Josepsson, Aevar Örn
Späßchen haben, das kennst du sicher auch, mein lieber Kári?« Kári grunzte etwas. »Weißt du was, ich glaube, unser Mann war auch bei dieser Großaktion dabei, kam er nicht da aus der Ecke angerannt, wo die Mülltonnen stehen, was meinst du?«
»Hab ich nicht bemerkt.«
»Nein, natürlich hast du das nicht bemerkt. Aber du hast ihn doch hoffentlich schon bezahlt, lieber Freund?«
»Ja.«
»Gut. Gut, gut. Ich hoffe, dass er es gewesen ist, ich muss Ási bei Gelegenheit danach fragen. Und der Siegellack, das Siegel, das Band? Alles entsorgt?«
»Alles entsorgt«, bestätigte Kári.
»Du bist ein Fels in der Brandung, mein lieber Kári. Ein Prachtjunge.«
Der Aufzug stoppte ruckend, und sie gingen schweigend zum Auto.
»Also«, sagte Lalli und klang ein wenig betrübt, als sie aus der Tiefgarage hochfuhren, »damit ist also dieses Kapitel abgeschlossen. Wahrscheinlich müssen wir jetzt einstweilen wieder auf die alte Methode zurückgreifen, so unsicher sie auch ist. Die schnappen sich inzwischen jeden Dritten oder Vierten, den sie uns aus dem Baltikum schicken. Wirklich ein bisschen schade, muss ich sagen, es lief doch alles so wunderbar, und ich fand das auch so witzig und passend, wenn du verstehst, was ich meine, Kári.«
»Du meinst, wegen Marx?«
Lalli zuckte zusammen und richtete sich unwillkürlich auf seinem Sitz auf.
»Nanu, mein Lieber, ich hab ja gar nicht gewusst, was für verborgene Qualitäten du hast.«
*
»Und was war in den Tüten?«, fragte Katrín, die wie alle anderen, die sich auf der Südseite des Gebäudes befunden hatten, den Parkplatz hinter dem Haus erst erreichte, als die Aktion bereits vorbei war.
»Broschüren von Letthaus«, sagte Stefán. »Sie behaupten, sie hätten sich da drinnen die ganze Zeit über Fertighäuser informiert. Ich gehe davon aus, dass die Angestellten das bestätigen werden.«
»Und die Bibeln?«, fragte Árni keuchend, »und das Dope?«
Stefáns Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Die halbe Rauschgiftabteilung und einige Zollbeamte mitsamt den Hunden sind jetzt da oben im Haus. Ich bezweifle aber, dass sie etwas finden werden.«
»Aber die Hunde hatten doch …«
»Das war vor dem Wochenende«, sagte Stefán, »als die Palette frisch eingetroffen war. An fünf Tagen kann viel passieren.« Árni weigerte sich, das zu glauben. Das war seine Idee gewesen, er hatte sie auf die richtige Spur gebracht – diese Aktion hätte mit der Beschlagnahmung von kiloweise Amphetamin, verpackt in Bibeln, enden sollen, und nicht so.
»Aber wie … wer …« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Da wurde doch Tag und Nacht Wache gehalten.«
»Ja«, sagte Stefán dumpf, »so ist es.«
»Das bedeutet also …«
»Ja. Das bedeutet es.«
»Verfluchte Scheiße«, schnaubte Árni.
»Das hätte ich nicht besser ausdrücken können«, murmelte Katrín.
*
Stefán behielt wieder einmal Recht, die Palette enthielt nichts anderes als das, was in den Zollpapieren angegeben war. Fünfhundert Bibeln, gedruckt in Vilnius in Litauen. Meister Magnús schäumte vor Wut über das Eindringen der Pharisäer in sein Gotteshaus. Er empörte sich wortgewaltig über den Frevel, den die Gesetzeshüter an Gottes heiligem Wort verübten, als sie ein Bücherpaket nach dem anderen aufrissen und die Bibeln von sich warfen, sobald sich herausstellte, dass sie genau das waren, was sie vorgaben zu sein. Ási wiederum saß auf der Rückbank eines Polizeiautos und verlangte, freigelassen zu werden. Beiden wurde keine Beachtung geschenkt, weder Ási noch dem Meister.
»Verdammter Schlamassel«, sagte Þórður abgekämpft und lehnte sich gegen eine Wand.
»Ja«, stimmte Stefán zu, »anders kann man das wohl kaum ausdrücken. Irgendeine Idee?«
»Im Augenblick noch nicht«, sagte Þórður. »Aber es ist natürlich verlockend, den Schuldigen bei den Leuten vom Zoll zu suchen. Ich weigere mich einfach zu glauben, dass einer von meinen Kollegen …«
»Selbstverständlich«, sagte Stefán, »das kann ich dir nicht verdenken.«
»Aber da muss sich jemand anders dahinterklemmen«, stöhnte Þórður. »Du bist auf jeden Fall fein raus, und deine Leute auch, denn ihr habt ja erst gestern von dieser Scheißpalette erfahren, als ich euch hinzugeholt habe.«
»Das ist zwar unbestreitbar ein angenehmes Gefühl, aber deswegen ist bei uns auch nicht unbedingt Friede, Freude, Eierkuchen.«
»Svavar?«
»Ja. Er will bestimmt mit uns beiden sprechen, und zwar schleunigst. Also sobald du hier
Weitere Kostenlose Bücher