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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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wenn man so viel Geld in der Tasche hatte. Er schraubte den Verschluss ab – und erstarrte im gleichen Moment. Wenn das keine Autotür war, die zugeschlagen wurde, will ich Hund heißen, dachte Úlfur, der in jungen Jahren diesen Ausspruch gelernt und ihn wegen seines eigenen Namens witzig gefunden hatte.
    Der Verschluss wanderte wieder auf die Flasche, er ging in die Hocke und spähte vorsichtig über den Fenstersims in die graue Suppe hinaus. Und wartete. Zwei Minuten später sah er sie. Es waren zwei, und sie gaben sich alle Mühe, unbemerkt zu bleiben, indem sie auf ihrem Weg von der Landstraße zweihundert Meter weiter unten den Sichtschutz von Bodenerhebungen nutzten und durch Entwässerungsgräben näherkrochen. Der eine war groß und breit und von Kopf bis Fuß schwarz angezogen, mit Vollbart und Kahlkopf. Der andere war sehr viel kleiner und sehr viel bunter gekleidet. Sie hatten bereits die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht.
    » Fucking shit «, fluchte Úlfur, dem das Entsetzen Muskeln und Glieder lähmte. »Verfluchte Scheiße.« Er kippte den Rest aus der Flasche herunter. Jetzt galt es, schnelle Entschlüsse zu fassen. Zum Wagen zu kommen war ausgeschlossen, er würde nie unbemerkt zu dem Schuppen gelangen, wo er ihn untergestellt hatte, und höchstwahrscheinlich würde er es auch gar nicht schaffen, die Tür zum Schuppen zu öffnen, das Auto zu starten und loszufahren, ehe Ási und sein Kumpel ihn erreicht hatten. Denn der glatzköpfige Troll mit dem Bart war Ási Stero, so viel stand fest. Wie zum Teufel hatten sie ihn hier ausfindig gemacht?
    Spielt keine Rolle, schärfte er sich ein, jetzt geht es nur darum, von hier wegzukommen. Er lief gebückt durch den Schafstall in den Heuschober. Soll ich wegrennen oder versuchen, mich zu verstecken? Idiotische Frage. Er blickte sich um. Die Tür am Westgiebel, wo der Schuppen Sichtschutz bot, die konnte er benutzen. Blieb bloß zu hoffen, dass die Angeln nicht zu sehr quietschten. Und dann so schnell wie möglich auf der anderen Seite in den Graben und runter zur Straße rennen …
    *
    »Was?«, fragte Bárður wie vom Donner gerührt. »Was sagst du da?«
    »Das hörst du doch«, antwortete Hólmfríður müde, »Sechzehn Millionen. Letztes Jahr im Februar.«
    »Er hat also nicht gelogen, als er …«
    »Nein, das hat er nicht«, bestätigte Hólmfríður. »Erstaunlicherweise.« Sie ließ das Wasser noch eine Weile laufen, bevor sie das Glas unter den Hahn hielt. »Also jedenfalls das mit dem Geld war nicht gelogen, aber das mit dem Lotto stimmte nicht.«
    Bárður war immer noch geschockt. »Woher hat er das denn gehabt? Der Alte hat doch, soweit ich weiß, außer seiner Klapperkiste und dieser Wohnung überhaupt nichts besessen, und es ist ja schon fast ein Wunder, dass er die nicht vertrunken hat. Woher kommt dieses Geld?«
    Hólmfríður trank einen Schluck. »Keine Ahnung.«
    »Und was sagst du, acht Millionen sind weg? Auf das Konto von diesen verdammten Gehirnwäschern überwiesen worden? Acht Millionen?«
    Hólmfríður trank noch einen kräftigen Schluck. »Ja, das sagt der Mann von der Kripo.«
    »Nach seinem Tod?«
    »Ja.«
    »Dagegen klagen wir«, sagte Bárður entschlossen, »Das kann doch nicht legal sein, das ist doch einfach nicht möglich.«
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht«, sagte Hólmfríður skeptisch. »Er hat das selber so geregelt, bevor er starb. Und er hat uns ja auch gewarnt, erinnerst du dich nicht? Oder zumindest mich, er sagte, ich hätte Zeit, mir das zu überlegen. Aber je mehr Zeit ich mir zum Überlegen nähme, desto weniger würde ich bekommen. Das fiel mir auf einmal wieder ein, als mir der kleine Bulle da von dem Geld erzählte. Und wohin es ging. Also ich weiß nicht … Es muss sich einfach zeigen. Ich storniere jetzt natürlich die Überweisungen. Wie du gesagt hast, ich habe ja schließlich die Vollmacht.«
    Sie leerte das Wasserglas. Bárður sank auf seinem Stuhl zusammen und sah seine Schwester beschämt an.
    »Entschuldige, Hólmfríður, ich weiß nicht, was da in mich gefahren war, es war nur … Ragnar hat auf einmal darüber geredet, dass du voriges Jahr total abgebrannt warst und dass es trotzdem so toll bei dir aussieht und …«
    »Vergiss es, lieber Bruder«, sagte Hólmfríður und kniff ihn in beide Ohrläppchen. »Vergiss es. Du bist mein Bruder, mein einziger und bester und allerbester Bruder. Ich sage wie Jesus, wer von euch ohne Sünde ist …«
    »… der werfe den ersten

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