Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
hatte ein klein wenig Bammel vor dem Start. Dass die Zwerge unterirdische, rasante Achterbahnen bauen konnten, hatte er gesehen und miterlebt, aber bei einer riesigen, fliegenden Rakete kamen seine Vorstellungskräfte mächtig ins Straucheln.
Einen Moment später fingen plötzlich die Lautsprecherboxen an zu knistern ; dann folgten zwei schrille Pfeiftöne, die so laut waren, dass sie in den Ohren schmerzten. Anschließend raschelte es eine ganze Weile und dann räusperte sich eine tiefe Stimme.
„Ich wünsche einen guten Morgen . Hier spricht Kapitän Albatross! Ich freue mich, die Ehre zu haben, rund achthundert Passagiere begrüßen zu dürfen. Willkommen an Bord der Bautilus!“ Die Stimme klang rau, wie die eines alten Seefahrers oder jemand, der die halbe Nacht nicht geschlafen hatte. „Hier auf der Isle of Man haben wir siebzehn Grad, zehn Prozent Luftfeuchtigkeit und einen wolkigen Himmel. Auf Zomana sind zur Zeit zweiundzwanzig Grad und fünfundzwanzig Prozent Luftfeuchtigkeit mit einem klaren türkisblauen Himmelchen. Die Flugdauer beträgt circa vierundzwanzig Stunden. Der Start könnte es ruppig werden. Spucktüten finden Sie wie immer unter den Sitzplätzen! Ich wünsche eine angenehme Reise! Kapitän Albatross Ende.“
Kurz darauf kam eine der hübschen Stewardessen die Treppe hinauf und überprüfte, ob auch alle Schülerinnen und Schüler ihre Sicherheitsgurte angelegt hatten. Im gleichen Moment schoss weißer Dampf draußen an den Fenstern empor. Die Triebwerke waren gezündet worden und die Rakete fing an, sanft zu vibrieren.
Joshua und Peter saßen sich gegenüber und schauten aus dem Fenster. Die Menschenmassen standen mit einem großen Sicherheitsabstand um die Rakete herum und winkten nach oben. Benjamin und Grimbi konnte Joshua natürlich nicht mehr sehen, aber irgendwo da unten standen sie noch, das wusste er.
Das seichte Vibrieren ging zu einem immer lauter werdenden Dröhnen über. Lose Teile im Flieger klapperten leise mit und hin und wieder zischte etwas laut. Die beunruhigenden Umstände bereiteten Joshua ein bedrücktes, Übelkeit entfachendes Gefühl, welches langsam seine Kehle hinaufschlich.
„Gut festhalten “, meinte Peter, der mitbekommen hatte, dass Joshua ein wenig blasser um die Nase herum geworden war. „Beim Start wackelt’s ein wenig. Ist aber alles halb so schlimm! Ich bin schon einmal mit einer Rakete geflogen und das hier ist mein dritter Flug. Das ist fast genauso wie in einem ganz normalen Flugzeug.“
Die Worte beruhigten Joshua merkwürdigerweise ein wenig, obwohl er noch nie in einem richtigen Flugzeug gesessen hatte. Mathilda und Bernhard hatten nie soviel Geld übrig gehabt, dass sie sich einen weiten oder auch kurzen Flug hätten leisten können. Bei den Familienurlauben waren sie meist immer mit dem Auto losgefahren und hatten Campingtouren durch ganz Großbritannien gemacht. Joshua war bisweilen noch nicht gerade weit herumgekommen, die große weite Welt kannte er nur aus dem Radio und dem Fernsehapparat… und nun sollte er gleich die Erdumlaufbahn verlassen und zu einem anderen Planeten fliegen.
„ … was für ein Sprung ins kalte Wasser! “, dachte er und biss sich auf die Lippen, als das Dröhnen überlaut wurde und man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte.
Die Triebwerke wurden noch eine ganze Weile angeheizt und ab und zu heulten sie laut auf.
Kurz darauf meldete sich noch einmal der Kapitän zu Wort: „Noch zehn Sekunden bis zum Start. - Acht, sieben, sechs…“ Der Pilot bekam einen kurzen Hustenanfall und räusperte sich anschließend, während Joshua angst und bange wurde. „…drei…“
Dann wurde das Gedröhne so laut, dass die Worte des Kapitäns gänzlich verschluckt wurden. Das Tal unter ihnen erzitterte! Die Grashalme bogen sich im Wind und weiße Rauchwolken hüllten alles und jeden ein.
Dann erhob sich die Rakete. Ganz langsam löste sich der stählerne Koloss von der Talsohle und schwebte allmählich in die Höhe.
Als Joshua ein zweites Mal aus dem Fenster blickte , hatten sich die Rauchwolken schon wieder größtenteils verflüchtigt und darunter kamen noch einmal die vielen Menschen, Halblinge und Zwerge, die den Start mitverfolgt hatten, zum Vorschein. Sie wirkten nun noch kleiner, kleiner noch als Ameisen, aber sie winkten immer noch fleißig. Benjamin und Grimbi würden jetzt bestimmt auch fleißig am Winken sein, dachte er…
Die Bautilus gewann schnell an Höhe und hinterließ eine weiße Spur aus Wolken.
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