Josepsson, Aevar Örn
den Achseln zu zucken, wie es ihm im Augenblick möglich war. »Du hast ja gehört, wie es lief.«
»Aber das andere?«, fragte Katrín und setzte die Scheibenwischer in Bewegung, als plötzlich ein Regenschauer auf sie herunterprasselte. »Was hast du mit dem anderen gemeint?« Sie war sich nicht sicher, ob es ratsam war, Stefán in der augenblicklichen Situation so zuzusetzen, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. »Das Erste, was du machst, wenn?«
Stefán sah zum Seitenfenster hinaus, an dem gebüschbestandene Ferienhauskolonien vorbeischossen, die dann plötzlich einem dick bemoosten Lavafeld wichen.
»Du weißt, dass die Dienststellen im Hauptstadtbereich zusammengelegt werden sollen«, sagte er nach geraumer Zeit. »Dadurch wird sich einiges ändern. Unsere Abteilung, die Svavar geleitet hat, wird sich erheblich vergrößern, und zwar kommen nicht nur die Leute hinzu, die an den entsprechenden Stellen in Kópavogur und Hafnarfjörður gearbeitet haben. Für die neue Abteilung sind insgesamt fünfundzwanzig Mitarbeiter vorgesehen, aber der Arbeitsbereich bleibt ungefähr der Gleiche. Alles, was nicht unter die anderen Abteilungen fällt, übernehmen wir. Und Svavar hört auf, beziehungsweise er wird befördert. Er geht in die Skúlagata zum Polizeipräsidium, irgendeine richtig tolle und flotte Position mit noch mehr Tressen auf den Schultern. Das ist was für ihn.«
Katrín wartete, aber die Fortsetzung kam nicht gleich. »Und?«, fragte sie.
Stefán ächzte. »Und ich habe mich um diese neue Stelle beworben, die im Herbst eingerichtet wird. Mir wurde nahegelegt, das zu tun. Ich glaube allerdings auch, dass ich in dieser neuen Position vielleicht etwas ausrichten kann.« Er sah Katrín lächelnd an. »Und sei es auch nur, um dich und deine Karriere zu fördern oder ein Auge darauf zu haben, dass Guðni und Árni nicht gefeuert werden.«
Katrín errötete und beschloss, sich für den Rest der Fahrt auf die Straße zu konzentrieren.
Als sie schon beinahe oben auf dem Brattabrekka-Pass waren, der längst nicht mehr so steil war wie in früheren Zeiten, meldete sich Stefáns Handy.
»Der Hof heißt wie?«, fragte Stefán. »In Ordnung, gib mir die Koordinaten …«
»Jetzt wissen wir es«, sagte er zu Katrín, als das Gespräch zu Ende war. »Der Bursche befindet sich aus was für verdammten Gründen auch immer auf irgendeinem verlassenen Bauernhof an der Laxárdalsheiði.«
*
»Nein«, sagte Hólmfríður, »Staub gewischt habe ich nicht. Ich hab nur aufgeräumt, Staub gesaugt, zwei Waschmaschinen angeworfen und gespült. Und wie du siehst, mit dem Aufräumen war es nicht weit her.« Sie wusste nicht genau, wie viel ihr Vater zum Schluss getrunken hatte, aber sie hielt es für unwahrscheinlich, dass es mehr als eine Flasche pro Tag gewesen war. Vermutlich wohl eher eine halbe, soweit sie das beurteilen konnte, aber manchmal war es wohl auch mehr gewesen. Als Bárður mittags am Ostermontag zu ihm gekommen war, hatte er bereits angefangen zu süffeln.
Ólafur hatte am Karsamstag vier Flaschen Gin gekauft. Alles deutete darauf hin, dass er in der Nacht zum Dienstag erstochen worden war. Auf dem Wohnzimmertisch hatten laut Bericht des Hunds zwei Flaschen gestanden, eine völlig, die andere halb leer. Úlfur hatte behauptet, am Ostersonntagabend eine halbe Flasche geliehen bekommen zu haben. Es fehlte also mindestens eine Flasche, wenn nicht sogar zwei.
»Was war mit dem Messer?«, fragte Árni. »Entschuldige, dass ich danach frage, aber es ist sehr wichtig. Weißt du noch, ob du es mit gespült hast? Das Messer, das – tja, du weißt schon …«
Hólmfríður kniff die Augen zusammen, beugte sich vor und kratzte sich mit beiden Händen am Kopf. Sie sah zumindest so aus, als würde sie versuchen, sich daran zu erinnern, dachte Árni, der ihr am Küchentisch gegenübersaß. Was für ein Job, dachte er, was für ein Scheißjob, der von ihm verlangte, alles in Zweifel zu ziehen, auch das – oder vielleicht sogar am meisten das, was er mit eigenen Augen sah. Versuchte Hólmfríður tatsächlich, sich zu erinnern, was sie vor mehr als einem Jahr in dieser Wohnung gemacht hatte, oder überlegte sie nur, mit welcher Antwort sie am günstigsten davonkäme?
»Nein«, erklärte Hólmfríður schließlich, »das weiß ich nicht mehr. Wenn es da irgendwo schmutzig herumgelegen hat, habe ich es mit Sicherheit gespült, sonst nicht.«
»Und abgetrocknet?«
»Wenn ich es gespült habe«, erklärte
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