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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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allem, was ich hier auf Erden zu vollbringen habe. Du hast selber im vergangenen Jahr gesagt, er sei es nicht wert, dass ich meine Lebensaufgabe seinetwegen aufs Spiel setze, meine Seelsorge und das Heil der vielen tausend Seelen, die … Ja, wie du gesagt hast, er ist es nicht wert. Aber eine Sache ist es, ihm einmal im Monat etwas Geld zuzustecken, das lässt sich noch um der Ausbreitung der WAHRHEIT und der Gottesbotschaft willen vertreten, auch wenn es einen hart ankommt, aber das hier, das geht entschieden zu weit.«
    »Bist du sicher, dass du das wirklich möchtest, mein Bester?«, fragte Lalli. Er steckte sich einen Nikotinkaugummi in den Mund und kaute heftig. »Was spricht dagegen, ihn einfach auspacken zu lassen, wenn er das möchte, das hast du voriges Jahr ja auch selber gesagt. Du hast nichts mit diesem Verbrechen zu tun, und wer wird denn schon auf ihn hören?«
    Die gleichen Argumente wie bei Svavar, dachte der Meister und wies sie im nächsten Moment von sich. »Allzu viele«, sagte er. »Selbstverständlich habe ich nichts mit diesem Verbrechen zu tun, aber ich kann nichts, ich darf nichts tun, was unsere Arbeit aufs Spiel setzt. Wenn es nur um mich selbst ginge, würde ich mir keine grauen Haare wachsen lassen, das darfst du mir gerne glauben, mein lieber Lárus. Die Worte von Gottlosen vermögen mich weder zu erschrecken noch zu verletzen, das weißt du. Aber wir sprechen hier über etwas von sehr viel größerer Tragweite, wir sprechen über eine ganze Gemeinde, über das Seelenheil …«
    Jetzt reichte es Lalli. »Mein werter Freund«, fiel er Magnús ins Wort, »da hast du vollkommen Recht. Die Frage ist nur, was ich deiner Meinung nach in dieser Sache unternehmen soll? Was ist zu tun? Wie weit darf man gehen? Was willst du? Oder Gott?«, fügte er hinzu, wobei er ein Kichern unterdrücken musste. »Was meinst du, was Gott von dir erwartet?«
    »Was glaubst du?«, fragte Meister Magnús nach erheblichem Zögern. »Wie … Ich meine, was ist deiner Ansicht nach jetzt am besten zu tun?«
    »Ich denke, ich überlasse es dir, das zu entscheiden«, entgegnete Lalli seelenruhig. »Wie Palli in Svaðastaðir immer gesagt hat: Meine Kühe reichen mir, wozu soll ich hinter den Kötern von anderen herlaufen?«
    »Palli in – was? Was soll das denn?«, fragte der Meister.
    Lalli lachte. »Nichts, ich hab nur Erinnerungen an das Landleben aufgefrischt. Aber hör zu, mein Lieber, du entscheidest das im Einvernehmen mit deinem verehrten Gott. Ich lass den Burschen holen, aber dann musst du entscheiden, wie es weitergehen soll. Ich fürchte aber, es wird ein Gewese werden, egal, was wir machen, Meister. Die Frage ist nur, wie viel Gewese, verstehst du? Und was für eine Art von Gewese.«
    »Ich gebe dir Bescheid«, erklärte Magnús nach längerem Schweigen.
    »Wir haben nicht endlos Zeit«, entgegnete Lalli. »Je mehr Zeit verstreicht, desto …«
    »Ich gebe dir Bescheid«, wiederholte Magnús und beendete das Gespräch.
    »Idiot«, sagte Lalli und schleuderte den Apparat in die Ecke. Es war nicht seine Art, die Beherrschung zu verlieren, aber dieser Gottesmann ging ihm langsam, aber sicher gewaltig auf die Nerven. Dennoch wollte er ihn noch nicht fallen lassen, nicht gleich. Erst wenn sich eine mindestens ebenso gute Lösung auftun würde wie die, die der Pfaffe ihm ermöglicht hatte. Außerdem lief dieser idiotische Einfall von Úlfur der Vereinbarung, die er und Ási seinerzeit mit ihm getroffen hatten, voll und ganz zuwider, und schon deswegen war er gezwungen, in irgendeiner Form einzuschreiten. Er erhob sich schwerfällig und und trottete in die Ecke, bückte sich unter großen Anstrengungen und hob das Telefon auf.
    »Hör zu, Ási«, sagte er keuchend, nachdem er gewählt hatte, »ich glaube, du musst nochmal in den Dalir-Bezirk. Du musst dort ein Paket abholen und es unbeschädigt bei mir abliefern.«
    *
    Die Eckwohnung war eine der besten Wohnungen auf der Etage, denn abgesehen von der Waschküche gab es Fenster mit toller Aussicht in allen Räumen. Dennoch blickte Árni sich mit größerem Abscheu um, als er sich selbst, und erst recht anderen, eingestehen mochte. Wohin er auch blickte – die Einrichtung, die Möbel, die Farben an den Wänden und auf dem Fußboden, der ganze Krempel, der da herumlag – alles in dieser Wohnung erweckte ein Gefühl in ihm, das er nur als Angst diagnostizieren konnte. Angst davor, selber einmal in solche Lebensumstände zu geraten wie der Mann, der hier gelebt

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