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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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wird auch dann erfolgen müssen, wenn Sie uns Melitta herausgeben. Aber wie immer der Senat urteilen wird, ich kann Ihnen versichern, Sie werden mit einer leichten Verbannung davonkommen. Geben Sie mir jetzt keine Antwort, mein Decian! Überlegen Sie sich gut, was ich Ihnen gesagt habe! Ich bin überzeugt, Sie werden zu dem Schluß kommen, daß es einen andern sinnvollen Ausweg nicht gibt. Lassen Sie es sich angelegen sein, Melitta vor der Tortur und sich selber vor dem Tode zu retten, und fangen Sie heute schon an, alles, was Sie an beweglicher Habe besitzen, aus Italien hinauszuschaffen für die zwei oder drei Jahre, die Sie außerhalb Italiens werden verbringen müssen! Ich kann Ihnen versprechen, daß Norban wenig davon wahrnehmen wird. Glauben Sie mir, der Rat, den ich Ihnen gebe, ist der Rat eines Freundes!«
      Decian, nachdem Messalin gegangen war, sagte sich, daß dem Kaiser und seinen Räten die tote Cornelia vermutlich gleichgültig sei und daß es ihnen nur darum gehe, die verlorengegangene Popularität Domitians neu zu gewinnen. Sowie der Senat nicht mehr darauf rechnen konnte, bei den breiten Massen Unterstützung zu finden, mußte er die Positionen wieder aufgeben, die er in seinem Kampf gegen den Kaiser in der letzten Zeit errungen hatte. Das also wußte Decian genau. Durfte er, um sein Leben zu retten, dem Kaiser helfen, den Senat von neuem zu schwächen?
      Er durfte es nicht. Aber was war erreicht, wenn er sich opferte? Er konnte Melitta endgültig verschwinden lassen. Was dann würden Messalin und Norban unternehmen? Sie würden ihn festsetzen, sie würden ihm durch die Folter Geständnisse abzwingen, wie und warum er Melitta habe verschwinden lassen. Nichts wäre gewonnen. Der Sieg des Kaisers über den Senat, der ja doch als letztes Ergebnis kommen mußte, würde durch seine Opferung um einige Wochen verschoben, verhindert würde er nicht.
      Decian teilte dem Messalin mit, wo sich Melitta befand.
      Dem Decian wurde Schweigen auferlegt, er durfte sein Landgut bei Bajae nicht verlassen, er wurde überwacht. Die Freigelassene Melitta wurde in aller Eile und Heimlichkeit aufgehoben.
      Domitian lächelte tief und befriedigt. »Ich habe gute Freunde«, sagte er zu Messalin, »ich habe gute Freunde«, sagte er zu Norban, und in seinem engsten Kabinettsrat, der jetzt nur mehr aus Regin, Marull, Annius Bassus und Norban bestand, erklärte er: »Diese Angelegenheit bleibt vorläufig unter uns. Wir erheben noch keine Anklage gegen Decian. Wir lassen die Herren vom Senat ruhig weitermachen. Wir wollen sehen, was sie alles noch vorzubringen haben gegen Ligarius und gegen Uns.« Er lächelte stärker. »Lassen wir die Feinde des Reichs immer tiefer in ihr Verderben rennen! Wir können warten.«
      Die Herren von der senatorischen Opposition also hatten keine Ahnung von dem, was sich ereignet hatte, und daß der Kaiser jetzt in der Lage war, das viele Gerede um die Schuld der gerichteten Vestalin, wann immer er wollte, zum Schweigen zu bringen. Sie glaubten vielmehr, die Helvid und Priscus und die übrigen Herren von der senatorischen Opposition, sie hätten die Republik bereits wiederhergestellt, der Kaiser sei nun wirklich zurückgedrängt auf den Platz, den die Verfassung ihm zuwies, er sei nicht mehr als der Erste unter Gleichen, sie seien in Wahrheit seine Peers. Strahlend herum ging der alte Helvid, sein verwittertes Gesicht hatte sich verjüngt vor Stolz über den errungenen Sieg. Er war der große Republikaner, der Anwalt der guten Sache, er hatte die unterdrückten Spanier an Ligarius und dem Kaiser gerächt, er sonnte sich in seinem Erfolg, er brüstete sich, und mit ihm die andern Führer der senatorischen Sache, Priscus und die Seinen und die Angehörigen des gerichteten Paetus, Fannia, Gratilla. Übermorgen sollte der Senat das Urteil fällen über Ligarius, den Aussauger der Provinz Spanien. Einige von den Senatoren wünschten, daß man sich damit begnüge, den Ligarius zur Vermögenskonfiskation und zur Verbannung zu verurteilen, aber sie, die Führer der Opposition, werden nicht so bescheiden und gemäßigt sein. Sie werden verlangen, daß man den Freund des Tyrannen, den Verbrecher, zum Tod verurteile, und sie werden es durchsetzen.
      Die Minister Regin und Marull wußten natürlich um dieses Gerede. Sie waren ältere Herren, die unendlich viel erlebt hatten, sie hatten viele Freunde und Bekannte eines unerwarteten Todes sterben sehen, und es hatte sich nicht immer vermeiden

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