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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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, das war massiv.« Er rief im Dezernat an. Zwei Stockwerke tiefer knallte eine Tür gegen die Wand und schlug wieder zu. Es vergingen einige Sekunden, es klingelte dreimal, bevor Guðni ein weiteres Mal dieselben Geräusche vernahm, und dann waren sämtliche Schritte verstummt. In dem Augenblick kam aber der Schmerz wieder, der in der Mitte. Ein stechender, bohrender, lähmender, ein gnadenloser Schmerz.
    »Dreimal verfluchte Kacke«, ächzte Guðni.
    »Hallo?«, sagte jemand am anderen Ende der Leitung.
    Stefán öffnete die Mappen mit den zusammenfassenden Berichten von Geir und Friðjón und vertiefte sich darin. Die erste war keine angenehme Lektüre. Ólafur hatte wahrscheinlich lange zum Sterben gebraucht, das glaubte Geir aus den Messerspuren und der Verteilung des Blutes im Sessel und auf dem Fußboden rings um den Lazy Boy herauslesen zu können. Er hatte offenbar mindestens vier relativ flache Stiche erhalten, die an seinen Rippen abgeglitten waren, doch dann wurde ihm das Brotmesser tief in den Bauch gestoßen und dort zurückgelassen.
    Die Verletzung an der Wirbelsäule war beim letzten und kraftvollsten Stich entstanden und von der Art gewesen, dass sie nach Geirs Einschätzung zu einer Querschnittslähmung geführt hatte, sodass Ólafurs Beine ihm den Dienst versagten und er nicht mehr aufstehen konnte. Er war auch nicht imstande gewesen, sich das Messer aus dem Bauch zu ziehen, aber Geir traute sich im Augenblick noch nicht zu, Gründe dafür zu benennen. Danach war er dann anscheinend langsam, aber sicher in seinem Sessel verblutet, was nach Geirs Einschätzung bis zu zwölf Stunden gedauert haben konnte. Wahrscheinlich sei er aber nur noch ein oder zwei Stunden bei Bewusstsein gewesen, allerhöchstens drei, vorausgesetzt, dass seine Deutung der Anzeichen richtig war. Nach diesen ersten Untersuchungsergebnissen von Geir deutete alles darauf hin, dass seit dem Ableben von Ólafur mindestens ein Jahr vergangen war, obwohl er nicht ausschließen wollte, dass weitere Untersuchungen zu einem anderen Ergebnis kommen konnten.
    »Wunderbar«, murmelte Stefán und nahm Friðjóns Bericht zur Hand. Genau wie bei Geir wimmelte es von Vorbehalten aller Art bezüglich der Ergebnisse. Auf dem Messer befanden sich mindestens elf Fingerabdrücke, vielleicht konnte man mit etwas Geschick und Glück sogar noch mehr finden. Wie Friðjón bereits bei der Besprechung erläutert hatte, waren diese Abdrücke mit denen von Úlfur verglichen worden. Kein Abdruck war perfekt, einige waren sogar sehr undeutlich, aber drei waren klar genug, um mit einiger Gewissheit behaupten zu können, dass es sich um den Zeige-, den Mittel-und den Ringfinger der rechten Hand von Úlfur Kolbeinsson handelte. Was aber noch wichtiger war, auch wenn sie unklar waren, wie der Hund sich ausdrückte: Über diesen dreien lagen keine anderen. Unklar waren sie insofern, als nicht ausgeschlossen war, dass jemand anderes den Messergriff später mit Handschuhen angefasst haben konnte – so glaubte Stefán herauslesen zu können.
    Er überflog den Rest des Berichts und stöhnte. Falls Úlfur ihnen nicht den Gefallen tat, sofort ein Geständnis abzulegen, würde der Erkennungsdienst in der nächsten Zeit alle Hände voll zu tun haben. Stefán ging allerdings davon aus, dass das Geständnis nicht lange auf sich warten lassen würde, wenn man den Kerl erst einmal vorgeladen und ordentlich unter Druck gesetzt hatte.
    »Der gesteht noch vor dem Abendessen«, murmelte er und rieb sich die Schläfen. »Der Kerl gesteht vor dem Abendessen.«
    Doch ganz entgegen seiner Gewohnheit irrte sich Stefán diesmal gewaltig.
    *
    Katrín blickte sich um und sah niemanden. Es gab nur drei Möglichkeiten: abzuwarten, bis er irgendwann zwischen den Autos auf dem großen, dicht besetzten Parkplatz auftauchen würde. Die anderen Möglichkeiten führten entweder nach links oder rechts, und in Fortsetzung dessen hinter den Wohnblock. Ohne zu überlegen sprintete sie nach links und bog um die Ecke des Hauses, von wo aus sie die Rasenfläche dahinter überblicken konnte. Dort war niemand zu sehen. Jetzt erweiterten sich die Möglichkeiten auf sechs. Sie machte einen halbherzigen Versuch, in die Richtung zu rennen, die sie für die wahrscheinlichste hielt, aber irgendwie rechnete sie nicht damit, dass das irgendetwas bringen würde. Und natürlich war von Úlfur auch nirgends etwas zu sehen, als sie um die Ecke des nächsten Wohnblocks bog.
    »Verdammt«, murmelte sie und griff nach

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