob eine Schüssel mit Speisen herein und einen Krug mit Milch. Cornelia erkannte die Hand, die das besorgte, es war die Hand der Postumia. Die Speisen waren mit Liebe zubereitet, es waren ihre Lieblingsspeisen, und sorglich waren Deckel darübergestülpt, damit sie sich warm erhielten. Die andern liebten sie, die andern bedauerten sie. »Amata«, »die Geliebte«, sie trug ihren Titel zu Recht.
      Sie wird nicht mit priesterlichen Ehren an der Attischen Straße bestattet werden, sie wird keine Ehrensäule haben, ihr Name wird gelöscht werden aus jedem Stein und von jedem Papier. Dennoch werden die andern an sie denken, oft, liebevoll, nicht einmal der Haß der Tertullia wird dagegen aufkommen. Wenn sie den heiligen Teig bereiten, werden sie an sie denken, und wenn sie am ersten März das Feuer der Göttin erneuern; wie gerne hätte sie diesen ersten März noch erlebt! Und flüstern werden sie von ihr, voll Scheu, Geheimnis und Zärtlichkeit, wenn sie das heilige Wasser schöpfen und weihen und wenn eine Wache die andere ablöst am Feuer der Vesta.
      Dieser Gedanke beruhigte Cornelia ein wenig, und sie aß mit Lust von den guten Speisen. Dann schlief sie, und es war über ihrem jungen Gesicht jene ernste und freudige Ruhe, welche ihr die liebende Verehrung des Volkes erworben hatte.

    Der Kaiser war in dieser ersten Zeit nach seiner Rückkehr aus dem sarmatischen Feldzug wenig in Rom, er hielt sich fast immer in Alba auf. Hatte er früher dort am liebsten vor den Tierkäfigen verweilt, so zog er es jetzt vor, in den ausgedehnten Teilen des Parks herumzustreifen, aus denen sein Obergärtner, der Topiarius Felix, die ursprüngliche Natur völlig vertrieben hatte, das Gelände in eine Art von ungeheuerm Teppich verwandelnd. Geometrisch abgezirkelt waren da Beete, Hecken, Alleen. Zierlich und steif standen Gruppen von Buchsbäumen und Taxus, die einzelnen Bäume verschnitten zu

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