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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Regierungsform.«
      Alle wollten erwidern. Marull aber wurde der fruchtlosen Erörterung überdrüssig und sagte abschließend: »Auf alle Fälle, mein Helvid, rate ich Ihnen, freuen Sie sich Ihres Triumphes über Ligarius, fordern Sie die Götter nicht heraus und geben Sie sich zufrieden!« Und: »Ich glaube, das ist ein guter Rat«, sagte trocken, gemütlich und dennoch sehr eindringlich Claudius Regin.
      Die drei Senatoren waren ehrlich entrüstet über den Zynismus der beiden Minister, aber sie kannten sie gut genug, um zu wissen, daß die Warnung ehrlich gemeint war: Priscus und Cornel redeten denn auch dem draufgängerischen Alten zu, er möge sich mäßigen und sich mit der Verbannung des Ligarius begnügen. Dies war sehr viel mehr, als man noch vor einem halben Jahr zu hoffen gewagt hatte. Volksstimmungen verflogen, man durfte den Kaiser nicht allzusehr reizen, schließlich stand hinter ihm die Armee, man war rasch und kühn und sehr erfolgreich vorgestoßen, es war angebracht, Atem zu holen. Doch Helvid hatte sich verrannt in seinen Plan. Er hatte so vielen davon erzählt, daß er sich nicht mit der Verbannung des Ligarius begnügen, daß er seinen Tod beantragen werde: er konnte es seinem Stolz nicht abringen, jetzt zurückzuweichen. Er beschloß, sein Vorhaben durchzuführen.
      Das tat er denn auch. Die Warnung der Leute des Domitian machte ihn nur um so verbissener, und er sprach wilder, heftiger, hinreißender als je. Selbst Cornel und Priscus vergaßen ihre Bedenken, als er sprach. Es war eine große Stunde. Den Atem an hielten die alten Republikaner, es leuchteten ihre Augen, es schwindelte ihnen vor Glück, als Helvid, seine Sätze großartig steigernd, die härteste Strafe, die das Gesetz vorsah, für den Verbrecher Ligarius verlangte, den Tod, den Tod und nochmals den Tod.
      Seit langen Jahren, seitdem Domitian die Herrschaft angetreten, war die Opposition im Senat so gut wie verstummt. Jetzt, in diesen letzten Monaten, war sie auf einmal wieder dagewesen, einen Sieg nach dem andern hatte sie erfochten, jetzt gar wagte es einer von den Ihren, die Todesstrafe zu fordern für einen Freund und Günstling des Kaisers. Waren die Tage der Freiheit wiedergekommen? Die Rede des Helvid, dieser sein Antrag war der stärkste Triumph der Opposition.
      Er war auch ihr letzter.
      Dies zeigte sich sogleich, als der Angeklagte dem Ankläger erwiderte. Bis jetzt hatte sich Ligarius still und klein verhalten, wie es einem Manne ziemte, der mit gutem Grund eines so schweren Vergehens bezichtigt worden war. Man hatte erwartet, daß er also nach dieser Rede und nach diesem Antrag zerschmettert sein werde, daß er demütig die Milde des Senats erflehen werde. Statt dessen schien der Antrag des Helvid ihn keineswegs niederzuschlagen, im Gegenteil, er lächelte, als Helvid diesen Antrag vorbrachte, er leuchtete geradezu auf, ja es war, als hätte er einen so übermäßig strengen Antrag herbeigesehnt. Und schon aus seinen ersten Worten erhellte, daß er ganz sicher war, er werde niemals die von Helvid geforderte Strafe erleiden müssen, ob der Senat sie nun beschließe oder nicht. Seine Rede war, und zwar schon von den ersten Worten an, keine Verteidigung, sondern eine Anklage.
      Was er sich habe zuschulden kommen lassen, erklärte er, wisse die Stadt und der Erdkreis, er habe es zugegeben, er habe sich bereit gezeigt, zu bereuen und die Strafe auf sich zu nehmen, die der Senat ihm zuerkennen werde. Mit aller Kraft aber wehre und verwahre er sich gegen Anträge wie den des Senators Helvid. Noch sei er, Ligarius, Senator und ein Mann konsularischen Ranges. Als solcher verteidige er die Würde des Senats, die gefährdet werde durch derartig maßlose und aller Vernunft bare Anträge wie den des Helvid. Aus einem solchen Antrag spreche nicht mehr die berechtigte Empörung gegen einen Schuldigen, sondern einzig und allein persönliche Gehässigkeit, eine wüste, sinnlose, verbrecherische Feindschaft. Nun aber bestehe keinerlei Feindschaft zwischen ihm und dem Helvid. Gegen wen also, gegen wen allein könne sich diese Unverschämtheit richten? Zweifellos doch nur gegen jene Persönlichkeit, die einer solchen erbärmlichen Feindseligkeit am fernsten entrückt sein sollte, gegen den Herrn und Gott Domitian. Ihn und nur ihn wolle Helvid in seiner, des Ligarius, Person treffen. Der Antrag sei eine dreiste Provokation, der Antrag sei ein Majestätsverbrechen, und wenn ihm, dem Ligarius, nach der heutigen Sitzung

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