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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Hólmfríður, »habe ich es bestimmt auch abgetrocknet. Mehr kann ich eigentlich nicht sagen.« Sie sah Árni fragend an. »Was für eine Rolle spielt das eigentlich? Wieso bestellst du mich aus der Arbeit heraus hierher, um mich nach all dieser Zeit nach so etwas zu fragen?«
    Árni gab ihr keine Antwort darauf. Auf Katríns Tipp hin hatte er Hólmfríður beobachtet und festgestellt, dass sie Rechtshänderin war. Das ließ vermuten, dass sie das Messer gespült und mit der rechten Hand die Schneide abgetrocknet und dabei das Heft in der linken gehalten hatte. So waren jedenfalls seine eigenen Spülgewohnheiten, auch wenn die vielleicht nicht unbedingt eine zuverlässige Richtschnur waren. Hólmfríðurs Fingerabdrücke am Griff zeigten und bewiesen, dass sie ihn in der linken Hand gehalten hatte. Und entsprechend weniger gut passte es zu der Theorie, dass Hólmfríður dasselbe Messer ihrem Vater tief in den Bauch gestoßen hatte. Seine bisherigen Erfahrungen aus vergleichbaren Fällen hatten Árni zumindest gelehrt, dass so etwas meist mit der Hand gemacht wurde, mit der man immer instinktiv zupackte. Nicht immer, aber meistens. Und der alte Geir hatte gesagt, dass bei diesen Stichen Kraft angewendet worden war, vor allem beim letzten, der durch die Bauchhöhle bis zur Wirbelsäule vorgedrungen war.
    »In Ordnung«, sagte er. »Wenn du dich hier umsiehst, ist da vielleicht noch etwas anderes, was nicht stimmt? Etwas, was anders ist, seit du zuletzt hier warst? Ich meine natürlich nicht den fehlenden Sessel und die Gläser und die Flaschen.«
    Hólmfríður blickte sich um. »Die Fenster natürlich«, sagte sie. »Ich habe sämtliche Fenster aufgerissen, als ich kam, und auch die Balkontür. Ganz bestimmt hat er sie wie gewöhnlich alle sofort wieder zugemacht, als ich weg war. Er hat immer an der Heizung gespart, der Alte.«
    »Zwei Fenster standen offen, als er gefunden wurde«, sagte Árni. »Das Badezimmer-und das Schlafzimmerfenster. Wir glauben zu wissen, wer das Badezimmerfenster zuletzt geöffnet hat. Am Schlafzimmerfenster waren nur deine Fingerabdrücke, also kann dein Vater es nicht zugemacht haben.«
    »Dann … Dann ist er wohl nicht mehr ins Schlafzimmer gegangen, nachdem ich weg war. Er hätte nie bei offenem Fenster geschlafen, das kann ich dir versichern. Also ist er …«
    »Ja, so ziemlich alles deutet darauf hin, dass es am Ostermontagabend passiert ist«, sagte Árni. Und das, was Hólmfríður gerade gesagt hatte, war eine weitere Bestätigung dafür. »Okay. Fällt dir noch etwas anderes auf, was nicht so ist, wie es sein sollte?«
    »Nein«, sagte sie nach kurzem Überlegen, »ich glaube nicht. Wie gesagt, wenn da Gläser auf dem Tisch gestanden haben, dann wurden die erst dorthin gestellt, nachdem ich weg war, denn ich habe alle Gläser, die ich sah, gespült. Und auf dem Tisch stand nur eine Flasche, die war gerade erst angebrochen. Und das da …«, sie deutete auf eine Aluschale mit irgendwelchen vertrockneten und nicht mehr zu identifizierenden Überresten, »das war da nicht, als ich ihn verließ, denn ich habe zwei volle Abfalltüten in den Müllschlucker geworfen, als ich ging. Und ich habe auch eine neue Tüte in den Korb gesteckt, bevor ich ging.«
    »Dieselbe, die auch jetzt noch da ist?«, fragte Árni. »Vom Alkoholladen?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Vielleicht. Bei ihm gab es nie andere Tüten als die aus dem Alkoholladen oder aus dem Nettó-Markt unten in Breiðholt. Abgesehen davon scheint mir hier alles genau so zu sein, wie es war, als ich das letzte Mal hier war. Der Dreck und die Schlamperei bei dem armen Kerl waren unglaublich, mehr hab ich einfach nicht geschafft.« Sie schüttelte sich, griff sich an die Oberarme und schnitt eine Grimasse. Árni verstand sie gut.
    »Und abgesehen von dem, was du Katrín neulich erzählt hast, dass er dir Geld in Aussicht gestellt hat, wenn du die Versammlungen bei der WAHRHEIT besuchen würdest, also abgesehen davon war bei diesem Besuch nichts, was anders war als sonst?«
    Hólmfríður schüttelte den Kopf. »Nein, nichts war anders. Bis auf den Sessel natürlich.« Árni hob fragend die Augenbrauen. »Der Lazy Boy«, sagte Hólmfríður erklärend, »der, in dem er …« Sie verstummte. In dem er gesessen hat, als er ermordet wurde, vollendete Árni in Gedanken den Satz und wartete geduldig auf die Fortsetzung, aber die kam nicht.
    »Was war mit dem Sessel, diesem Lazy Boy?«, fragte er schließlich.
    »Nichts«, antwortete

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