Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
aber eines hatten sie alle gemeinsam: Sie sind nicht umgekehrt, weil sie sonst ein Leben lang den quälenden Gedanken mit sich herumtragen hätten müssen, was wohl passierte wäre, wenn sie doch weitergelaufen wären…“
Joshua s chüttelte sich einmal, setzte ein breites Lächeln auf und ging die Fliegertreppe mit schwungvollen Schritten nach oben. Auch er war nicht so weit gegangen, um jetzt wieder umzukehren.
Die Treppe führte ihn fünfzehn Höhenmeter hinauf. Oben auf der S chwelle drückte ihm eine junge Frau mit blondem, wallendem Haar eine Broschüre in die Hände. Sie trug ein kurzes, rotweiß gestreiftes Röckchen und auf ihrem Kopf saß eine rotweiße Kappe, solche, wie sie Stewardessen trugen. Ihr roter Schmollmund und ihr liebreizendes Lächeln brachten Joshua schnell auf andere Gedanken.
Bevor er sich bei der netten Dame bedanken konnte, wurde er von nachdrängenden Menschen und Halblingen sanft weitergeschoben. Ein paar ältere Damen und Herren überholten ihn auf dem Weg zur Fliegertür und schauten dabei hektisch auf ihre Zeitmesser. Über Joshua ragte die riesige Rakete gen Himmel und ihre Spitze war so hoch, dass es ihm erneut schwindelte. Aus den zahlreichen Bullaugenfenstern schauten viele Leute hinaus, meistens Kinder mit plattgedrückten Nasen und großen, verwunderten Augen; sie winkten den Menschen unten im Tal zu.
Joshua beugte sich noch einmal über das Geländer des Ganges und fand kurz darauf Benjamin und Grimbi in der Masse unten am Fuß der Rakete. Sie winkten ihm eifrig zu , und soweit Joshua es richtig erkennen konnte, hatte Grimbi schon wieder ein kleines Bierchen in der Hand. Joshua musste schmunzeln und winkte fröhlich zurück. Kurz darauf bestieg er den stählernen Bauch des eisernen Kolosses. Die runde Öffnung glich der eines U-Bootes, allerdings war sie so groß, dass auch hünenhafte Menschen wie Bernhard problemlos hätten einsteigen können, ohne sich dabei den Kopf zu stoßen.
In einem kleinen Vorraum wurde Joshua von vier Crewmitgliedern freundlich empfangen. Es waren drei hübsche Stewardessen und eine kleine, stämmige Zwergenfrau. Sie trugen alle rotweiß gestreifte Uniformen, grinsten bezaubernd und boten allerlei Zeitschriften an, bis auf die Zwergenfrau: Sie schien die Oberstewardess zu sein und war offensichtlich schlecht gelaunt. Ihre kräftigen Arme hatte sie in die Hüften gestemmt und ihr Kinn leicht nach vorn geschoben. Sie inspizierte jeden Passagier mit kritischem Blick, wobei ihre rötlichen Augenbrauen argwöhnisch hin und her hüpften.
„Willkommen an Bord der BAUTILUS!“, sangen die drei Damen beinahe im Chor und machten einen kleinen Knicks. Dann kontrollierten sie Joshuas goldene Eintrittskarte und gaben sie ihm mit einem hübschen Lächeln wieder zurück. „Viel Vergnügen auf der Reise“, sangen sie wieder im Gleichtakt.
„…und keine Dummheiten! “, fügte die Zwergenfrau knurrend hinzu und hob anschließend ihre Nase in die Höhe, so dass ihre beiden roten Zöpfe hin und her schwangen.
„Entschuldigen Sie bitte . Wo finde ich denn meinen Sitzplatz?“, fragte Joshua frei heraus, woraufhin die Zwergenfrau langsam ihre Augenbrauen nach oben wandern ließ.
„Soll das ein Witz sein, wie?“, fragte die Zwergenfrau pampig und hob mahnend ihren Zeigefinger. „Ich mag keine Witze! Ihr Erstklässler und Grünschnäbel habt doch nichts als Blödsinn und Schabernack im Kopf, aber den werde ich euch noch austreiben. Hier an Bord der Bautilus herrscht Zucht und Ordnung, nicht so wie auf den anderen Schulfliegern!“ Die Zwergenfrau rückte ihren rotweißen Hut zurecht. „Ich werde nachher vorbeikommen und die Erstklässlerdecks inspizieren, und wenn ich da irgendeine…“
Plötzlich zog jemand Joshua unsanft beiseite und führte ihn an der Hand durch den großen unübersichtlichen Vorraum. Joshua gelang es nicht, einen Blick auf die Person vor ihm zu erhaschen. Er stolperte hinter ihr her, zwischen Menschen, Halblingen und Zwergen hindurch. In einer ruhigeren Ecke blieb der Entführer endlich stehen.
Keuchend blickte Joshua auf. Vor ihm stand ein großer Junge mit einem langen blonden Schopf. Er hielt noch einen Moment hektisch nach eventuellen Verfolgern Ausschau. Nach relativ kurzer Zeit schien er sich aber sicher zu sein, dass sie nicht verfolgt wurden und schaute Joshua mit einem befreiten Lächeln an.
Joshua musste einen kurzen Augenblick überlegen, wo er den Jungen schon einmal gesehen hatte, aber im nächsten Augenblick fiel
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