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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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ich ihn nicht jetzt besuchen, spinnst du denn? Aber wo ich nun schon einmal wach bin, könntest du das doch schnell für mich nachsehen, damit ich ihn vielleicht morgen früh besuchen kann, ohne dass ich hier ein weiteres Mal dumm rumstehen muss, solange jemand für mich nachschaut, wo er ist.«
    Die Krankenschwester fasste Guðni am Ellbogen und schob ihn sanft, aber entschlossen zu seinem Zimmer.
    »Kannst du nicht schlafen? Möchtest du, dass ich dir etwas zum Einschlafen gebe?«
    »Nein, nein«, sagte Guðni und folgte ihr jetzt lammfromm zu seinem Zimmer. »Ich schlaf bestimmt sofort wieder ein. Besonders, wenn du so reizend bist, das für mich abzuchecken, dann werde ich ganz bestimmt ruhiger, verstehst du …«
    *
    »Es war halb zwei, ich habe geklingelt, und ich wurde hereingelassen«, wiederholte Ari, den Tränen nahe. »Ich fuhr nach oben, die Tür stand halb offen, und als ich die Wohnung betrat, saß Ólafur da blutüberströmt in seinem Sessel, er war eindeutig tot. Mir wurde schlecht. Ich bekam Angst und ging wieder. Das ist das, was passiert ist, und es ist genau so passiert.«
    »Ólafur war ganz sicher noch nicht tot«, sagte Árni, »soweit ich weiß, ist er langsam, aber sicher verblutet. Er wäre wahrscheinlich noch am Leben, wenn du den Notruf verständigt hättest. Insofern kann man schon sagen, dass du ihn umgebracht hast, auch wenn du vielleicht nicht zugestochen hast.«
    »Ich … nein, ich …« Ari starrte auf seine Hände. »Er war tot. Ich bin … Ich war mir da ganz sicher. Wie kannst du sagen, dass ich … Ich kann es einfach nicht glauben. Er war tot.«
    »Weshalb hast du nicht die Hundertzwölf angerufen?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt, ich hatte Angst, dass …«
    »Dass dein Bruder es getan hätte, ich weiß. Wieso hast du das geglaubt? War es, weil du von seinen Geschäften mit diesem Mann hier wusstest?«, fragte Árni und klopfte mit dem Zeigefinger auf das Foto von Lalli Fett, das ihn beim Hintereingang zum Tempel der WAHRHEIT zeigte. »Und weil du wusstest, dass Ólafur diesen Mann zusammen mit deinem Bruder gesehen hatte?«
    »Ich kenne diesen Mann nicht«, murmelte Ari. »Ich weiß, wer er ist, ich habe Bilder von ihm in den Zeitungen gesehen, aber ich kenne ihn überhaupt nicht. Und ich glaube, dass mein Bruder ihn genauso wenig kennt, das ist …«
    »Das ist was?«
    »Das ist einfach Quatsch. Das ist ein Albtraum. Wann hörst du endlich damit auf, wann darf ich gehen? Meine Frau …«
    »Nicht gleich«, sagte Árni. »Du darfst erst gehen, wenn du mir gesagt hast, weshalb du in der bewussten Nacht zu Ólafur gegangen bist und weshalb du glaubtest, dass dein Bruder ihn umgebracht hatte. Wohlgemerkt, wenn du es nicht selber getan hast. Ich hab noch nie gehört, dass Tote – oder halb Tote – sich von ihren Sesseln erheben und Besuchern die Tür öffnen. Aber ich bin natürlich kein gläubiger Mensch. Hast du Ólafur umgebracht? Wenn ja, weshalb?«
    »Ich spiel da nicht mehr mit«, sagte Ari und zog die Nase hoch. »Ich sage nichts mehr, kein einziges Wort.«
    »Dann sehe ich mich gezwungen, dir mitzuteilen, dass ich hier einen Haftbefehl gegen dich vorliegen habe, unterzeichnet von …«
    »Meinetwegen mach, was du willst«, sagte Ari. »Du kannst mit deinem Wisch herumwedeln, so lange du willst, aber ich mach jetzt nicht mehr mit bei diesem Quatsch.« Mit diesen Worten verstummte er.
    Árni bombardierte ihn noch eine Weile mit weiteren Fragen, aber Ari blieb stur. Zum Schluss schaltete Árni das Aufnahmegerät aus, verließ das Vernehmungszimmer mit den grau gestrichenen Wänden und machte die Tür hinter sich zu. Er klopfte an die Nebentür, und Katrín kam heraus.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte Árni.
    »Nein«, sagte Katrín.
    Sie nickten dem Uniformierten auf dem Korridor zu und gingen in ihre Abteilung, um Stefán über den Stand der Dinge zu informieren. Das, was sie ihm zu berichten hatten, fand er alles andere als erhebend.
    »Schickt sie nach Haus«, schnauzte er die beiden an, die vorsichtshalber an der Tür stehen geblieben waren. »Entschuldigt«, brummte er dann, »aber ich habe mich den ganzen Abend mit Svavar und den Pressefritzen rumschlagen müssen. Schickt sie nach Hause, diese Armleuchter. Wir werden sie morgen wieder holen lassen, es sei denn, dass wir etwas aus Ási Stero herauskriegen können. Árni, wie geht es Guðni?«
    »Es hat sich so angehört, als sei er schon wieder ziemlich gut drauf.«
    »Prima. Bis morgen.«
    *
    Guðni sah auf die

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