Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
den Bolzplatz gegangen war, denn dann wäre er jetzt bestimmt ein wenig fitter gewesen. Er wusste, dass er nicht gerade der Sportlichste war, aber dass ein paar Treppen ihm so zu schaffen machten, hätte er nie gedacht. Er überlegte, ob es wohl einen Zauberspruch geben würde, der jemanden einfach die Treppe hinaufzaubern könnte oder zumindest dem schweren Koffer Flügel verleihen könnte.
Z u seiner Überraschung fand er auf den einen Teil seiner Frage kurz darauf eine Antwort. Es hatte zwar keine Flügel, ja, es war nicht einmal ein Koffer, wohl aber eine hölzerne Truhe und sie lief auf dutzenden von kleinen Beinchen! Auf dem Weg nach oben wurden sie gelegentlich von jenen verzauberten Holztruhen überholt. Sie sausten laut trampelnd und ohne Rücksicht auf andere Leute die Treppe hinauf.
„Was…?!“, brachte Joshua nur heraus. Es verschlug ihm kurz die Sprache, als die er ste Truhe an ihm vorbeipreschte und dabei knirschende und knatschende Geräusche von sich gab.
„Die laufenden Truhen sind aus intelligentem Zauberholz gemacht“, antwortete Peter auf die unvollständige Frage Joshuas. „Das sind praktische Dinger, was?“
„Oh ja, so eine hätte ich jetzt auch gerne“, wünschte sich Joshua. „Gibt es diese Truhen irgendwo zu kaufen?“
„Ja, in der Tausendeckengasse gibt es ein en Zaubertruhenladen, aber diese intelligenten Truhen sind sehr, sehr teuer und meist nur für Leute aus gutbetuchten Häusern erschwinglich.“
Etwas wehleidig schaute Joshua einer der kleinen Truhen hinterher, die einen Moment später schon wieder hinter der Biegung der Wendeltreppe verschwunden war.
„ Den Zaubertruhen geht wohl nie die Puste aus “, jammerte er in Gedanken und setzte die mühselige Kletterpartie fort.
Er war heilfroh, als er über sich das Etagenschild mit der Nummer vierzig aufblinken sah. Mit dem nahen Ziel vor Augen meisterte er die letzten beiden Stockwerke gleich viel leichtfüßiger. Oben angekommen hielten sie nach Sitzplätzen Ausschau. Das zweiundvierzigste Deck war schon recht gut gefüllt, aber die beiden Jungen fanden noch zwei freie Plätze, und das waren sogar zwei beliebte Fensterplätze.
Das wuchtige Bullaugenfenster war mit einem goldenen Rahmen ummantelt. Es maß im Durchmesser etwa zwei Meter und reichte fast von der Decke bis zum Boden.
„Sieh dir das mal an!“, meinte Peter begeistert und zeigte nach draußen.
Nach dem anstrengenden Aufstieg fühlte sich Joshua auf einmal leicht wie eine Feder. Die Schritte auf dem ebenerdigen Deck gingen wie von selbst, und Peter hatte nicht zu viel versprochen: Der Ausblick war gigantisch!
Joshua befand sich auf Augenhöhe mit den grünen Bergen, die das gesamte Tal umspannten. An einigen Stellen, zwischen den niedrigen Ausläufern der Berge, konnte er sogar das blaue irische Meer mit seinen weißen wogenden Wellen sehen. Die Menschen, Halblinge und Zwerge, unten im Tal, waren klein wie Ameisen und nur noch als bunte Masse zu erkennen. Ab und zu sauste auch ein Halbling auf einem fliegenden Teppich am Fenster vorbei.
„Wow !“, rief Joshua und war völlig hin und weg. Er vergaß für einen Moment sogar seine kleine Höhenangst. „Das ist ja der Wahnsinn hier oben!“
„Habe ich’s dir nicht gesagt“, lachte Peter.
„Ja, die Plackerei hat sich wirklich gelohnt.“
Peter verstaute seinen Koffer in einer Klappe über den Sitzen und ließ sich dann schwungvoll in einen der bequemen Sessel fallen.
Die Sitzreihen der Passagierdecks waren sternförmig angeordnet. Jeweils acht Sitzreihen mit je vier Plätzen auf jeder Seite gab es auf jeder dieser Ebenen. Insgesamt fanden auf den Passagierdecks also j eweils vierundsechzig Personen Platz. Das zweiundvierzigste Deck war allerdings nicht einmal zu zwei Dritteln gefüllt, so dass Joshua und Peter eine Viererdoppelsitzreihe ganz für sich allein hatten.
Vor den sechs großen Bullaugenfenstern standen kleine halbkreisförmige Tischchen, auf welchen gelbe Lampen mit hellgrünen Schirm chen leuchteten. Sie waren auf den Tischen festgenietet, so wie auch alles andere, damit es während des Fluges nicht umkippte oder durch die Luft flog.
Plötzlich hallten schrille Sirene n durch die ganze Rakete. Fünfmal heulten sie auf, dann verstummten sie wieder.
„Noch fünf Minuten bis zum Start!“, sagte Peter voller Vorfreude.
Schnell verstaute auch Joshua seinen Koffer in der Klappe über dem Sitz und schnallte sich anschließend sorgfältig an. Er gab es zwar nicht offen zu, aber er
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