Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
Vom Netzwerk:
vermutlich auf dem Weg zu der Firma Letthaus, der wir eine Lagerhalle unten im Souterrain vermieten. Der Eingang ist derselbe.«
    »Am Ostersonntag im vergangenen Jahr hat niemand von der Firma Letthaus dort gearbeitet«, sagte Katrín, »das haben wir überprüft. Aber du warst dort. Um was ging es?«
    »Bin ich verhaftet?«, fragte Magnús. »Oder darf ich jetzt gehen?«
    »Nein«, sagte Katrín, »und nochmals nein. Was wolltest du von Ólafur Áki Bárðarson in der Nacht zum neunundzwanzigsten März vergangenen Jahres?«
    »Nein und nochmals nein? Was für eine Antwort ist denn das? Bin ich verhaftet oder darf ich jetzt gehen?«
    »Nein, du bist nicht verhaftet, und nein, du darfst nicht gehen«, erklärte Katrín, ohne eine Miene zu verziehen oder die Stimme zu erheben. »Was wolltest du in der Nacht auf den …«
    »Ich lasse mir das nicht länger gefallen«, legte der Meister los und sprang erregt auf. »Wenn ich nicht verhaftet bin, kann ich meiner Wege gehen!«
    »In dem Fall muss ich dir leider mitteilen, dass ich hier einen Haftbefehl gegen dich vorliegen habe, unterzeichnet von …«
    Zornesrot ließ Magnús sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
    »Was wolltest du in der Nacht auf den neunundzwanzigsten März von Ólafur Áki Bárðarson?«, wiederholte Katrín.
    Der Meister schwieg lange, bevor er sich aufrichtete, die Krawatte zurechtrückte und seinen dunkelblauen Blazer mit doppelter Knopfreihe glatt strich. Er hatte das Licht gesehen.
    »Wie lange plagt ihr doch meine Seele und peinigt mich mit Worten«, setzte er mit blitzenden Augen und großem Pathos an. »Ihr habt mich nun zehnmal verhört und schämt euch nicht, mich so zu misshandeln. Habe ich wirklich gefehlt, so trifft doch wahrlich mein Vergehen mich selbst. Wollt ihr euch wahrlich über mich …«
    »Welche Verbindung besteht zwischen dir und Lárus Kristjansson?«, fiel Katrín ihm ins Wort.
    »Wollt ihr euch wahrlich über mich erheben, dann beweist mir meine Schmach«, fuhr der Meister unbeirrt fort, so als hätte er Katríns Frage nicht gehört. »So redet Hiob zu seinen Peinigern, mein Mädel, und genau wie Hiob sitze ich hier, wie ein Verfolgter wegen böser Zungen und anderer, die falsches Zeugnis wider mich ablegen. Doch genau wie Hiob werde ich dadurch erstarken, denn ER wird mich …«
    »Du warst in der Nacht auf den neunundzwanzigsten März im vergangenen Jahr in Ólafurs Wohnung«, fuhr Katrín unerbittlich fort. »Was war dein wirkliches Anliegen? Hatte es etwas damit zu tun, dass Lárus und Ásgeir dir am Ostersonntag im Haus der WAHRHEIT einen Besuch abstatteten?«
    *
    Der Fußboden unter den nackten Sohlen war kalt und hart, und die Wände, an denen Guðni sich im schwachen Schimmer der Notbeleuchtung entlangtastete, waren weder weicher noch wärmer. Als er auf den Korridor kam, blendete ihn das grelle Licht, und er hielt einen Augenblick inne, um sich daran zu gewöhnen, bevor er sich mit schwankenden Schritten in Richtung des Dienstraums für das Krankenpersonal schleppte. Sein Atem ging schwer, und bei jedem Schritt dehnte sich die nur halb verheilte Narbe schmerzhaft, die vom Hals bis unter den Nabel reichte. Als er sie sich das letzte Mal angesehen hatte, fand er, dass sie verwegen aussah. Er klopfte an die Sichtscheibe und grinste, als die beiden Krankenschwestern beinahe von den Stühlen fielen, auf denen sie eingenickt waren. Die kleinere und zierlichere sprang auf und eilte auf die Sprechklappe zu.
    »Fehlt dir etwas? Weshalb hast du nicht nach uns geklingelt?«
    Guðni schüttelte den Kopf. »Mir fehlt gar nichts, Schätzchen«, sagte er beruhigend, »mir geht’s prima. Ich hab nur überlegt, weil ich gehört habe, dass da ein Kumpel von mir, der vor kurzem einen Unfall hatte, hier im Krankenhaus liegt. Er war zur gleichen Zeit wie ich auf der Intensivstation, aber jetzt ist er auf eine andere Station verlegt worden.« Er machte eine Pause, um Atem zu holen. Währenddessen kam die Krankenschwester auf den Gang hinaus und versuchte, Guðni wieder in Richtung seines Krankenzimmers zu schieben, doch der sträubte sich.
    »Ich hab bloß überlegt, ob du nicht die Station und die Zimmernummer für mich rausfinden könntest, damit ich ihn besuchen kann, verstehst du?«, sagte er störrisch und rührte sich nicht vom Fleck.
    »Du musst ruhen, Guðni«, sagte die Krankenschwester, »eigentlich müsstest du im Tiefschlaf liegen. Und du besuchst jetzt auch niemanden, weißt du nicht, wie spät es ist?«
    »Natürlich will

Weitere Kostenlose Bücher