Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
Vom Netzwerk:
Hólmfríður achselzuckend. »Nichts, außer dass er neu war. Oder zumindest hatte ich ihn vorher nicht bei ihm gesehen. Und ich weiß noch, dass ich ihn nach dem Sessel gefragt habe, ob er neu war.«
    »Und was hat dein Vater geantwortet?«, fragte Árni.
    »Dass er neu war«, sagte Hólmfríður. »Aber weiter haben wir nicht darüber gesprochen.« Sie wich Árnis Blick aus, der das dumpfe Gefühl hatte, dass Hólmfríður beileibe nicht alles über diesen Sessel gesagt hatte. Er konnte sich aber nicht vorstellen, was sie verschwieg, und beschloss, ein ganz anderes Thema anzuschneiden.
    »Du hattest, nein, du hast immer noch die Vollmacht für das Konto deines Vaters«, sagte er. »Sein Hauptkonto. Stimmt das?«
    Hólmfríður blickte ihn wieder an. »Ja, oder zumindest glaube ich das, diese Vollmacht habe ich vor langer Zeit bekommen, und falls er nichts daran geändert hat, wird sie wohl immer noch gültig sein. Wieso fragst du danach?« Aus irgendwelchen Gründen schien er einen wunden Punkt bei ihr getroffen zu haben.
    »Du hast also schon lange nicht mehr Gebrauch von dieser Vollmacht gemacht?«, fragte Árni zögernd.
    »Nein«, erklärte sie, »noch nie. Ich habe sie, seit ich vor fünfzehn oder sechzehn Jahren von zu Hause auszog, aber ich hatte es total vergessen. Bárður hat mich gestern wieder daran erinnert.« Sie sah Árni in die Augen, der nichts als Trauer und Unverständnis aus ihrem Blick lesen konnte. »Und jetzt fragst du mich danach. Was hat es eigentlich mit dieser Vollmacht auf sich? Mein Vater hat mich damals mit zur Bank geschleift, weil er meinte, es sei gut für uns beide, wenn ich diesen Wisch unterschreiben würde. Falls ich mal in finanziellen Schwierigkeiten wäre oder falls er mich bitten müsste, etwas für ihn zu erledigen. Aber ich habe das nicht so aufgefasst, als hätte ich da jederzeit Zugriff auf sein Konto, ich hab es auch nie angerührt. Das kannst du abchecken«, sagte sie müde. »Und das wirst du bestimmt auch tun, egal was ich sage. Ich versichere dir aber jetzt schon, dass ich weder damals noch später auch nur eine Krone auf diesem Konto angerührt habe, ich habe noch nicht mal den Kontostand überprüft oder so etwas, geschweige denn mehr. Dieses Konto hat einfach nicht für mich existiert, nicht einmal, als ich nach der Scheidung finanziell echt auf dem Zahnfleisch kroch. Das war sein Konto, nicht meins. Es ging mich nichts an.«
    »Du bist nicht neugierig geworden, als er dir sagte, er habe im Lotto gewonnen? Du hast nicht kontrolliert, ob etwas dahintersteckte?«
    »Nein«, erklärte Hólmfríður ohne zu zögern. »Das wäre mir nie im Leben eingefallen. Ich weiß auch gar nicht, ob es mir überhaupt noch bewusst war, dass ich das hätte tun können. Aber ich hätte es auch nicht getan, wenn ich mich daran erinnert hätte, ich wusste ganz genau, dass er keine müde Krone besaß. Sieh dich doch mal um, findest du, dass es hier so aussieht, als ob mein Vater reich gewesen wäre?«
    Árni holte tief Atem. »Dein Vater hat im Februar vergangenen Jahres sechzehn Millionen auf dieses Konto eingezahlt«, sagte er. »Und zwar in bar. Er hat das Geld nicht im Lotto gewonnen und auch nicht in einer anderen Lotterie, soweit wir bisher feststellen konnten. Hast du irgendeine Idee, woher er dieses Geld hatte?«
    Wenn das nicht echt ist, muss sie eine sehr gute Schauspielerin sein, dachte er, während er ihr Mienenspiel scharf beobachtete. Eine verdammt gute. Aber er bezweifelte, dass sie das war. Was dann wohl bedeutete, dass sie tatsächlich aus sämtlichen Wolken gefallen war.
    *
    Úlfur richtete sich halb auf und horchte. War das ein Auto? Tinna konnte doch wohl nicht schon wieder zurück sein? Er warf einen Blick auf seine Uhr. Nein, sie war bestimmt noch nicht einmal losgefahren. Er stand vorsichtig auf, schlich zum Fenster und sah hinaus. Die Sicht war nicht sonderlich gut, Nieselregen und Nebel. Er bemerkte nichts Ungewöhnliches, und weit und breit war kein Auto zu sehen. Er blieb noch eine Weile an der Fensteröffnung stehen und war schließlich überzeugt, dass er sich das Geräusch eingebildet haben musste. Er ging zurück in die Scheune und holte die Flasche, in der sich noch ein Rest befand; nur gut, dass Tinna gegen Abend mit Nachschub kommen würde. Morgen, dachte er vergnügt und schlenderte wieder zum Fenster, morgen zocke ich ab. Und dann nichts wie ab ins Ausland. Nach Schweden. Oder nach Spanien. Oder sonst wohin. Es standen ja genügend Orte zur Wahl,

Weitere Kostenlose Bücher